Brennende Hunde
Mr. Sealand? Dabei bin ich derjenige, der hier ist, um zu fragen,
was Sie von mir wollen.“
„Ich verstehe nicht.“
„Meine Name ist Love, und Sie haben mich wissen lassen,
daß Sie einen Auftrag für mich haben.“
Sealands Gesichtsausdruck verriet Erleichterung. Der
Freak ihm gegenüber war nichts weiter als ein Auftragskiller, einer, der
Befehle ausführte, weil man ihn dafür bezahlte. Mit welchem Recht also spielte
diese Figur sich so auf?
„Ist Ihr Auftreten immer so theatralisch, Mr. Love? Oder
verhalten Sie sich mitunter auch weniger suspekt?“
„Schon wieder zwei Fragen, Mr. Sealand. Sie machen es
Ihren Gesprächspartnern nicht gerade einfach. Aber gut, ich bin ein geduldiger
Mensch, und ich warte.“
„Worauf?“
„Daß Sie mir meinen Auftrag erläutern, Mr. Sealand.“
„Falls ich noch die Absicht habe, Ihnen diesen Auftrag zu
geben, Mr. Love. Ich mag es nämlich nicht, wenn man einfach so reinplatzt. Ich
mag es ganz und gar nicht.“
„Ganz wie Sie wollen. Dann bekomme ich jetzt zehntausend
Dollar von Ihnen, mein üblicher Preis für die Mühe meines persönlichen
Erscheinens und einen nicht zustande gekommenen Deal. Und bitte keinen Scheck.“
„Sie fangen an, mir auf die Nerven zu gehen, Mr. Love. Verschwinden
Sie jetzt!“
„Ich habe recherchiert, Mr. Sealand. Das mache ich immer.
Sie haben eine Geliebte, Liz Corbeta. Blond, vierundzwanzig, Tänzerin. Sie
wohnt in der Union Street 242. Sie besuchen Sie jeden Dienstag und Freitag. Ich
habe Fotos von Ihnen beiden am Pool. Was würde wohl Ihre Frau zu diesen Bildern
sagen? Das kalifornische Scheidungsrecht ist, wie Sie bestimmt wissen, in
diesem Punkt ungemein streng. Nach einer Scheidung geht die Hälfte all Ihres
Besitzes an Ihre Frau, die jetzige Noch-Mrs.-Sealand. – Sie sehen also, ich bin
im Bilde. Warum gehen wir also nicht endlich zum geschäftlichen Teil über? Sie
können mir zehntausend Dollar in bar aushändigen und hören nie wieder von mir,
oder Sie informieren mich, wen ich für Sie ausschalten soll, ich nenne Ihnen
meinen Preis, Sie stimmen ihm zu, und wir zwei sind im Geschäft.“
Sealand hatte es den Atem verschlagen. Er war es nicht
gewohnt, daß man derart infam mit ihm sprach.
„Das ist Erpressung!“ rief er aus.
Love lächelte. „Sie wollen einen Killer dingen, aber
sprechen von Erpressung? Wirklich, ich hatte geglaubt, Sie wären ein Mann von Format.
– Also, wie sollen wir in Zukunft zueinander stehen? Wollen wir
Geschäftspartner sein oder wollen Sie mich weiterhin verärgern? Es liegt ganz
bei Ihnen, Mr. Sealand.“
***
Vielleicht war dieser Tag doch noch zu retten. Zufällig
war Flexy auf der Straße auf eine ehemalige Kollegin namens Easy Anne
getroffen. Beide hatten sie vor zwei Jahren im selben Laden hinter der Theke
gestanden und insgeheim gehofft, nach einer gewissen Zeit zu Stripperinnen
befördert zu werden. Der Club-Manager aber hatte ihre geringe Körbchengröße
moniert; es blieb bei dem schlecht bezahlten Job hinter der Theke.
Easy Anne jedenfalls schien sich riesig zu freuen, als
sie Flexy nun traf. Sie berichtete, daß sie für eine Künstleragentur als Köchin
arbeiten würde und die Bezahlung gar nicht mal schlecht sei. Easy Anne lachte.
„Und Musiker lerne ich auch jede Menge kennen. Fast hätte ich mal was mit Lemmy
gehabt. Aber zum Schluß war er viel zu betrunken und schlief neben mir ein. –
Übrigens, heute abend steigt eine Party in der Villa von Riley. Warum kommst du
nicht auch? Walt rief mich an und sagte, es würden jede Menge Berühmtheiten
kommen. Freie Auswahl sozusagen. Nur zieh dir was anderes an. Du siehst wie
eine Klosterschülerin aus.“
Flexy witterte ihre Chance. Irgendwen, bei dem sie sich für
ein paar Wochen würde einnisten können, würde sie auf dieser Party schon
treffen. Dumm nur, daß sie ihre Stöckel und ihr Kleid gegen dieses
Mauerblümchen-Outfit eingetauscht hatte. So brav wie sie aussah, könnte sie maximal
einen Mormonen bezirzen. Unwahr-scheinlich aber, daß sie dort bei Riley auf einen
traf. Doch die Kleidung ließ sich korrigieren. Sie hatte immer noch den Schlüssel
zu Noonas Apartment bei sich. Sie ließ sich Rileys Adresse nennen und bat Easy
Anne um ein paar Dollar für ein Taxi. Der Viewmont Drive, in dessen Nähe sich
Rileys Domizil befand, war ziemlich weit entfernt.
„Also, Schätzchen! Wir sehen uns bei Riley!“ sagte Easy
Anne. „Manson Monroe, sagt Walt, hat sich auch angesagt.“
Flexy setzte sich in
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