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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Latex-Kleidung, schwarzes Make-up. Sie starrte
ihn weiterhin an, und McCullum brauchte einen Moment, um sich nach seinen
finsteren Phantasien zurecht- und seine Sprache wiederzufinden.
    „Kann ich irgendwas für Sie tun oder starren Sie bloß?“
fragte er schließlich.
    Statt zu antworten, öffnete das Mädchen den schwarz
geschminkten Mund, und auf der Zunge erschien ein kleines Foto von Riley. Das Mädchen
hielt die Zunge ausgestreckt und sah McCullum weiterhin an, ohne die kleinste
Regung zu zeigen.
    „Was ist das?“ murrte McCullum. „Ein beschissenes Spiel?“
    Er schaute zum Barmann, aber der zuckte bloß mit den
Schultern.
    „Okay, okay“, wandte sich McCullum an die Gothic-Braut.
„Spielen wir also ein Spiel!“ Und er streckte seine Hand aus und nahm das Foto
von ihrer Zunge, worauf sie den Mund wieder schloß.
    „Und jetzt?“ fragte McCullum.
    Das Mädchen nahm die Fotografie aus seiner Hand und
drehte sie um. Eine Notiz tauchte auf: Folgen Sie ihr!
    Ohne seine Reaktion abzuwarten, wandte sich die Gothic-Lady
zur Tür und marschierte auf ihren hohen, schwarzen Stiefeln hinaus in das
gleißende Licht eines weiteren beschissenen Tages, der über Los Angeles blakte.
McCullum legt eine Zehn-Dollar-Note auf den Tresen und folgte der Braut.
    Draußen hielt ihm das Mädchen die Tür eines
schwarzfarbenen Pick-Ups auf. McCullum stieg ein, und die schwarze Lady
steuerte den Wagen in nördliche Richtung, durch Viertel, die er nicht kannte.
    „Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie beauftragt
wurden, mich zu Mr. Dess zu bringen?“ fragte er sie.
    Er bekam keine Antwort. Schweigend blickte sie nach vorn
und zeigte keinerlei Regung.
    „Was ist? Sind Sie stumm? Oder ein Zombie?“ setzte er
nach.
    Als sie wieder nicht antwortete, war McCullum verärgert.
„Tja, ist doch wirklich klasse“, legte er los. „Ich will einen Detektiv
anheuern und kriege statt dessen eine Freakshow geliefert. Morticia von der
Addams Family kurvt mit mir in der Gegend herum. Ich frage mich ernsthaft, ob
es nicht besser ist, einen anderen Mann zu engagieren, denn um ehrlich zu sein,
ich habe für solche Spielchen nichts übrig.“
    Der Wagen stoppte abrupt, und die schwarze Lady wies mit
ihrem Arm zur Beifahrertür, als Zeichen, daß er jederzeit aussteigen konnte.
    „Was soll das?“ wollte er wissen. „Wer ist dieser Dess,
daß man nicht mal den Mund aufmachen darf? – Ich will dir was sagen,
Schätzchen: Ich bin es nicht gewohnt, daß man mir auf der Nase herumtanzt.
Warum fährst du also nicht weiter und bringst mich zu ihm. Ist das okay, oder
macht es zuviel Mühe, sich normal zu verhalten?“
    Das Mädchen trat auf das Gas, und der Pick-Up setzte sich
erneut in Bewegung. McCullum hätte ihr gerne einen Ausflug in die Hölle
spendiert. Ihr Schweigen und ihre Blasiertheit hellten seine Laune keineswegs
auf.
    Sie steuerte den Wagen in eine heruntergekommene Gegend,
deren Fronten von leerstehenden Mietskasernen flankiert wurden. Vereinzelt
waren Baulücken zu sehen. Es war nicht gerade ein Ort, den ein Mann wie
McCullum für ein erstes Treffen bevorzugte, aber er wußte, er hatte keine
andere Wahl. In diesem Niemandsland aus dem Wagen zu steigen, bedeutete den
sicheren Tod.
    Endlich steuerte sie den Pick-Up auf ein verlassen
wirkendes Firmengelände, fuhr an leerstehenden Lagerhallen vorbei und lenkte
das Auto zu guter Letzt durch ein hochgezogenes Rolltor. Am Ende der Halle, in
der sie nun waren, erkannte McCullum einen Lastenaufzug. Die Gothic-Lady
steuerte den Wagen hinein, der Aufzug setzte sich in Betrieb und brachte den
Pick-Up nach oben. Dort angelangt, gab sie vorsichtig Gas. Der Wagen glitt in
einen riesigen Raum, der fensterlos schien und von einem indirekten blauen
Licht beleuchtet wurde.
    Sie dirigierte den Pick-Up zur gegenüberliegenden Wand,
stoppte, öffnete die Tür und stieg aus. Ehe McCullum reagieren konnte, war sie
verschwunden.
    „He!“ rief er ihr nach, aber er wußte, daß es zwecklos
war. Wieso machte dieser Dess dieses Treffen so verflucht geheimnisvoll? Wollte
er sich wichtigmachen? Dann war er bei ihm an der falschen Adresse. Er öffnete
die Beifahrertür und sprang aus dem Wagen.
    Das blaue Licht hatte eine beunruhigende Wirkung auf ihn.
Es war, als hätte er sich in ein böses Traumland verirrt. Im Raum herrschte
bleiernes Schweigen, so als breche im nächsten Augenblick mit lautem Getöse etwas
Irrwitziges aus dem blauen Dunkel hervor.
    „Erstklassige Show, Mr. Dess!“ rief McCullum in

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