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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Bock. »Ich konnte nichts dagegen tun«, verteidigte er sich, sobald er Estra und Pashtak sah. »Es waren zu viele.«
    Wieder erklang ein lautes Rufen, und die versammelten Nicti warfen sich auf den Boden. Ein Name wurde unentwegt wiederholt und steigerte sich zu einem anhaltenden, ab‐ und anschwellenden Laut.
    »Sie beten Euch an«, sagte Simar ehrfürchtig. »Nennen Euch Göttin.«
    Pashtaks Nackenhaare richteten sich auf, und auch
    schauderte. »Wir wissen, dass es nicht so ist«, flüsterte sie dem Nicti zu und stieg ein. »In einem halben Jahr wird es sich
    entscheiden, wie es weitergeht.«
    »Ein halbes Jahr«, wiederholte Simar und verbeugte sich.
    Pashtak schwang sich in das Gefährt, und sie rollten davon, umgeben von Geschenken und einem Heer aus Fremden. Che Rufe vernahmen sie noch, nachdem sie Ammtara längst wieder betreten hatten. Was würden die Nicti tun, wenn sie erkannten, dass es keine Göttin gab?
    »Die Gewissheit ist schrecklich.
    Vekhlahti ist niedergebrannt, vernichtet von den
    eigenen Bewohnern.
    Sie wussten sich nicht mehr anders gegen den Qwor zu helfen, der unsichtbar durch die Stadt schlich und einen Menschen nach dem anderen tötete.
    Wir haben einige Flüchtlinge aufgenommen, und sie sagen, sie hätten die Umrisse des Qwor im Qualm erkennen können. Ich will ihnen nicht glauben, dass die Kreatur inzwischen eine Höhe von elf Schritt erlangt hat.«
    Aufzeichnungen des ehrenwerten Sintjop, Bürgermeister Bardhasdrondas, gesammelt in den Archiven zu Neu‐Bardhasdronda

    Kontinent Ulldart, Königreich Tersion, Baiuga, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.) Baiuga, die stolze Stadt, starb.
    Die Galeeren feuerten ihre leichteren Brandgeschosse bis beinahe in den letzten Winkel der Stadt, und wohin die Katapulte nicht gelangten, sorgte Funkenflug für eine Ausweitung der Katastrophe. Die Angorjaner und der Wind gierten nach der Auslöschung der Hauptstadt. Lediglich der Palast ragte unversehrt über den brennenden
    Dächern auf, auch wenn es schwieriger wurde, ihn durch den
    Rauch hindurch zu sehen. Er erschien den Überlebenden wie ein Zeichen der Götter, wie eine himmlische Zufluchtsstätte, in der es keine Flammen, keinen Tod und keine Not gab. Nech stand auf dem Oberdeck seiner Galeere, die im Nordteil des Hafens unmittelbar an der Kaimauer lag, und verfolgte den Untergang. »Sie haben mich herausgefordert und erhalten eine Lektion, die hoffentlich ganz Tersion versteht«, murmelte er und biss die Zähne zusammen. Die Wunde schmerzte. Wenigstens lebte er, was man von Caldüsin und seinen Begleitern nicht sagen konnte.
    Die braunen Augen schweiften über das Inferno, das durch die hereinbrechende Nacht an Faszination gewann. Es war das erste Mal, dass er eine Stadt auslöschte. Eine Feuertaufe, im wahrsten Sinn des Wortes.
    »Sie greifen wieder an!«, rief einer der Späher, die in den Masten saßen. »Sie kommen über die Westseite.«
    Nech erblickte die vielen kleinen Gestalten, die geduckt über die Reste der Hafenmauer gerannt kamen; jede hatte einen Rucksack oder einen Sack auf dem Rücken, manche trugen einen Gegenstand zu viert oder fünft. »Die Katapulte sollen sie sofort unter Beschuss nehmen«, sagte er zum Tei‐Nori der Galeere. »Ich will keine weiteren Verluste.« Dabei sah er hinüber zu den beiden gesunkenen Schiffen, die als kokelnde Wracks im Hafenbecken auf Grund gelaufen waren.
    Die Einwohner der Stadt wehrten sich. Mit selbstgefertigten Schleudern, brennendem Petroleum auf dem Wasser und unentwegten Angriffen mit kleinen Booten oder todesmutigen Schwimmern. Bislang mit mäßigem Erfolg. Die Tatsache, dass sie überhaupt Erfolge verzeichneten, ärgerte Nech. Er wollte schon lange in Alanas Palast sitzen und die Annehmlichkeiten genießen, wie es die Regentin getan hatte. Nur zu gut erinnerte er sich an die vielen hübschen Dienerinnen, die dort auf ihn warteten.
    Ein Schwärm aus Armbrustbolzen surrte zu ihnen herüber und ging auf dem Vordeck nieder; laute Schreie hallten durch die Nacht.
    »Sie sollen endlich schießen!«, schrie Nech den Tei‐Nori an. »Worauf wartest du?«
    »Die Katapultisten sehen sie schlecht«, verteidigte der Mann seine Leute.
    »Das ist mir gleich.«
    »Wir haben zu wenige Geschosse übrig, Kaiser. Wir können es uns nicht mehr erlauben, blindlings nach den Gegnern zu schießen.« Er schluckte und befahl, die gegnerischen Bolzen einzusammeln, die noch intakt waren. Darunter fielen auch diejenigen, die in den Körpern von

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