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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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herab und tat etwas Häßliches.
    »Du hast Angst«, sagte er.
    »Ich habe Angst«, sagte Mark. »Du nicht auch?«
    »Ja, ich hab' Angst«, sagte Ben. »Aber ich koche auch vor Wut. Ich habe ein Mädchen verloren, das ich sehr gern hatte.
    Ich glaube, ich habe sie geliebt. Wir beide haben Jimmy verloren. Du hast Vater und Mutter verloren. Sie liegen in eurem Wohnzimmer unter dem Überwurf der Couch.« Ben zwang sich zu einer letzten Brutalität. »Willst du zurückgehen und schauen?«
    Mark wich vor Ben zurück, das Gesicht von Schmerz und Entsetzen verzerrt.
    »Ich möchte dich bei mir haben«, sagte Ben milder. Er verspürte Ekel vor sich selbst und kam sich vor wie ein Fußball-coach vor dem großen Spiel. »Ich werde ihn umbringen, und ich will dich bei mir haben. Ich brauche dich.« Es war die nackte Wahrheit.
    »O. k.«, sagte Mark und blickte zu Boden.
    »Reiß dich zusammen«, sagte Ben.
    Mark sah Ben hoffnungsleer an. »Ich will es versuchen.«
    Sonnys Tankstelle an der Jointer Avenue war offen. Sonny James kam heraus, um sie persönlich zu bedienen. Sonny war ein kleiner, gnomenhafter Mann, dessen ohnedies spärliches Haar so kurz geschnitten war, daß seine rosa Kopfhaut durch-schimmerte.
    »Hallo, Mr. Mears, wie geht's? Wo ist Ihr Citroen?«
    »Nicht in Ordnung, Sonny. Wo ist Pete?« Pete Cook war Sonnys Gehilfe.
    »Ist heute nicht erschienen. Macht nichts. Wenig zu tun. Die Stadt scheint richtiggehend tot zu sein.«
    Ben verspürte ein dunkles, hysterisches Lachen in sich aufsteigen.
    »Volltanken, bitte«, sagte er. »Kann ich Ihr Telefon benützen?«
    »Natürlich. Hallo, Mark! Keine Schule?«
    »Ich mache einen Ausflug mit Mr. Mears. Ich hatte Nasenbluten.«
    »Ich habe es fast erraten. Mein Bruder litt auch daran. Es ist ein Zeichen von zu hohem Blutdruck, mein Freund.« Er ging um Jimmys Wagen herum und schraubte den Tank auf.
    Ben ging hinein und telefonierte.
    »Ich möchte mit Mr. Burke sprechen. Zimmer 402.«
    Die Stimme zögerte, und Ben wollte fragen, ob man denn Matts Zimmer gewechselt habe, als die Stimme sagte: »Wer spricht, bitte?«
    »Benjamin Mears.« Die Möglichkeit, daß Matt tot sein könnte, legte sich plötzlich wie ein großer Schatten über Ben. Konnte das sein? Nein - das wäre zuviel. »Wie geht es ihm?«
    »Sind Sie ein Verwandter?«
    »Nein, ein guter Freund.«
    »Mr. Burke ist heute nachmittag um 15.07 Uhr gestorben, Mr. Mears. Wenn Sie einen Augenblick warten wollen, werde ich nachsehen, ob Dr. Cody bereits gekommen ist. Vielleicht könnte er ...«
    Die Stimme sprach weiter, aber Ben hörte nichts mehr, obwohl er den Hörer an sein Ohr gepreßt hielt. Die Erkenntnis, wie sehr er sich darauf verlassen hatte, daß Matt ihnen helfen würde, mit diesem Alptraum fertig zu werden, legte sich wie ein schweres Gewicht auf ihn. Matt war tot. Herzversagen. Es war, als habe nun Gott selbst sein Antlitz von ihnen abgewandt.
    Nur noch Mark und ich.
    Susan, Jimmy, Pater Callahan, Matt. Alle dahin.
    Ben legte den Hörer zurück und ging hinaus. Es war zehn Minuten nach siebzehn Uhr. Im Westen hellten sich die Wolken auf.
    »Kostet genau drei Dollar«, sagte Sonny freundlich.
    Ben gab ihm drei Scheine. »Ich muß fahren, Sonny. Ich bin in Schwierigkeiten.«
    Sonny sah betrübt drein. »Tut mir leid, das zu hören, Mr. Mears. Schlechte Nachrichten vom Verlag?«
    »Das kann man wohl sagen.« Ben setzte sich hinter das Lenkrad und fuhr auf die Landstraße hinaus. Sonny blickte ihm nach.
    »Matt ist tot, nicht wahr?« fragte Mark.
    »Ja. Herzversagen. Woher weißt du es?«
    »Dein Gesicht. Ich habe dein Gesicht gesehen.«
    Es war ein Viertel nach siebzehn Uhr.
    Parkins Gillespie stand auf der kleinen gedeckten Veranda der Stadtverwaltung, rauchte eine Pall Mall und betrachtete den Himmel im Westen. Nur widerwillig wandte er seine Aufmerksamkeit Ben Mears und Mark Petrie zu. Parkins Gesicht sah traurig und alt aus wie ein Glas Wasser, das man in einem billigen Kaffeehaus bekommt.
    »Wie geht es, Inspektor?« fragte Ben.
    »Mittelmäßig«, erwiderte Parkins. »Hab Sie hin- und herfahren gesehen. Es sah aus, als sei der kleine Junge selbst ein Stück gefahren, stimmt's?«
    »Inspektor«, sagte Ben, »wir wollten Ihnen mitteilen, was sich hier abgespielt hat.«
    Ohne einen von ihnen anzusehen, sagte Gillespie ruhig: »Ich will es nicht hören.«
    Sie sahen ihn fassungslos an.
    »Nolly ist heute nicht erschienen«, sagte Parkins, immer noch in dem gleichen beiläufigen Ton. »Ich glaube, er wird

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