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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie herab. Aber sie waren keine Kinder mehr, sie konnten einen Auftrag nicht deswegen unerledigt lassen, weil sie eine unerklärliche Furcht verspürten.
    Hank stellte den Motor ab, sie gingen um den Lastwagen herum und öffneten den Laderaum.
    Da stand die Kiste. Breit, schwer, stumm.
    »Mein Gott, ich will sie nicht da hinunterbefördern!« Hank Peters schluchzte fast.
    »Los«, sagte Royal, »sehen wir zu, daß wir fertig werden.«
    Langsam schoben sie sich mit ihrer Last die Treppe hinunter, und das schreckliche Gewicht legte sich auf sie wie ein Stein.
    Die Stufen waren glitschig. Zweimal rutschte Royal aus und schrie verzweifelt: »He, paß auf, um Himmels willen!«
    Dann waren sie endlich unten. Der Plafond des Kellers war niedrig, und sie mußten sich bücken, um die Anrichte zu tragen.
    »Stellen wir sie ab«, stöhnte Hank, »ich kann nicht mehr.«
    Plötzlich schien der Keller von unheimlichen Geräuschen erfüllt zu sein. Vielleicht waren es wieder Ratten. Vielleicht aber war es etwas noch viel Schlimmeres.
    Sie liefen die Treppen hinauf, und Royal schlug die Kellertür hinter sich zu.
    Sie saßen im Lastwagen, und Hank startete den Motor, als Royal ihn am Arm packte.
    »Hank, wir haben vergessen, die Schlösser vorzulegen.«
    Beide starrten auf den Haufen neuer Schlösser, die von einem Stück Draht zusammengehalten wurden. Hank griff in die Tasche und zog einen Schlüsselbund mit fünf neuen Schlüsseln hervor. Jeder hatte ein kleines beschriftetes Schild; einer war für die Tür des Geschäfts bestimmt, vier für hier.
    »Mein Gott«, sagte er, »und wenn wir morgen wiederkommen -?«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Royal, »das weißt du ganz genau.«
    Sie stiegen wieder aus und spürten, wie der kühle Abendwind über ihre schweißbedeckten Stirnen strich. »Du schließt die hintere Tür«, sagte Royal, »ich kümmere mich um die vordere Tür und um den Schuppen.«
    Sie trennten sich. Hank ging mit klopfendem Herzen zur hinteren Tür. Alle jene Geschichten von Hubie Marsten, über die sie als Kinder gelacht, und der Spruch, den sie hinter den Mädchen hergerufen hatten, kamen ihm wieder in den Sinn:
    »Paßt auf und habet acht! Hubie holt euch heut nacht, paßt auf .. .«
    Er fuhr zusammen und ließ ein Schloß zu Boden fallen.
    »Warum erschreckst du mich so. Hast du . . . ?«
    »Ja. Aber wer geht in den Keller zurück und legt die Schlüssel auf den Tisch?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Hank tonlos, »ich weiß nicht.«
    »Werfen wir eine Münze?«
    Royal warf eine Münze in die Luft. »Kopf«, sagte er.
    Royal fing die Münze auf und legte sie auf seinen Arm. Der Adler glänzte matt.
    »Mein Gott«, sagte Hank unglücklich. Aber er nahm den Schlüsselbund und die Taschenlampe und öffnete wieder die Kellertür.
    Der Strahl der Taschenlampe fiel auf den Tisch. Auf dem staubigen karierten Tischtuch saß eine riesige Ratte und bewegte sich nicht, als der Lichtstrahl sie traf. Sie saß auf ihren fetten Schenkeln und schien zu grinsen.
    »Schsch, Ratte!«
    Die Ratte sprang von der Tischplatte und trottete fort. Jetzt zitterte Hanks Hand und der Lichtstrahl fiel einmal auf ein altes Faß, einmal auf einen Stoß Zeitungen, einmal –
    Er richtete die Taschenlampe wieder auf die Zeitungen und hielt den Atem an, als er etwas neben den Zeitungen liegen sah.
    Ein Hemd . . . war das ein Hemd? Zusammengerollt wie ein alter Fetzen. Das dahinter könnten Blue Jeans sein. Und etwas, das aussah wie ...
    Etwas schnappte hinter ihm.
    In panischem Schrecken warf er die Schlüssel auf den Tisch, drehte sich um und rannte. Als er an der Kiste vorbeikam, sah er, was das Geräusch verursacht hatte. Eines der Aluminiunibänder war aufgesprungen und zeigte jetzt wie ein Finger gegen die niedere Decke.
    Hank taumelte die Treppe hinauf, schlug die Tür hinter sich zu, hing das Schloß vor und lief zum Wagen. Sein Atem ging stoßweise und flach wie der Atem eines verwundeten Hundes.
    Vage hörte er Royals Frage, was da unten denn geschehen sei, dann legte er den Gang ein, stieg aufs Gaspedal, fuhr mit heulendem Motor um das Haus und weiter, weiter, bis zu Lawrence Crocketts Büro in der Stadt.
    Auf einmal aber, unterwegs, begann er so zu zittern, daß er stehenbleiben mußte.
    »Was war dort unten los?« fragte Royal zum zweitenmal.
    »Was hast du gesehen?«
    »Nichts«, sagte Hank Peters. »Ich habe nichts gesehen, und ich will es niemals wiedersehen.«
    Larry Crockett war im Begriff, sein Büro zu schließen und nach Hause

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