Brennende Kälte
Prüfen ...«
Weber fiel ihm ins Wort.
»Herr Dengler, nichts für ungut, aber ich hab genug von diesem Irrsinn«, sagte er gereizt. »Was glauben Sie eigentlich, was bei uns los ist? Wir haben immer noch keine Spur, und jetzt fangen Sie auch noch an, mir was von Strahlen ..«
»Prüfen Sie die Handys«, sagte Dengler und legte auf.
Und war mächtig stolz auf Jakob.
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Sechster Bericht: Enttäuschung
Eines unserer Ziele war: Haus für Haus zu durchsuchen. Wir durchsuchten Haus für Haus, um die Taliban zurückzudrängen. Jedes Haus ist zu durchsuchen, hieß der Befehl. Wenn wir früh anfingen, räumten wir das erste Haus morgens um fünf. Stell dir vor, du fährst in einen Ort, kletterst aus dem Fahrzeug, stellst dich in einer Reihe auf, und dann geht's los. Es kommt darauf an, schnell in ein Haus zu kommen. Ist abgeschlossen, wird die Tür eingetreten. Hilft das nicht, wird sie gesprengt. Wir wecken sie auf. Sie erschrecken sich zu Tode, die Kinder schreien, die Frauen verfl uchen uns. Manche sind passiv, manche böse. Es ist wie ein Überfall. Wir treiben sie alle in einen Raum. Zwei oder drei von uns bleiben bei ihnen mit der entsicherten Waffe im Anschlag. Dann wird das Haus auseinandergenommen und nach irgendetwas gesucht. Nach was, wissen wir auch nicht.
Nachts hörten wir mit den Durchsuchungen auf. Oder wir warfen eine Familie aus dem Haus und schickten sie ins Nachbarhaus. Und wir schliefen dann in dem Haus bis zum nächsten Morgen. Das haben wir oft gemacht. Wir ließen dann zwei oder drei Dollar liegen, räumten unseren Müll weg, weil wir ja die öffentliche Meinung für uns gewinnen sollten, und verschwanden.
Ich hatte mir von diesem Einsatz einen Karrieresprung erhofft. Eine neue Waffe! Und ich im Erprobungsteam. Aber nach ein paar Wochen war mir klar, dass die Amerikaner nicht mal im Traum dran dachten, das neue Gerät einzusetzen. Und tatsächlich: Die beiden Füchse, in denen die Waffen installiert waren, standen in unserem Lager auf dem Flugplatz von Kandahar, und den verließen sie nicht ein einziges Mal. Die Plane entfernte ich nur, um die Geräte zu reinigen oder zu warten.
Ich machte Meldung bei dem Kontingentführer, aber der war meistens hackezu. Ich weiß nicht, ob der die Meldung weitergeleitet hat oder nicht. Dann meldete ich das Ganze der Firma, die das System entwickelt hat. Und plötzlich geschah etwas: Wir wurden mit zu Kampfeinsätzen genommen. Aber immer nur als Fußvolk. Nur als ... Was dann kam, war schrecklich.
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Studium der Bankauszüge
Am nächsten Tag saß Dengler schon früh an seinem Schreibtisch. Er studierte die Ordner mit den Bankauszügen. Zunächst prüfte Dengler die Vollständigkeit der Belege. Singer war ein ordentlicher Mensch. Alle Kontoauszüge der letzten fünf Jahre waren vollständig. Kein einziger fehlte. Für jedes Jahr hatte er einen Ordner angelegt. Die Einnahmen waren immer gleich: Sold und Auslandszulage. Dreimal waren Reisekosten für einen Seminarbesuch von der Münchner MensSys AG GBDS überwiesen worden. Auch die Ausgaben waren übersichtlich: die für Miet- und Haushaltskosten. Da waren Abbuchungen der Kfz-Versicherung, Lebensversicherung und private Ausgaben: ein Wintermantel, hin und wieder ein Restaurantbesuch, ein neuer Computer – nichts Ungewöhnliches. Dazu Barabbuchungen in üblicher Höhe. Die MensSys AG kannte er. Ein großer internationaler Elektronikkonzern. Er notierte sich GBDS. Vermutlich stand GB für Geschäftsbereich. Was DS hieß, wollte er nachfragen.
An dem Tag, als Singer aus dem Hamburger Krankenhaus gefl ohen war, hatte er mit der Kreditkarte eine kleine Rechnung in der Kantine bezahlt: 8,45 Euro. Nicht gerade ein Indiz für eine geplante Fluchtvorbereitung.
War Singers Leben immer schon so aufgeräumt gewesen? Er versuchte sich zu erinnern. Wie sah sein Zimmer aus, als er damals auf dem Dengler-Hof gewohnt hatte? Er wusste es nicht mehr.
Das Telefon riss ihn aus seinen Überlegungen.
»Volltreffer, Dengler. Beide Handys wurden durch elektronische Einwirkung zerstört.«
Es dauerte zwei Sekunden, bis er Hauptkommissar Webers Stimme erkannte.
»Nicht ein einziges der drei Handys wies Anzeichen vonFeuer- oder sonstigen externen Hitzeeinwirkungen auf. Die beiden Stuttgarter Toten hatten die Geräte noch in den Hosentaschen, der Mannheimer Tote wollte wohl noch seine Frau anrufen. Das war allerdings sinnlos, so tief unter der Erde.«
»Haben Sie mal über meine Strahlentheorie
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