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Brennende Kälte

Brennende Kälte

Titel: Brennende Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Stadtmobil mit dem wartenden Fahrer darin war ihm bereits auf dem Parkplatz am Fernsehturm aufgefallen. Der Typ, der Sarah besuchte, hatte auch so ein Stadtmobilauto benutzt. Vielleicht war es der gleiche Kerl.
    Nachdem Florian Singer sämtliche Daten der Operation Mannheim auf die externe Festplatte überspielt und sie Holzer überreicht hatte, fuhren sie zurück zum Fernsehturm. Singer registrierte, dass der rote Wagen noch immer an der gleichen Stelle stand. Und noch immer saß der Fahrer hinter dem Steuer.
    Als er sah, dass der Opel losfuhr und ihm folgte, wurde er ruhig.
    Eiskalt.
    Diese Situation kannte er.
    Gefechtssituation.
    Auf der Fahrt hinunter in die Stadt beobachtete er den Wagen im Rückspiegel. Den Fahrer konnte er nicht erkennen. Er musste ihn abhängen, und unterhalb der Haltestelle Bopser hatte er endlich die Gelegenheit dazu. Er entdeckte eine freie Parkbucht und fuhr hinein. Seinem Verfolger blieb nichts anderes übrig, als an ihm vorbei weiter talabwärts zu fahren.
    Doch nach fünfzig Metern gab es eine zweite Parkmöglichkeit, und Florian Singer sah, dass der rote Wagen sie nutzte. Er stieg aus und achtete dabei darauf, dass sein Verfolger sein Gesicht nicht im Rückspiegel identifizieren konnte. Dann öffnete er die Heckklappe und kletterte in den Laderaum. Es dauerte einige Minuten, bis er die Aggregate hochgefahren hatte.
    Action Jackson.
    Er nahm die Kühlerhaube des Stadtmobils ins Visier. Feuerte eine niederdosierte Ladung. Sah auf dem Bildschirm des Laptops, wie das Vibrieren des Motorblocks abrupt stoppte. Treffer.
    Um von seinem Verfolger nicht gesehen zu werden, stieg er durch die Beifahrertür wieder vorne ein. Startete, fädelte sich in den Verkehr ein und fuhr an seinem stillgelegten Verfolger vorbei.

[ Menü ]
    Reisepass
    Am nächsten Morgen verließ Georg Dengler kurz nach neun Uhr das Haus. Gegenüber war nun ein kleines Café, eine Art Chocolaterie, eröffnet worden: Bitter & Sweet. Die Ausstattung des Cafés erinnerte ihn an einen Film mit Juliette Binoche und Johnny Depp, der in Frankreich in einer Chocolaterie spielte. Olga schwärmte für Johnny Depp, nahm Dengler sogar mit in »Fluch der Karibik«, wo er sich herzlich langweilte.
    Er nahm sich vor, demnächst das neue Café zu besuchen. Heute aber hatte er es eilig. Hinter der Leonhardskirche überquerte er die Straße beim Jazzclub Bix. Auf der anderen Seite der Hauptstätterstraße waren es nur noch wenige Schritte zum Bürgerzentrum Süd. Über eine Treppe mit braunem Belag erreichte er das Meldeamt.
    Es dauerte eine Weile, bis er sich zurechtfand. Dann begriff er die Prozedur. Er musste eine Nummer aus einem kleinen orangefarbenen Kasten ziehen. Kurz danach wurde diese Nummer auf einem Display aufgerufen, und er betrat das Großraumbüro.
    »Wir verlängern die alten Reisepässe nicht mehr. Wir stellen nur noch neue Dokumente aus«, erklärte ihm eine blonde Angestellte.
    »Sie brauchen dazu ein Passbild mit biometrischen Angaben«, sagte sie.
    Eine Stunde später lieferte er das gewünschte Bild bei der Blonden ab. Mit einem kleinen Apparat nahm sie ihm die Fingerabdrücke ab.
    Dengler hatte Verdächtigen schon oft Fingerabdrücke abgenommen. Jetzt kam er sich selbst vor wie ein Verdächtiger.
    Als er das Bürgerzentrum wieder verließ, hielt er die Bestätigung für einen neuen Reisepass in der Hand. Der neuePass würde anders aussehen als sein bisheriger, war mit einem Chip versehen, der nun seine biometrischen Angaben gespeichert hatte. Fertig sei der neue Pass, so hatte die Bearbeiterin ihm zu seiner großen Enttäuschung mitgeteilt, allerdings erst in einigen Wochen, das Amt würde Dengler benachrichtigen, wenn es so weit wäre. Aber dann konnte er endlich mit Olga in Urlaub fahren, sogar nach Chicago fliegen. Diese Vorstellung hob seine Stimmung wieder.
    Als er vor dem Basta ankam, sah er Jakob in dem Lokal sitzen. Er winkte ihm durch die Scheibe zu, betrat die Bar und setzte sich zu seinem Sohn an den Tisch.
    Zwei Schulstunden seien ausgefallen, sagte Jakob. Er habe etwas Zeit. Dengler freute sich, ihn zu sehen. Er erzählte seinem Sohn, dass er vorhabe, für zwei oder drei Wochen mit Olga zu verreisen. Eben habe er deshalb einen neuen Reisepass beantragt.
    »Einen neuen Reisepass?«, fragte Jakob und hob skeptisch die Augenbrauen. »Einen mit RFID?«
    Dengler sah seinen Sohn verständnislos an. »Einen mit RFID«, wiederholte Jakob. »Das heißt: Radio Frequency Identification. Ein elektronischer

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