Brennen Muss Salem
Bett.«
Folgsam, mit leerem, verstörtem Gesicht, kam Ben zu ihm.
Er setzte sich und faltete die Hände im Schoß. Seine Augen waren wie von Zigaretten gebrannte Löcher.
»Für dich gibt es keinen Trost«, sagte Matt. Er nahm Bens Hand in die seinen. Ben ließ es widerstandslos geschehen. »Das macht nichts. Die Zeit wird dich trösten. Susan ruht in Frieden.«
»Er hat uns alle zum Narren gehalten«, sagte Ben leise. »Jimmy, gib ihm den Brief.«
Jimmy reichte Matt das Kuvert. Matt las den engbeschriebe-nen Bogen, dann sagte er: »Ja. So ist er. Sein Ego ist noch größer, als ich dachte. Es macht mich schaudern.«
»Er ließ sie zum Spaß zurück«, flüsterte Ben. »Er war bereits lange fort. Ihn zu bekämpfen, heißt den Wind bekämpfen. Wir müssen ihm wie kleine Käfer vorkommen. Kleine Käfer, die zu seiner Unterhaltung hin- und hereilen.«
Jimmy wollte etwas sagen, doch Matt schüttelte den Kopf.
»Das stimmt keineswegs«, sagte er. »Hätte Barlow Susan mitnehmen können, so hätte er es getan. Niemals würde er zum Spaß einen seiner Untoten hergeben, da es ja so wenige gibt!
Überleg einmal, was ihr ihm angetan habt, Ben. Ihr habt seinen Freund Straker getötet. Nach seinen eigenen Worten habt ihr ihn sogar gezwungen, an dem Mord teilzuhaben, weil er seinen Hunger nicht bezähmen konnte. Wie schrecklich muß es für ihn gewesen sein, aus einem traumlosen Schlaf zu erwachen und festzustellen, daß ein kleiner unbewaffneter Junge dieses furchtbare Wesen vernichtet hat.«
Mit einigen Mühen setzte Matt sich im Bett auf. Ben hatte sich ihm zugewandt, und zum erstenmal, seit ihn die ändern im Hinterhof des Marstenhauses gefunden hatten, zeigte sein Blick ein wenig Interesse.
»Vielleicht ist das noch gar nicht der größte Sieg«, überlegte Matt. »Ihr habt ihn aus dem Hause getrieben, das er sich ausgesucht hatte. Jimmy sagt, daß Pater Callahan den Keller mit Weihwasser besprengt und die Türen mit unkonsekrierten Hostien versiegelt habe. Wenn Barlow zurückkehrte, müßte er sterben ... und das weiß er.«
»Aber er ist uns entkommen«, sagte Ben. »Das ist das Wesentliche. «
»Er ist entkommen«, wiederholte Matt leise. »Und wo schläft er heute? Im Kofferraum eines Autos? Im Keller eines seiner Opfer? Wo immer er schläft - glaubst du, es gefällt ihm?
Glaubst du, er fühlt sich in Sicherheit?«
Ben antwortete nicht.
»Morgen werdet ihr die Jagd beginnen«, sagte Matt und umfaßte Bens Hand fester. »Nicht nur auf Barlow, sondern auch auf alle kleinen Fische - und nach der heutigen Nacht wird es sehr viel mehr kleine Fische geben. Ihr Hunger ist niemals gestillt. Sie werden saugen, bis sie sich vollgesogen haben. Die Nächte gehören ihm und ihnen, aber bei Tag werdet ihr ihn jagen und jagen, bis er Angst bekommt und flieht, oder bis ihr ihn schreiend und gepfählt ans Sonnenlicht schleift!«
Bei diesen Worten hob Ben den Kopf. Sein Gesicht wurde von einem beinahe beängstigenden Leben erfüllt. Jetzt lag ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. »Ja, das ist gut«, flüsterte er.
»Aber schon heute nacht, nicht erst morgen. Jetzt gleich –«
Matts Hand faßte mit erstaunlicher Kraft nach Bens Schulter.
»Nicht heute nacht. Diese Nacht werden wir gemeinsam verbringen - du und Jimmy und Pater Callahan und Mark und Marks Eltern. Er weiß jetzt ... er hat Angst. Nur ein Wahnsinniger oder ein Heiliger könnte es wagen, sich Barlow zu nähern, wenn er wach ist.« Matt schloß die Augen und sagte leise: »Ich glaube, ich beginne ihn zu kennen. Er ist Jahrhunderte alt und ausnehmend klug. Er ist jedoch, wie sein Brief zeigt, auch ego-zentrisch. Warum auch nicht? Sein Ego ist wie eine Perle gewachsen, Schicht um Schicht, bis es gewaltig und giftig wurde.
Er ist voll von Stolz. Und seine Gier nach Rache muß ungeheu-erlich sein; man wird vor ihr zittern, vielleicht aber kann man sie auch nutzen.«
Matt öffnete die Augen und blickte die beiden anderen feierlich an. Das Kreuz hochhaltend, sagte er: »Das wird ihn zurückhalten; andere jedoch, deren er sich bedienen kann, wie er sich Floyd Tibbits' bedient hat, würde es vielleicht nicht aufhalten. Ich glaube, er wird versuchen, einige von uns heute nacht zu eliminieren ... einige von uns oder uns alle.«
Er sah Jimmy an.
»Ich fürchte, es war nicht klug, Mark und Pater Callahan zu Marks Eltern zu schicken. Man hätte sie von hier aus anrufen und herbitten können. Jetzt sind wir getrennt... und ich mache mir ganz besondere Sorgen um den
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