Brennende Kontinente
Antlitz des Mannes sehr gut ein. »Sie wird den Jungen mit sich genommen haben.« Ein Gedanke machte sich in seinem Verstand breit. »Was wisst Ihr über Elenja?«
Lukaschuk musterte ihn verwundert. Anscheinend versuchte er noch immer, eine Lösung für die Lage zu finden, schwankte zwischen Abzug und Angriff. »Was sollte mit ihr sein?«
»Dann wisst Ihr, dass sie in Wirklichkeit Zvatochna ist, die Tochter von Aljascha? Sie wurde nach ihrem Ableben zu einer Nekromantin, einer Magierin, die sich dem Tod verschrieben hat«, offenbarte Stoiko. »Sie hat eine Falle gestellt, um Aljascha und Norina zu töten und sie als Untote, die von ihrem Willen gesteuert werden, zurück in ihre Reiche zu senden. Marionetten. Mehr nicht.«
»Was?« Lukaschuk erinnerte sich an die Gerüchte, die über Lodrik Bardic kursierten. Dass er sich verändert hätte und seltsame Kräfte besäße; dass es in Ulsar einen Geist in der Verlorenen Hoffnung gegeben habe, der Tod brachte und aussah wie der ehemalige Kabcar.
»Vielleicht möchte sie Vahidin ebenfalls töten, um ihn zu »Der Junge wäre für Euch und die Tzulani wertlos.«
»Das ... wagt sie nicht.« Lukaschuk blickte Stoiko ins Gesicht und versuchte, darin Wahrheit oder Lüge zu ergründen. »Ich lasse das gesamte Anwesen von meinen Leuten durchsuchen. Finde ich Vahidin, lasse ich Euch allesamt töten, weil Ihr mich belogen habt. Ist er nicht hier, ziehen wir ab und suchen ihn an einem anderen Ort.«
Norina stellte sich vor ihn. »Was wird aus uns?«
Lukaschuk lächelte. »Ich weiß, wer Ihr seid, Kabcara Norina. Es gibt Leute in Tarpol, die mir für Euren Tod die Hälfte ihres Besitzes gäben. Doch er nützt mir nichts. Jedenfalls in diesem Augenblick und ohne Vahidin. Lebt also bis dahin unbeschwert weiter und denkt an diesen Tag.« Er bemerkte, dass sich Waljakov zu einem Angriff bereit machte, und wich zwei Schritt zurück, außerhalb der Reichweite des Kriegers. »Leistet keinerlei Widerstand«, erinnerte er noch einmal an seine Ankündigung und hob die Hand.
Sofort eilten seine Leute herbei und durchstöberten die Gebäude, sogar die Meiler, die Stube, in der sich die Verwalterin, ihre Söhne und Gäste befanden. Stoiko zählte die Männer und kam auf nicht weniger als vierzig. Mit den wenigen Kämpfern, die er besaß, eine kaum zu überwindende Übermacht.
Die Tzulani fanden vieles, von den Einnahmen der Kohlenmeiler über Schmuck, Briefe und offensichtlich unterschlagenes Geld unter Dielenbrettern in dem Zimmer, in dem Norina und die anderen standen, aber keinen Vahidin.
Lukaschuk und seine Begleiter verschwanden ohne weitere Worte zu verlieren die Straße hinab. Sie hatten nichts mitgenommen, keine Münzen, keinen Schmuck. Sie waren keine gewöhnlichen Räuber. Balja fiel auf die Knie, sobald die Tzulani gegangen waren,
ihre Söhne taten es ihr nach. »Hoheitliche Kabcara, verzeiht
meinen unfreundlichen Empfang und ...«
Norina reichte ihr die Hand und zog sie auf die Beine. »Ich
habe mich nicht zu erkennen gegeben, somit trifft dich keine Schuld«, lächelte sie freundlich. »Nimm meine Entschuldigung für den Zwischenfall, der uns betraf und dir Ungemach bereitete. Ich bin sehr erleichtert, dass niemand zu Schaden kam. Abgesehen von dem Fenster. Für das ich natürlich auf‐
kommen werde.«
»Auch wenn sie genug Geld besitzt«, grummelte Waljakov mit einem Blick auf den dreckigen Leinenbeutel, in dem Münzen klimperten.
Balja lief rot an. »Es ist mein Auskommen für die späteren Jahre ...«
Norina winkte ab. »Du darfst Elenja so viel schädigen wie du möchtest. Doch behalte alles, was du soeben erfahren hast, für dich. Wenn ich mir dein Schweigen erkaufen muss, nenne den Preis. Wenn deine Lippen auch ohne Tribut versiegelt sind, ist dir meine Anerkennung gewiss.«
»Meine Söhne und ich werden über das schweigen, was hier geredet wurde«, versprach Balja aufrichtig. »Ich lasse Euch das Essen bringen, hoheitliche Kabcara, und werde die Kammern ein weiteres Mal herrichten. Ich fürchte, die Tzulani haben Unordnung hinterlassen.« Sie verneigte sich und verließ mit ihren Söhnen zusammen den Raum.
Waljakov schob kurzerhand den schweren Schrank vor das geborstene Fenster, damit die kalte, winterliche Abendluft nicht hereinwehte. Stoiko feuerte den Ofen neu an, und sie setzten sich darum herum.
»Mit ein wenig Beistand der Götter haben wir die Tzulani soeben auf Zvatochna gehetzt«, sagte Stoiko bedächtig. »Sie
werden sie verfolgen und Vahidins
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