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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Jungen. Ihr solltet dort anrufen ... sogleich anrufen.«
    »Gut.« Jimmy stand auf.
    Matt sah Ben an. »Und du bleibst bei uns? Und kämpfst mit uns?«
    »Ja«, sagte Ben heiser. »Ja.«
    Jimmy verließ das Zimmer und ging zur Stationsschwester, um zu telefonieren. Er wählte rasch und lauschte mit wachsendem Entsetzen, als aus dem Hörer statt des gewohnten Summtons das Zeichen einer gestörten Leitung kam.
    »Er hat sie erwischt«, sagte Jimmy.
    Beim Klang seiner Stimme blickte die Stationsschwester auf, und sein Gesichtsausdruck erschreckte sie.
    Henry Petrie war ein gebildeter Mann. Er hatte den Doktor der Betriebswissenschaften gemacht und arbeitete in der Verwaltung einer Versicherungsgesellschaft. Die Abenteuerlust hatte Mark nicht von seinem Vater geerbt; in dessen Welt war alles völlig logisch und bis zur äußersten Präzision technisiert. Er war Mitglied der Demokratischen Partei, hatte 1972 aber dennoch Nixon gewählt, nicht weil er den Republikaner Nixon für ehrlich hielt - Petrie hatte seiner Frau oft genug gesagt, Nixon sei »ein raffinierter kleiner Greißler« -, sondern weil Nixons Gegenspieler McGovern die Wirtschaft des Landes zweifellos ruiniert hätte. Er hatte die Kulturrevolution der Sechzigerjahre mit gleichgültiger Toleranz beobachtet, weil er meinte, die mangelnde finanzielle Basis werde den Unfug ohnehin bald zum Erlöschen bringen. Seine Liebe zu Frau und Sohn war nicht esoterisch, sondern solid und unerschütterlich. Er war ein nüchterner Mann, voll des Vertrauens zu sich selbst, zu den Gesetzen der Naturwissenschaft, der Nationalökonomie und (mit gewissen Einschränkungen) zu jenen der Soziologie.
    Während er eine Tasse Kaffee trank, hörte er sich die Geschichte an, die sein Sohn und der Geistliche zu erzählen hatten, und stellte Fragen, wenn der Bericht unklar oder verworren wurde. Es hatte den Anschein, als würde er um so ruhiger, je grotesker die Geschichte klang und je mehr seine Frau June in Erregung geriet. Als Mark und Callahan geendet hatten, war es kurz vor neunzehn Uhr. Mit drei wohlüberlegten Silben sprach Henry Petrie sein Urteil.
    »Unmöglich.«
    Mark seufzte, blickte Callahan an und sagte: »Wie ich es vorausgesagt habe.«
    »Henry, meinst du nicht, wir –«
    »Warte.«
    Dieses eine Wort und seine wie zufällig erhobene Hand brachten sie sofort zum Schweigen. Sie setzte sich und legte den Arm um Mark, wobei sie ihn sanft von Pater Callahan wegzog.
    Der Junge ließ es geschehen.
    Henry Petrie blickte Callahan freundlich an. »Versuchen wir diese Wahnvorstellung, oder was immer es sein mag, wie zwei vernünftige Menschen zu analysieren.«
    »Das könnte sich als unmöglich erweisen«, erwiderte Callahan ebenso freundlich, »aber sicherlich werden wir es versuchen. Wir sind hier, weil Barlows Drohungen ganz besonders Ihnen und Ihrer Frau galten.«
    »Haben Sie tatsächlich heute nachmittag einen Pfahl durch den Körper des Mädchens getrieben?«
    »Nicht ich, Mr. Mears.«
    »Ist die Leiche immer noch dort?«
    »Wir haben sie in den Fluß geworfen.«
    »Wenn das wahr ist«, sagte Petrie, »dann haben Sie meinen Sohn in ein Verbrechen involviert. Sind Sie sich dessen be-wußt?«
    »Ja. Es war notwendig. Wenn Sie Matt Burke im Spital anrufen würden -«
    »Ach, ich bin sicher, daß Ihr Zeuge alles bestätigen wird«, sagte Petrie und hatte immer noch dieses leise, enervierende Lächeln. »Das gehört mit zu den faszinierenden Aspekten dieses Wahnsinns. Darf ich den Brief sehen, den Barlow zurückließ?«
    Callahan fluchte insgeheim. »Den hat Doktor Cody.« Dann fügte der Pater hinzu: »Wir sollten wirklich zum Cumberland-Spital fahren. Wenn Sie mit -«
    Petrie schüttelte den Kopf.
    »Unterhalten wir uns lieber noch ein wenig. Ich bin, wie gesagt, sicher, daß Ihre Zeugen verläßlich sind. Doktor Cody ist unser Hausarzt, und wir haben ihn alle sehr gern. Ich habe ebenso gehört, daß Matthew Burke eine absolut integre Persönlichkeit ist... zumindest als Lehrer.«
    »Und trotzdem?« fragte Callahan.
    »Lassen Sie mich es so ausdrücken. Würden Sie es glauben, wenn Ihnen ein Dutzend verläßlicher Zeugen erzählte, daß ein gigantischer Marienkäfer durch den Stadtpark gekrochen sei und laut gesungen habe: ›Alles neu macht der Mai‹?«
    »Wenn ich von der Verläßlichkeit der Zeugen völlig überzeugt und ganz sicher wäre, daß sie keinen Scherz machen, dann wäre ich vermutlich geneigt, ihnen zu glauben.«
    Mit dem gleichen mokanten Lächeln sagte Petrie:

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