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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Fenster aufging, der ich das Lachen hörte und den Fensterrahmen auf dem Rasen liegen sah, auch für mich klingt es verrückt. Aber wenn es dich erleichtert, kann ich dir sagen, daß Bens Reaktion auf die ganze Sache überaus vernünftig war. Er meinte, daß man die Theorie beweisen oder widerlegen müsse und wir sollten damit beginnen, zu –«
    Er hielt inne und lauschte.
    Als er wieder sprach, flößte ihr die ruhige Gewißheit in seiner Stimme Furcht ein. »Jemand ist im oberen Stock.«
    Sie lauschte. Nichts. »Das bilden Sie sich nur ein.«
    »Ich kenne mein Haus«, widersprach er leise. »Jemand ist im Gästezimmer ... da, hörst du?«
    Und diesmal hörte sie es. Das Knarren eines Brettes, wie Holz in alten Häusern manchmal ganz ohne Grund knarrt.
    Aber in diesem Geräusch glaubte Susan noch etwas anderes zu hören, etwas unaussprechlich Verstohlenes –.
    »Ich gehe hinauf«, sagte Matt.
    »Nein!«
    Sie sagte das impulsiv. Sie dachte: Wer glaubt denn heutzutage noch an Gespenster?
    »Gestern nacht hatte ich Angst, unternahm nichts und alles wurde dadurch nur noch schlimmer. Jetzt gehe ich hinauf. «
    »Mr. Burke -«
    Sie sprachen jetzt beide im Flüsterton. Spannung hatte ihre Körper erfaßt und machte ihre Muskeln steif. Vielleicht war jemand oben. Einer, der sich eingeschlichen hatte.
    »Sprich weiter«, sagte Matt. »Hör nicht auf, zu reden, wenn ich gegangen bin. Rede, was du willst.«
    Und bevor sie widersprechen konnte, ging er mit raschen Schritten zur Treppe. Nur einmal drehte er sich um, und sie konnte nichts in seinen Augen lesen. Dann begann er, die Treppe hinaufzusteigen.
    Der rasche Wechsel der Situation gab ihr ein Gefühl völliger Unwirklichkeit; noch vor zwei Minuten hatten sie beide die ganze Angelegenheit in aller Ruhe diskutiert. Jetzt verspürte Susan Angst. Frage: Läßt man einen Psychologen ein Jahr oder länger allein mit einem Patienten, der glaubt, Napoleon zu sein - kommen dann schließlich zwei vernünftige Leute heraus, oder haben sie beide die rechte Hand in der Weste? Antwort: Information unzureichend.
    Sie sagte: »Ben und ich wollten Sonntag nach Camden fahren - auf der Route Eins. Sie wissen, Camden ist die Stadt, wo der Film ›Peyton Place‹ gedreht wurde – aber jetzt werden wir die Fahrt wohl verschieben müssen. Es gibt in Camden eine reizende kleine Kirche ...«
    Sie stellte fest, daß sie ohne Schwierigkeiten vor sich hinplappern konnte, obwohl sie die Hände im Schoß so fest aneinanderpreßte, daß die Knöchel weiß wurden. Ihr Gehirn war klar und unbeeindruckt von all dem Gerede über wiedererwachende Tote und Vampire. Es war ihr Rückenmark, ein viel älteres Geflecht von Nerven und Ganglien, das die schwarzen Wellen der Angst aussandte.
    Die Treppe hinaufzusteigen war das Schwerste, was Matt Burke jemals in seinem Leben getan hatte. In der Tat. Nichts war jemals auch nur annähernd so schwer gewesen. Mit Ausnahme einer einzigen Sache vielleicht.
    Als Achtjähriger war er bei den Pfadfindern Mitglied einer Wölflingsgruppe gewesen. Ihr Lager befand sich eine Meile vom Haus seiner Mutter entfernt, und es war ein angenehmer Spaziergang, wenn man ihn am späten Nachmittag, also noch bei Tageslicht, zurücklegte. Auf dem Rückweg jedoch war bereits die Abenddämmerung hereingebrochen, lange Schatten legten sich allmählich über die Wege und bildeten unregelmäßige Muster - oder man mußte, wenn ein Treffen besonders aufregend gewesen war und länger gedauert hatte, in der Dunkelheit nach Hause gehen. Allein.
    Allein. Das war das Schlüsselwort, das häßlichste Wort, das die Sprache kennt. Das Wort »Mörder« konnte ihm nicht das Wasser reichen, und »Hölle« war nur ein armseliges Synonym ...
    Arn Wegrand lag eine verfallene Kirche, ein alter methodistischer Versammlungsraum, dessen Überreste bis hinüber zu einer Wiese reichten, die voll von Frostaufbrüchen und Bodenwellen war. Ging man an den starren Fenstern, hinter denen niemand mehr wohnte, entlang, so glaubte man, zu hören, wie die eigenen Schritte plötzlich lauter wurden, und was immer man vor sich hin gepfiffen hatte, erstarrte auf den Lippen. Man begann darüber nachzudenken, wie es da drinnen wohl aussehen mochte. Die umgekippten Kirchenstühle, die vergilbten Gesangbücher, der zerbröckelnde Altar, auf dem die Mäuse ihren Sabbath feierten. Man wollte wissen, was – außer Mäusen – da drinnen denn noch zu sehen sei, Verrückte oder Monster?
    Vielleicht starrten sie einen jetzt gerade an,

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