Brennende Hunde
hinsichtlich der Ermittlungen größere
Chancen, wenn er beobachten konnte, wie sich McCullum in Freiheit verhielt. Im
Van hatte die Spurensuche ebenfalls Spermaspuren entdeckt. McCullum mußte eine
Probe abliefern, was ihm ganz und gar nicht behagte, und man hatte die
Spermaproben miteinander verglichen: McCullums Sperma mit den Spuren im Van und
denen, die in Jodies Leiche entdeckt worden waren. Die in diesem letzteren Test
liegende Unterstellung, die Spermareste im Körper der Toten könnten
möglicherweise von ihrem eigenen Vater stammen, ließen McCullum endgültig die
Beherrschung verlieren. Malvick hatte ihn dort, wo er ihn haben wollte:
McCullum stand mit dem Rücken zur Wand. Natürlich stammte das Sperma im Körper
von Jodie nicht von McCullum; Malvick hatte lediglich versucht, einen Nerv bei
diesem zu treffen, und das war ihm auf ganzer Linie gelungen. Ganz
offensichtlich hatte der große Plattenmanager seine Tochter geliebt, und Malvick
war sich darüber im klaren, daß McCullum darum alles tun würde, ihren Mörder zu
finden.
„Wahrscheinlich wird er einen Privatdetektiv engagieren“,
hatte Lt. Malvick zu seinem Assistenten gesagt, „und zwar den besten und teuersten,
den er auftreiben kann.“
Weil Malvick den Plattenboß beschatten ließ, sah er sich
schon bald in seiner Vermutung bestätigt. Als der beste galt ein dubioser Typ
namens Dess, von dem man so gut wie nichts wußte, außer daß er häufig eine Bar
am Sunset besuchte und die Figur eines Sumo-Ringers besaß. Und ganz richtig
tauchte McCullum dort auf. Malvick konnte nicht wissen, daß McCullum mehr als
nur verärgert war, seinen Hintern ins Sadie’s zu tragen. Tags zuvor hatte er
mit Joe Dess telefoniert und ihn gebeten, ins Büro von World Records zu kommen.
Dess jedoch hatte erwidert: „Vergessen Sie’s! Keine Hausbesuche. Wenn Sie mich
wollen – Sie finden mich im Sadie’s, Mr. McCullum.“
Was den Van betraf, so hatte Lt. Malvick seine eigene
Theorie. Doch zunächst mußten die Morde in der Villa aufgeklärt werden. Längst
lief eine landesweite Fahndung nach Riley, doch scheinbar hatte er sich in Luft
aufgelöst. Malvick fragte sich, ob Mr. Painkiller nicht selbst das Opfer eines
Mordes geworden war, denn wie sonst konnte ein so prominentes Gesicht einfach
verschwinden, ohne irgendwo gesehen zu werden? Wie auch immer – soeben hatten
Malvicks Leute ihn von der Ankunft McCullums vor dem Sadie’s informiert. Der
Lieutenant brauchte nur zu warten und sich in einigen Tagen Dess vorzunehmen.
Vielleicht würde McCullum gegenüber dem Schnüffler etwas leutseliger plaudern.
In der Zwischenzeit würde Malvick weiterhin jene Rockstars verhören, die
Monroes Aussage zufolge ebenfalls auf der Todesparty anwesend waren. Trotz des
großen Medieninteresses, trotz des allgemeinen Aufruhrs, der herrschte, sah
Malvick der Aufklärung dieses Falles gelassen entgegen. Zeit ist der beste
Ermittler, wußte Malvick. Also wartete er.
***
Ein Song von Dolly Parton lief im Hintergrund, als
McCullum das Sadie’s betrat. Da außer dem Barmann niemand anwesend war, setzte
er sich an die Theke und orderte einen Gin Tonic. Der Song von Dolly Parton
endete, und aus den Lautsprechern war die pathetische Stimme von Willie Nelson
zu hören.
McCullum haßte Country-Musik. Und er haßte es auch, als
der Barmann erklärte, er habe keine Limonen für seinen Drink. Kein Zweifel,
sein Verdacht, jemand habe beschlossen, ihn fertigzumachen, schien richtig zu
sein. Irgendwer war darauf aus, sein Leben zu zerstören. Man hatte ihm seine
Tochter genommen, man versuchte, ihn aus dem Vorstand zu werfen, und man nahm
ihm die Würde und seinen Stolz, indem man ihn von einem selbstgefälligen
Privatdetektiv abhängig machte, der ihn wie einen Befehlsempfänger herbestellt
hatte. Seine Rache würde grausam sein. Die Mitglieder des Vorstands, Riley, Mr.
Jeel, Lt. Malvick, die Reporter, Dess – sie alle würden die Rechnung erhalten,
sobald diese schreckliche Sache ausgestanden sein würde. Sie alle würden für
die ihm angetanen Demütigungen büßen.
In McCullums Gehirn erschienen Bilder, wie er die
Betreffenden grausam quälte, und als er wieder auftauchte aus seinen Phantasien
und seine Umgebung wahrnahm, erkannte er eine junge Frau an seiner Seite, die
ihn schon über einen längeren Zeitraum angestarrt zu haben schien. Er schätzte
sie auf fünfundzwanzig, und sie war das, was man im allgemeinen eine Gothic-Lady
nannte: schwarzes Haar, schwarze
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