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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gleich darauf eilte er hinaus, Stoiko lief neben ihm her.
    Zvatochna war in Bedrängnis geraten. Die Untoten hatten sie eingekeilt und ihre Angriffe dabei ununterbrochen geführt. Gleichzeitig griff ihre Macht nicht. Was kein Leben besaß, konnte sie nicht zu Tode erschrecken. Lodriks Macht war der ihren überlegen, somit gelang es ihr nicht, den Leichnamen ihren Willen aufzuzwängen. Die Schneiden fügten ihr Schnitte in die Arme und in die Brust zu, ihr schwarzes Kleid klaffte auseinander, und aus den Wunden sickerte Blut. Viel Blut. Lodrik nahm es mit Erstaunen zur Kenntnis. Sie musste einen Weg gefunden haben, die Seelen für ihre Dienste zu entlohnen, ohne sich dabei so zu schwächen wie er. Seine mitgebrachten Seelen und die von Zvatochna beschworenen waren unterdessen verschwunden. Anscheinend hatten sie sich gegenseitig vernichtet.
    »Wie fühlt es sich an, gegen jemanden zu kämpfen, der dir mindestens ebenbürtig ist?«, fragte er und beschränkte sich darauf, sie bei ihrer letzten Schlacht zu beobachten. Er labte sich an ihren Qualen, die er in dem alten und zugleich jungen Gesicht erkannte. Zvatochna sandte einen weiteren Leichnam auf den Marmor, es blieben noch elf Gegner zu überwinden, ehe sie gegen ihren Vater antreten musste. »Ebenbürtig?« Sie sprang zur Seite, brachte den Tisch zwischen sich und die Angreifer und hielt das Schwert hoch. »Es endet heute für dich, nicht für mich!«
    Unerwartet flogen neue Seelen aus dem Kamin hervor und warfen sich gegen Lodrik. Es waren kein Dutzend, auch nicht zwanzig oder dreißig. Plötzlich stand er einhundert Essenzen von Menschen gegenüber, die ihn wie wütende Insekten umkreisten, ihn anschrien und beschimpften. Sie wirbelten um ihn herum und wagten es nicht, ihn anzugreifen, weil sie erkannten, dass er starke Kräfte besaß. Eine Berührung, und ihre zerbrechliche Existenz wäre vernichtet. Lodrik wich zurück. So etwas hatte er noch niemals erlebt, das Stimmengewirr brach über ihn wie ein Unwetter herein. Das allgegenwärtige Jammern überlastete seinen Verstand, lähmte jeglichen vernünftigen Gedanken. Er presste sich die Hände gegen die Ohren und wusste, dass es nichts brachte.
    Verzweifelt versuchte er, eine Wolke voller Bedrohung um sich herum zu erzeugen, um die Seelen in die Flucht zu schlagen.
    Vergebens.
    Sie kreisten und schrien, zehrten von seiner Geisteskraft und versuchten, ihn in den Wahnsinn zu treiben. Zvatochna hatte sich einen hervorragenden Plan zurechtgelegt, mit dem er in seinen dunkelsten Albträumen nicht gerechnet hatte.
    »Bardric!«, vernahm er eine bekannte Stimme durch das grässliche Tosen, die alles überlagerte. »Gib nicht auf!« Vor ihm materialisierte Soscha in ihrer schimmernden, menschlichen Geistform. »Du wirst dich nicht von ihnen besiegen lassen.«
    Lodrik schaute sie an. »Wäre es nicht das, was du dir immer gewünscht hast?« Ein solches Kopfweh tobte in seinem Schädel, dass er glaubte, der Knochen werde zerspringen. Er sank in die Knie.
    »Du wirst früh genug sterben«, sagte sie schneidend. »Aber
    zuerst bringst du in Ordnung, was du angerichtet hast.« Sie drehte sich nach links und hielt eine Hand in die rotierende, leuchtende Wand aus Seelen. Ihre Finger glitten durch sie hindurch, als sei sie aus Wasser. Mit raschen Bewegungen schuf sie einen Durchgang für ihn und hielt ihn aufrecht, während die Seelen lautstark protestierten.
    »Stell dich deiner Tochter, Bardric, ehe sie entkommt.«
    Mehr torkelnd als gehend, entkam er den Seelen. Vor ihm lag das Zimmer, teils von Licht durchflutet und zugleich mit dichten Qualmwolken gefüllt. Zvatochna fällte soeben den letzten Soldaten. Lodrik schaute rasch über die Schulter und sah, dass Soscha sich den Seelen entgegenstellte. Ein helles Leuchten ging von ihr aus; geblendet schloss er die Augen und blickte wieder nach vorn. Soscha entwickelte eigene, erschreckende Kräfte.
    Zvatochna senkte das blutverschmierte Schwert. »Kannst du nicht endlich sterben, Vater? So wie es Govan damals gewollt hatte?«
    »Damit du ungestört weiterführen kannst, was ihr beiden Ausgeburten des Bösen begonnen habt?«
    Die junge Greisin lächelte. »Eine Ausgeburt des Bösen? Dabei bin ich lediglich dein Fleisch und Blut.«
    »Was meine Schuld noch größer macht.« Er tat einen Schritt auf sie zu. »Lass uns herausfinden, wie man eine Nekromantin töten kann.«
    »Ich zeige dir, wie man einen Nekromanten tötet.« Sie rieb das Schwert mit der breiten Seite über eine ihrer

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