Brennende Kontinente
entscheiden. Tokaro warf einen letzten Blick in den Raum. »Hoffen wir, dass ich mich nicht wieder verbergen muss, Angor«, murmelte er, löschte die letzte Flamme und zog die Tür zu. Sie marschierten durch den Wald zurück zur Burg. Dabei hatte Tokaro den Eindruck, dass Gän ihm etwas sagen wollte.
Doch das Sumpfwesen schwieg.
Als sie Angoraja erreichten, erwartete sie die nächste Überraschung.
»Es gibt kein Wild mehr bei uns, die Wälder sind
leer gefressen.
Wir haben eine zerstörte Wolfsfalle gefunden, die vollkommen verbogen und zerbissen ist. Die Zähne des Qwor zerbrachen das Eisen und sprengten die Haltebolzen, als bestünden sie aus Holz. Und die Fußabdrücke sind wieder gewachsen. Die Längsspanne beträgt etwas mehr als zwei Hände. Bleiche Göttin ‐ stehe uns bei!«
Aufzeichnungen des ehrenwerten Sintjep, Bürgermeister Bardhasdrondas, gesammelt in den Archiven zu Neu‐Bardhasdronda
Kontinent Ulldart, Königreich Borasgotan, 120 Warst südwestlich von Amskwa, Winter im Jahr ½ Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
Der Schlitten mit Norina und Stoiko flog über die verschneite Waldstraße. Vorweg sprengte Waljakov, der sich unentwegt nach allen Seiten umsah, als fürchte er einen Überfall aus dem Schutz der kahlen Bäume. Doch die kleine Reisegesellschaft wurde nicht angegriffen, weder hier noch auf der bisherigen schnellen Reise aus der Hauptstadt Borasgotans in Richtung tarpolische Grenze. Auch folgten ihnen keine Soldaten, Modrak oder irgendwelche Geister. Einzig und allein Krähen begleiteten sie nach Südwesten, was allerdings ein Zufall und keine Absicht war.
Waljakov, mit einem grauen Mantel und einer Pelzkappe gegen die Kälte versehen, erkannte am Atmen seines Rappen, dass das Tier am Ende seiner Kräfte angelangt war. Nicht anders erging es den Pferden, welche den Schlitten zogen. So sehr er es ablehnte, sie mussten eine Rast einlegen, wenn ihnen die Tiere nicht mitten auf der Straße in der Ödnis zusammenbrechen sollten. Er sah durch den sich lichtenden Wald eine Bauernsiedlung in der Nähe der Straße und wies den Kutscher an, darauf zuzuhalten, dann ließ er sich zurückfallen auf die Höhe des Fensters, hinter dem Stoiko bereits wartete. Die Richtungsänderung war natürlich bemerkt worden. Stoiko klappte die Scheibe nach unten. »Eine Rast?«
»Die Pferde brauchen Ruhe.«
»Es wird ohnehin bald Nacht.« Stoiko schaute zu dem Hof. »Eine gute Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten, etwas zu essen und zu schlafen, ohne dass man durch das ständige Geruckel geweckt wird. Nach einer Reise in einer Kutsche weiß man selbst ein schlechtes Bett zu schätzen.«
Waljakov nickte und setzte sich an die Spitze. Bald standen sie vor dem Gehöft, das aus drei kleinen Steinhäusern bestand, um die sich zahlreiche Meiler erhoben. Zwei Knechte, die beim Holzhacken waren, schauten den Schlitten verwundert an, wagten sich aber nicht näher heran.
»He, du.« Waljakov zeigte auf den Linken und glitt aus dem Sattel. »Lauf und hol den Herrn. Ich habe mit ihm zu sprechen.«
Die Tür des mittleren Hauses wurde geöffnet, eine ältere weißhaarige Frau und vier Männer unterschiedlichen Alters, ganz offensichtlich ihre Söhne und mit Äxten bewaffnet, traten heraus. Sie trugen lange, bunte Pelzmäntel aus Hasen‐und Eichhörnchenfellen. Ihre Gesichter waren allesamt breit, nicht hübsch und sehr grob, als habe man vergessen, ihnen Feinheiten zu geben. »Was wollt Ihr?«
Waljakov, in dem Mantel doppelt so breit wie sie, stapfte auf sie zu. Ihre Söhne schoben sich schützend vor sie. Seine grauen Augen schweiften über ihre Gesichter. »Unterkunft. Keinen Streit.« Seine mechanische Hand langte an den Gürtel und nahm einen Lederbeutel hervor. »Wir bezahlen gut. Versorgt die Pferde und gebt uns ein Nachtlager.«
Sie schaute an ihm vorbei zur Kutsche, aus der sich Stoiko geschoben hatte und auf die Gruppe zuhielt. Er fürchtete, dass die undiplomatische Art und Weise des Hünen zu allem, nur nicht zu einer Übernachtungsmöglichkeit führte. »Und für wen?«
»Eine Edeldame und ihre beiden Leibwächter.« Waljakov versuchte nicht einmal zu lächeln. »Seid Ihr dazu in der Lage, oder sollen wir einem anderen unser Geld geben?«
»Was mein grimmiger Freund sagen möchte«, sprach Stoiko und nickte den Männern sowie der Frau zu, »ist, dass wir uns sehr freuen würden, bei Euch die Nacht verbringen zu dürfen. Wir erwarten nicht viel und werden Euch nicht zur Last fallen.«
Das
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