Brennen Muss Salem
wovon handelt dein neues Buch?«
»Noch nicht«, sagte er. »Wart noch ein wenig. Ich sag' es dir, sobald ich das kann. Es ... es muß sich erst herauskristallisieren.«
Genau in diesem Augenblick wollte sie sagen: Ich liebe dich, wollte es mit der gleichen Selbstverständlichkeit sagen, mit der es ihr plötzlich bewußt geworden war, aber sie hielt die Worte zurück. Sie wollte es nicht sagen, während er dorthin blickte ...
zum Marstenhaus.
Lawrence Crockett saß in seinem Büro und gab vor, die Morgenpost zu studieren, als das Telefon klingelte. Lawrence hatte an seinen geschäftlichen Aufstieg in Salem's Lot gedacht und an jenen kleinen glänzenden Wagen in der Einfahrt des Marstenhauses. Und an einen Pakt mit dem Teufel.
Schon bevor er den Vertrag mit Straker abgeschlossen hatte, war Lawrence Crockett ohne Zweifel der reichste Mann in Salem's Lot gewesen und einer der reichsten im County von Cumberland, obwohl nichts in seinem Büro darauf hinwies.
Das Büro war alt, verstaubt, von zwei gelben Glaskugeln, mit Fliegendreck darauf, schwach erleuchtet. Auf dem altmodischen Schreibtisch lagen Papiere, Akten, Bleistifte und Briefe.
Auf der einen Seite stand ein Leimtopf, auf der ändern ein mit Familienbildern geschmückter gläserner Briefbeschwerer.
Abgesehen von drei feuerfesten Aktenschränken aus Stahl und dem Schreibtisch der Sekretärin, war das Zimmer kahl.
Es gab jedoch Bilder.
Fotos und Schnappschüsse gab es überall – zusammengeheftet, in Stößen oder an irgendeine Oberfläche geklebt. Einige waren Polaroidfotos, andere Kodakfarbfotos, bereits etliche Jahre alt, die meisten aber waren verblichene gelbliche Schwarzweißaufnahmen, manche davon fünfzehn Jahre alt.
Unter jedem Foto stand eine mit Maschine geschriebene Legende: Schönes Landhaus! Herrliche Lage auf dem Hügel! Taggart Stream Road, $ 32.000,- eine Okkasion! Herrliches Bauernhaus, Burns Road. – Es sah nach einem kläglichen Geschäft aus, und das war es auch, bis Larry Crockett zu der Überzeugung kam, daß Trailer das Geschäft der Zukunft seien. In jenen längst vergangenen Tagen verstanden die Leute unter Trailer noch diese komischen silbernen Dinger, die man an das Auto anhing, um in den Yellowstone-Park zu fahren, um dort Frau und Kinder vor dem großen Geysir zu fotografieren. In jenen fernen Tagen ahnte kaum jemand - ahnten nicht einmal die Hersteller der Trailer –, daß jene silberfarbenen Dinger einmal zu fahrenden Häusern werden würden.
Larry wußte es auch nicht. Aber er ging ins Rathaus, studierte die Baugesetze und fand sie zufriedenstellend. Zwischen den Zeilen sah er tausend und abertausend Dollar. Er nahm Hypotheken und einen Kredit auf, und kaufte drei Trailer. Keine herzigen silbernen Dinger, sondern große Monster, innen mit Holz verkleidet und mit einem Badezimmer ausgestattet. Dort, wo das Land am billigsten war, kaufte er für jeden Trailer zweihundert Quadratmeter, setzte die Monster auf billige Fundamente und versuchte, sie zu verkaufen. Nachdem er den anfänglichen Widerstand der Leute, in einem Heim zu wohnen, das aussah wie ein Schlafwagen, überwunden hatte, waren die Trailer innerhalb von drei Monaten verkauft, und sein Verdienst betrug an die zehntausend Dollar.
Damals, als Straker sein Büro betrat, war Crockett bereits zwei Millionen Dollar wert. Er hatte sie mit Grundstücksspekulationen in vielen benachbarten Städten verdient (aber nicht in Salem's Lot; man scheißt nicht, wo man ißt, war Crocketts Motto). Seine Überzeugung, daß der Trend zu Trailern und mobilen Häusern enorm anwachsen werde, hatte sich als richtig erwiesen. Er scheffelte Geld.
Crockett selbst hatte seine Lebensgewohnheiten auch nach dem Geschäftsabschluß mit dem etwas beängstigenden Mr. Straker nicht geändert. Sein Büro betrat kein modischer Dekorateur, um es neu einzurichten. Er wollte keine Klimaanlage, sondern blieb seinem elektrischen Ventilator treu. Er trug immer noch die gleichen, ein wenig schäbigen Anzüge oder ein Sportjackett. Er rauchte die gleichen billigen Zigarren und ging Samstag abends zu Dell, um dort ein Bier zu trinken und eine Partie Billard zu spielen. Er beschäftigte sich immer noch mit dem Immobilienhandel, wurde zum Beirat des Stadtrates gewählt und konnte seine jährlichen Bilanzen so frisieren, daß sie stets ein kleines Defizit aufwiesen. Abgesehen vom Marstenhaus, hatte er drei Dutzend andere ziemlich verfallene Häuser in der Umgebung an der Hand. Damit ließen sich einige gute
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