Brennende Kälte
Computertastatur.
»Du weißt ja, dass ich dir das eigentlich nicht sagen dürfte ...«
»Das weiß ich.«
»Zugelassen auf einen Klaus Holzer. Wohnhaft in Calw in der Hermann-Hesse-Straße 56.«
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In der Höhle
Dass er hier in der Höhle saß! Florian Singer hatte schon lange nicht mehr über sein Leben nachgedacht. Wie würde es weitergehen? Er wusste es nicht. Er hatte Grenzen überschritten, die kein Mensch überschreiten sollte. Das wusste er. Manchmal. Aber etwas saß in ihm, das ihn zwang, das alles zu wiederholen. Immer wieder eine solche Situation herzustellen, die er damals in den afghanischen Bergen nicht ausgehalten hatte. Damit verbunden war der Geruch nach verbranntem Fleisch, der ihm unerträglich war und ohne den er nicht mehr leben konnte. Seine Frau und seine beiden Kinder hatte er verlassen, aber gleichzeitig quälte ihn eine irre Eifersucht. Abend für Abend, Nacht für Nacht stand sein dunkler Kastenwagen in der Nähe ihres Hauses, und er überwachte sie, sah ihr zu, bei allem, was sie tat, mit den technischen Möglichkeiten, die diese Waffe ihm bot.
Ob er jemals wieder ein normales Leben führen könnte, wusste er nicht. Aber die einzige Chance, aus alldem wieder herauszukommen, lag darin, genau das zu tun, was die Leute von ihm verlangten. Die Leute, die ihm diese Waffe gegeben hatten.
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Die falsche Fährte
Dengler schob die Unterlagen auf seinem Tisch hin und her. Er wusste nicht weiter. Er fahndete nach einem fahnenflüchtigen Soldaten, den die Feldjäger jedoch nicht suchten, hinter dem aber das BKA her war.
Warum?
Er hatte nur eine einzige Spur. Er musste Klaus Holzer rund um die Uhr überwachen. Aber wenn es Florian Singer gewesen war, der ihn abgeschüttelt hatte, indem er die Elektronik des Stadtmobils zerstörte, dann hatte er auch Klaus Holzer gewarnt. Die beiden würden sich nicht mehr treffen. Diese Spur war tot.
Er könnte dem BKA eine falsche Spur legen. Aber ob ihm das helfen würde? Er wusste es nicht.
Wenn Scheuerle Singer suchte, würde er Sarah Singers Telefon überwachen.
Dengler griff zum Hörer und wählte ihre Nummer. Es meldete sich der Anrufbeantworter.
»Hallo, Frau Singer«, sagte Dengler, »ich habe Ihren Mann gefunden.«
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Fassungslos
In den ersten Kriegswochen war Katharina Petry in bester Laune. Die beiden Systeme waren wohlbehalten und funktionstüchtig in Kandahar angekommen und warteten auf ihren Einsatz. Am liebsten hätte sie ein eigenes Team hingeschickt. Oder wäre selbst hingeflogen. Aber das war unmöglich, und sie wusste das. Der erste Echtzeiteinsatz! Die Systeme würden alle Daten auf externe Festplatten schreiben, und die Erlanger Entwicklungsingenieure warteten dringend auf diese Daten.
Wenn alles lief, würde sie keine Hemmungen haben, den Vorstandsposten einzufordern. Sie würden ihn ihr nicht mehr verweigern können. Denn mit dieser erfolgreichen Systementwicklung stünden ihr die Türen in jedem Rüstungskonzern der Welt offen.
Als sie nach sechs Wochen noch keine Nachrichten aus Afghanistan erhielt, wurde sie unruhig. Vom Leitzentrum der Bundeswehr in Potsdam erhielt sie die Auskunft, dass die Systeme noch nicht im Einsatz seien.
Warum nicht?
Dann meldete sich Florian Singer per E-Mail. Er berichtete, dass die Amerikaner gar nicht daran dächten, die Deutschen zu ernsthaften Einsätzen einzuteilen. Eine Änderung dieser Situation sei nicht in Sicht.
Die Lobby-Maschine der MensSys AG lief auf Hochtouren. Briefe, Memos, Gespräche, Konferenzen, Drohungen, Versprechungen, Zahlungen und Zahlungsversprechen. Dann endlich die Nachricht: Das Kanzleramt habe erreicht, dass die deutschen Truppen in Kandahar besser in die amerikanischen Operationen eingebunden würden.
Doch die Nachrichten von Singer waren niederschmetternd. Die Systeme hatten noch nicht ein einziges Mal ihreParkpositionen verlassen, und es sah nicht so aus, als würde sich das ändern. Die deutsche Spezialtruppe würde nun zwar als Infanterie eingesetzt, aber mehr sei nicht zu erwarten.
Erneut kurbelte Katharina Petry die Lobby-Maschine an. Doch nach einigen Wochen kam die Auskunft direkt aus dem Kanzleramt: Man habe leider keinen Einfluss auf die operativen Entscheidungen des amerikanischen Generalstabs. Weitere Interventionen von deutscher Seite seien daher nicht zielführend.
Katharina Petry tobte. Sie war so weit gekommen! Und nun? Ihre Ingenieure sagten, sie brauchten die Daten, sonst würden sie nicht einmal die Version von Delta
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