Brennen Muss Salem
Eine "Art von psychischer Television, dreidimensional, vielleicht sogar lebendig. Von einem Monster, wenn du willst.«
Sie nahm eine Zigarette und zündete sie an.
»Jedenfalls ließ ich viele Wochen lang beim Einschlafen das Licht brennen, und zeit meines Lebens habe ich vom Öffnen und Schließen dieser Tür geträumt. Wann immer ich unter Streß stehe, kommt der Traum.«
»Wie schrecklich.«
»Nein, es ist nicht schrecklich, zumindest nicht sehr«, sagte er. »Wir alle haben unsere schlechten Träume.« Er wies auf die stillen Häuser, an denen sie entlangfuhren. »Manchmal wundere ich mich, daß die Holzplanken dieser Häuser nicht aufschreien über die furchtbaren Dinge, die in dort drinnen geträumten Träumen geschehen.« Er hielt inne. »Komm mit mir zu Evas Pension, wir können noch eine Weile auf der Veranda sitzen.
Laut Hausordnung darf ich dich nicht hineinbitten, aber ich habe ein paar Colaflaschen und einen Schluck Baccardi in meinem Zimmer, wenn du Lust auf einen Drink hast.«
»Gern.«
Die hintere Veranda war weiß gestrichen, und die drei geflochtenen Stühle schauten auf den Fluß. Der Fluß selbst war wie ein Traum. Ein Spätsommermond hatte sich in den Bäumen auf dem anderen Ufer verfangen und einen silbernen Pfad über das Wasser gezaubert. Susan konnte das leise Plätschern des Wassers hören, das über die Schleusen des Dammes hinunterlief.
»Setz dich. Ich bin gleich zurück.«
Er schloß leise die Tür hinter sich, und sie setzte sich in einen der Schaukelstühle.
Sie mochte Ben Mears trotz seiner seltsamen Art. An Liebe auf den ersten Blick glaubte sie nicht, obwohl sie der Meinung war, daß ein Begehren auf den ersten Blick (das man gemeinhin Verliebtheit nannte) oft vorkam. Ben war nicht der Mann, über den man Hymnen in sein Tagebuch schreibt. Dazu war er zu mager und zu blaß. Er sah introvertiert aus, und seine Augen ließen kaum jemals seine Gedanken erraten. Sein schwarzes dichtes Haar sah aus, als wäre es mit den Fingern frisiert und nicht mit einem Kamm.
Und diese Erzählung –
Seine beiden Bücher verrieten nichts von derlei morbiden Gedanken. ›Conway's Daughter‹ handelte von einer Pfarrerstochter, die von zu Hause fortläuft, sich einer Gruppe von Hippies anschließt und dann per Autostop quer durch Amerika fährt.
›Air Dance‹ war die Geschichte von Frank Buzzey, einem entflohenen Sträfling, der in einem anderen Bundesstaat ein neues Leben als Mechaniker beginnt und letztlich wieder verhaftet wird. Beide waren fröhliche, klare Bücher, unberührt von Hubie Marstens baumelndem Schatten.
Der Gedanke ließ ihren Blick vom Fluß fort- und zum Haus auf dem Hügel hinüberschweifen.
»Hier«, sagte er. »Ich hoffe, ich habe das Richtige gebracht.«
»Schau zum Marstenhaus«, sagte sie.
Er tat es. Oben brannte ein Licht.
Sie hatten die Gläser geleert, und Mitternacht war vorüber, der Mond beinahe verschwunden. Sie hatten über dieses und jenes geplaudert, und dann sagte Susan unvermittelt: »Ich mag dich, Ben. Ich mag dich sehr gern.«
»Ich mag dich auch. Und ich bin erstaunt . . . nein, so meine ich es nicht. Erinnerst du dich an den dummen Witz, den ich im Park gemacht hab'? Das alles scheint mehr als ein Zufall zu sein.«
»Ich möchte dich wiedersehen, wenn du willst.«
»Ich will.«
»Aber hab Geduld mit mir. Vergiß nicht, ich bin ein Kleinstadtmädchen.«
Er lächelte. »Das klingt nach Hollywood. Hollywood im guten Sinn. Soll ich dich jetzt küssen?«
»Ja«, sagte sie ernsthaft, »ich glaube, das kommt als nächstes dran.«
Er saß in einem Schaukelstuhl neben ihr, und ohne die leichte Hin- und Herbewegung aufzuhalten lehnte er sich zu ihr hinüber und küßte sie auf den Mund. Seine Lippen waren fest, und sie spürte einen schwachen Geschmack von Tabak und Rum.
Auch Susan begann zu schaukeln, und die gemeinsame Bewegung machte den Kuß zu etwas Neuem. Er wurde stärker und schwächer und wieder stärker. Sie dachte: Er probiert mich aus.
Der Gedanke erregte sie, und sie wandte sich ab, bevor der Kuß zu weit führen konnte.
»Möchtest du morgen zu uns zum Abendbrot kommen?« fragte sie. »Meine Eltern freuen sich bestimmt, dich kennenzulernen.«
»Hausmannskost?«
»Natürlich.«
»Mit dem größten Vergnügen. Seit ich hier eingezogen bin, ernähre ich mich von Fernsehmahlzeiten.«
»Sechs Uhr? Man ißt hier früh.«
»In Ordnung. Und jetzt bringe ich dich nach Hause.«
Auf dem Rückweg schwiegen sie, bis Susan das schwache
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