Brennen Muss Salem
stand auf entweihtem Boden.
Cody bog in die Einfahrt ein. Der Packard stand vor der Garage, und als Jimmy den Motor abstellte, zog er McCaslins Revolver.
Callahan spürte sofort, wie die Atmosphäre des Ortes von ihm Besitz ergriff. Er zog ein Kruzifix hiervor – es hatte seiner Mutter gehört - und hing es neben sein eigenes um den Hals. In den herbstlichen Bäumen sang kein Vogel. Das lange Gras schien trockener zu sein und dürrer, als es die Jahreszeit bedingte; auch die Erde sah grau und verbraucht aus.
Die Stufen, die zur Vorhalle hinaufführten, waren abgebröckelt, und auf einer Säule der Vorhalle konnte man einen helleren Fleck sehen, von dem erst kürzlich ein »Betreten verboten«-Schild entfernt worden war. Ein neues Schloß funkelte blechern unter dem verrosteten alten Riegel am Haustor.
»Vielleicht ein Fenster, wie Mark -« begann Jimmy zögernd.
»Nein«, sagte Ben. »Geradenwegs durch die Eingangstür.
Wenn es nicht anders geht, schlagen wir sie ein.«
»Ich glaube nicht, daß das nötig sein wird«, sagte Callahan, und seine Stimme schien ihm nicht zu gehören. Als sie ausstiegen, führte Callahan sie an. Ein Eifer - der alte Eifer, den er verschwunden geglaubt hatte - packte ihn, als sie sich der Tür näherten. Das Haus schien sich über sie zu beugen, und aus jeder Pore des abbröckelnden Verputzes strömte das Böse.
Aber er zögerte nicht. Jeder Gedanke an einen Aufschub war verschwunden.
Ohne sich bewußt zu sein, was er tat, schlug er mit dem Kruzifix gegen die Tür.
Ein Lichtstrahl, ein scharfer Geruch nach Ozon, ein knarrendes Geräusch, als würden die Bretter selbst aufschreien. Das Oberlicht über der Tür explodierte, und im gleichen Augenblick spuckte das große Erkerfenster zur Linken sein Glas auf den Rasen. Jimmy schrie auf. Das neue Yale-Schloß lag, zu einer unkenntlichen Masse geschmolzen, auf dem Boden. Mark beugte sich nieder, um es aufzuheben, und zuckte zusammen.
»Heiß«, sagte er.
Zitternd wich Callahan von der Tür zurück und blickte auf das Kreuz in seiner Hand. »Das ist zweifellos das Merkwürdigste, was ich je erlebt habe«, sagte er.
Ben stieß die Türe auf und ließ Callahan als ersten eintreten.
In der Halle blickte Ben Mark fragend an.
»Der Keller«, sagte Mark. »Man geht durch die Küche. Straker ist im ersten Stock. Aber -« Er hielt zögernd inne. »Etwas hat sich verändert. Was es ist, weiß ich nicht. Aber etwas ist anders, als es war.«
Sie gingen zuerst hinauf, und obwohl Ben die Gruppe nicht anführte, fühlte er das Prickeln eines sehr alten Schreckens, als sie sich der Tür am Ende des Ganges näherten. Jetzt würde er, beinahe auf den Tag genau einen Monat nach seiner Ankunft, zum zweitenmal in seinem Leben dieses Zimmer sehen. Als Callahan die Tür aufstieß, sah Ben nach oben ... spürte den Schrei in sich aufsteigen und konnte ihn nicht zurückhalten.
Einen schrillen, hysterischen Schrei.
Es war jedoch nicht Hubert Marsten, der von dem Balken hing.
Es war Straker; man hatte ihn wie ein Schwein im Schlachthaus mit dem Kopf nach unten aufgehängt. An seinem Hals klaffte eine Wunde. Seine glasigen Augen starrten sie an.
Man hatte ihn ausgeblutet.
»Lieber Gott«, sagte Pater Callahan, »oh, du lieber Gott!«
Strakers Füße waren zusammengebunden und an einem Balken festgeknüpft. Ben dachte vage, daß ein Mann ungeheure Kräfte besitzen müsse, um Straker so weit hinaufzuheben, daß seine baumelnden Hände den Boden nicht berührten.
Jimmy griff an Strakers Stirn und befühlte seine Hand. »Er ist seit etwa achtzehn Stunden tot«, sagte Jimmy. Schaudernd ließ er die tote Hand wieder fallen.
»Das hat Barlow getan«, sagte Mark. Ohne mit einer Wimper zu zucken, betrachtete er Strakers Leichnam.
»Aber warum so? Warum verkehrt?« fragte Jimmy.
»Das ist ein uralter Brauch«, sagte Pater Callahan. »Man hängt den Leichnam eines Feindes oder eines Verräters so, daß dessen Kopf zur Erde zeigt.«
Ben sprach, und seine Stimme klang alt und verstaubt: »Er lenkt uns immer noch ab. Er verfügt über tausend Ränke. Gehen wir.«
Sie folgten Ben hinunter in die Küche. Einen Augenblick lang sahen sie einander an, dann die Kellertür, die nach unten führte.
Als der Priester die Tür öffnete, spürte Mark wieder den fauligen, verrotteten Geruch in seiner Nase – aber auch dieser Geruch war anders. Nicht mehr so stark. Nicht so bösartig.
Jimmy hatte eine Taschenlampe hervorgezogen, und ihr Strahl fiel auf den Boden,
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