Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
gehen mit euch. Für einen alten Agnostiker wie mich ist Beten gar nicht so einfach. Aber mir scheint, ich bin kein so überzeugter Agnostiker mehr. War es Carlyle, der sagte: Wenn ein Mensch Gott aus seinem Herzen verdrängt, dann nimmt der Satan den leeren Platz ein?«
    Niemand antwortete, und Matt seufzte. »Jimmy, ich möchte mir Ihren Hals genauer ansehen.«
    Jimmy ging zu Matts Bett und hob das Kinn. Die Bißwunde schien gut zu verheilen.
    »Schmerzen? Ein Jucken?« fragte Matt.
    »Nichts.«
    »Sie haben großes Glück gehabt«, sagte Matt, sah Jimmy ernst an und lehnte sich ins Bett zurück; sein Gesicht sah erschöpft aus, die Augen waren tief eingesunken. »Ich werde die Pille nehmen, die Ben abgelehnt hat.«
    »Ich sage es der Schwester.«
    »Während ihr an die Arbeit geht, werde ich schlafen«, sagte Matt. »Später ist da noch etwas ... aber im Augenblick wollen wir es gut sein lassen.« Sein Blick fiel auf Mark. »Du hast gestern etwas Bemerkenswertes vollbracht, mein Junge. Töricht und tollkühn, aber bemerkenswert.«
    »Sie mußte dafür bezahlen«, sagte Mark ruhig und faltete die Hände. Sie zitterten.
    »Ja, und vielleicht wirst auch du bezahlen müssen. Vielleicht muß das jeder von euch. Unterschätzt Barlow nicht. Und jetzt möchte ich schlafen. Ich habe fast die ganze Nacht hindurch gelesen. Ruft mich sofort an, wenn die Arbeit getan ist.«
    Sie gingen hinaus. In der Halle schaute Ben Jimmy an und sagte: »Hat er dich an jemanden erinnert?«
    »Ja«, sagte Jimmy. »An Doktor Van Helsing aus Bram Stokers Dracula-Roman.«
    Um Viertel nach zehn Uhr ging Eva Miller in den Keller, um für Mrs. Norton, die laut Mabel Werts zu Bett lag, zwei Gläser eingelegte Maiskörner zu holen. Eva war fast den ganzen September in der rauchigen Küche gestanden und hatte sich mit Einkochen herumgeplagt, Gemüse blanchiert und eingelegt, selbstgemachte Marmelade in Gläser abgefüllt und diese mit Paraffinstöpseln verschlossen. Jetzt hatte sie wohl schon mehr als zweihundert Einmachgläser fein säuberlich auf ihre funkelnagelneuen Regale geschlichtet – Einkochen war eine ihrer Leidenschaften. Gegen Ende des Jahres, wenn der Herbst in den Winter überging und die Weihnachtsferien nahten, wollte sie Corned beef machen.
    Der Gestank überfiel Eva in dem Augenblick, in dem sie die Kellertür öffnete.
    »Pfui Teufel«, murmelte Eva und ging vorsichtig hinunter, als steige sie in verschmutztes Wasser. Ihr Mann hatte den Keller selbst gebaut und Spalten in den Fels gehauen, um den Keller gut zu kühlen. Hin und wieder kroch zwar eine Bisamratte oder ein Nerz durch die Spalten und verendete dann im Keller. Das war es, was geschehen sein mußte, obwohl Eva noch nie dort unten einen so starken Verwesungsgeruch verspürt hatte.
    Sie holte die zwei Gläser, ging die Wand entlang und schaute in jede Ecke. Der große Keller war viel ordentlicher, seit Larry Crocketts Gehilfen ihr vor zwei Jahren einen Werkzeugschuppen gebaut hatten.
    Evas Blick fiel auf die kleine Tür, die hinunter zum Rübenkeller führte. Nein, da hinunter wollte sie heute nicht gehen.
    Außerdem waren die Wände dieses Kellers aus solidem Beton.
    Unmöglich, daß sich ein Tier dorthin verirrt haben konnte.
    Doch der Geruch blieb.
    »Ed?« rief sie plötzlich aus einem unerklärlichen Grund. Der hohle Klang ihrer Stimme erschreckte sie.
    Das Wort erstarb in dem schwach erleuchteten Keller. Warum hatte sie gerufen? Was, um Himmels willen, sollte Ed Craig hier unten tun?
    Sie blieb noch einen Augenblick lang und blickte rundum.
    Der Gestank war furchtbar, einfach furchtbar.
    Mit einem letzten Blick auf die Tür zum Rübenkeller ging Eva wieder hinaus.
    Pater Callahan hörte ihren Bericht an; als die drei geendet hatten, war es kurz nach halb zwölf. Sie saßen in dem kühlen, geräumigen Wohnzimmer des Pfarrhauses, und die Sonne fiel in breiten Strahlen durch die großen Fenster. Pater Callahan beobachtete die Motten, die in den Lichtbündeln tanzten, und dachte an eine Karikatur, die er irgendwo gesehen hatte. Eine Putzfrau mit einem Besen schaut erstaunt auf den Boden; sie hat die Hälfte ihres Schattens weggekehrt. So ähnlich kam der Pater sich vor. Binnen vierundzwanzig Stunden war er zum zweitenmal mit einer absoluten Unmöglichkeit konfrontiert - jetzt wurde diese Unmöglichkeit jedoch von einem Schriftsteller, einem offenbar vernünftigen kleinen Jungen und von einem allgemein geschätzten Arzt bestätigt. Und doch blieb eine Unmöglichkeit eine

Weitere Kostenlose Bücher