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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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hatten, waren auf Abstand gehalten, jedoch nicht vertrieben worden. Mochten sie den Ihren getrost berichten, daß diese in der Überzahl waren; was sie nicht berichten konnten, war, daß jeder ihrer Gegner im Gefecht mindestens fünf Bauern aufwog.
    Außerdem würde dem Feind eine Abteilung leichter Reiterei entgegenpreschen. Ihre Aufgabe war es, ihm die Sicht auf die Geharnischten zu versperren und bei seinem Anblick sofort zu fliehen, um ihn dadurch zu einem unbeherrschten Vorstoß zu provozieren. Sowie er nahe genug heran war und die erste Serie Pfeile abgeschossen hatte, würde man angreifen, und da die Ungarn spätestens dann sahen, daß ihnen Gepanzerte gegenüberstanden, würden sie ihre Bogen kaum ein zweites Mal spannen.
    Damit das Heer beim Stürmen nicht auseinanderriß, war den Männern befohlen worden, sich am Tempo der etwas schwerfälligeren Panzerreiter zu orientieren. Selbst diejenigen, die ein besonders schnelles Pferd besaßen, sollten ihren Kameraden nicht vorauseilen. Durch die Wucht des Aufpralls würde der Körper des ungarischen Aufgebotes so zerschmettert werden, daß sich dessen Teile nicht wieder zusammenfanden. Freilich konnte die Schlacht das Schicksal des feindlichen Heeres lediglich als eines Ganzen entscheiden, denn daß sich die Ungarn auf der Flucht niedermetzeln ließen, war in Anbetracht der Flinkheit ihrer Rösser wenig wahrscheinlich. Eine weitere Schlacht mußte daher in den Tagen danach stattfinden, wenn die einzelnen Häuflein, von haßerfüllten Bauern und den Gefolgschaften der Grafen gejagt, hungernd und frierend durch die Wälder irrten.
    Weil der stärkste Beschuß der Nomaden erfahrungsgemäß dem Zentrum galt, hatte Heinrich beschlossen, alle Panzerreiter zusammenzufassen und in der Mitte seiner Streitmacht aufzustellen. Von dieser Absicht wußte bislang nur Otto. Ein alter Brauch bestimmte, daß die Angehörigen eines Stammes auch im Reichsheer stets gemeinsam kämpften, und er wurde von den Herzögen wie ein Vorrecht gehütet. Glücklicherweise war keiner von ihnen anwesend. Die Führer der Hilfstruppen waren kleine Grafen, die es kaum wagen würden, sich unmittelbar vor einer solchen Schlacht dem König zu widersetzen. Falls doch, würde er sie gewiß rasch überzeugen; schließlich gab es gute Gründe, diese Regel diesmal zu vernachlässigen.
    Kurz nach Mitternacht wurde er von seinem Diener geweckt, der ihm außer dem Frühstück noch eine Schüssel mit verharschtem Schnee ans Bett stellte. Heinrich verrieb den Schnee auf Gesicht und Brust, trocknete sich mit einem wollenen Tuch ab, und während er etwas Brot verzehrte und dazu Wasser trank, kleidete er sich an. Als er damit fertig war, streifte er einen knielangen Panzer über, hüllte sich in einen Kapuzenmantel aus Wolfsfell und verließ das Zelt.
    Am Ausgang stockte er. So weit er sehen konnte, loderten die Feuer; die Mehrzahl der Leute war demnach wach geblieben. In Pelze gewickelt, saßen sie auf Stroh- oder Reisigbündeln und unterhielten sich gedämpft. Es erstaunte ihn, wie leise sie sprachen, ihr Gemurmel übertönte nicht einmal das Schnauben der Pferde. Weder Lachen noch Gebrüll – die Begleitgeräusche jener groben Scherze, mit denen gewöhnlich selbst die Tapfersten vor einer Schlacht ihre Furcht zu vertreiben suchten – waren zu vernehmen. Als er an eines der Feuer trat, entstand unter den Männern Bewegung, sie wollten sich erheben, doch er bedeutete ihnen, sitzenzubleiben. An ihren Blicken erkannte er, daß sie auf ihn gewartet hatten.
    »Morgen werden wir es diesen Kirchenschändern zeigen«, rief er ihnen zu. »Haut sie zusammen, daß es keine Hölle gibt, die groß genug wäre, alle ihre Toten aufzunehmen. Du oder der Ungar, nur für einen von euch beiden ist auf dieser Erde Platz, daran müßt ihr immer denken. Gott ist auf unserer Seite, und er will, daß wir mit ihnen endlich aufräumen.«
    Andächtig lauschten sie ihm. »Das werden wir, Herr König, so wahr ich Hessi heiße«, rief einer mit bebender Stimme aus. »Diese Dreckskerle glauben wahrscheinlich, daß wir schon vor ihrem Geschrei ausreißen, aber da sollen sie sich gewaltig täuschen. Wir werden sie dreschen«, er hieb mit der Faust durch die Luft, – »so!«
    Heinrich nickte ihm wohlwollend zu, seine Ergriffenheit schwand. Du zitterst nicht nur vor Kälte, Freundchen, dachte er, entgegnete aber: »Natürlich werden sie sich täuschen. Tun wir darum alles, damit sie sich deswegen nicht lange grämen müssen.«
    Unter

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