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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihn entsetzt an. »Es geht um das Leben Tausender Menschen! Was kann wichtiger sein als
    das?«
    »Das Leben eines Menschen«, erwiderte Tokaro kühl. »Eines Menschen, der mir alles bedeutet. Mehr als die Tausend auf einem anderen Kontinent.«
    Lorins Augen wurden schmal. »Du verbirgst dich deswegen hier. Nicht du wirst verfolgt, sondern diese andere Person.«
    »Ja. Sie heißt Estra, und ich habe sie aus den Fängen der kensustrianischen Priester befreit.« Er schwieg, dachte nach. »Ich will dir offen legen, was geschehen ist, damit du erkennst, weshalb mir diese Angelegenheit so viel bedeutet.« Tokaro lehnte sich zurück. Dann berichtete er von den Forde‐
    rungen der kensustrianischen Priester, von Ammtara, von der Flucht aus Kensustria und der merkwürdigen Begebenheit, die sich am Strand ereignet hatte. »Seitdem haben wir uns versteckt. Du bist 1 abgesehen von einigen wenigen Vertrauten ‐ der einzige Mensch auf Ulldart, der weiß, wo wir uns befinden.«
    Lorin erbleichte. »Ich fürchte, ich kann einen Teil des Rätsels enthüllen«, raunte er mehr als er sprach.
    »Du hast nicht gefragt, woher ich weiß, dass sich diese Wesen Qwor nennen.«
    »Ich dachte, man kenne sie auf Kalisstron?«
    »Nein. Ich habe dieses Wissen von Fremden. Und genau
    diese traf ich auf der Überfahrt nach Ulldart.« Lorin berichtete von dem Zusammentreffen mit den Nicti und dem Gespräch, das er vernommen hatte. Als er die Bestürzung auf Tokaros Gesicht sah, ahnte er, dass er einen Fehler begangen hatte.
    »Was ist?«
    »Der Kaiser von Angor? Er ist... tot?« »Was kümmert dich das?«
    Tokaro sprang auf. »Ich bin ein Ritter Angors, dem Gott, der den Kontinent Angor mit allen seinen Geschöpfen ins Leben gerufen hat. Das höchste Wesen dieses Kontinents starb durch die Hand eines Tersioners«, rief er und lief dabei im Zimmer auf und ab. »Bei Angor, das bedeutet Krieg! Das Kaiserreich wird sich gegen Ulldart oder zumindest gegen Tersion wenden.« Abrupt blieb er stehen.
    »Aber was macht der Orden der Hohen Schwerter dann? Auf wessen Seite stehen wir?«
    Lorin konnte die Aufregung nicht nach vollziehen. »Wenn du dich vor den Kensustrianern verborgen hast und die Nicti gekommen sind, um sie zu vernichten, müssen du und ...«
    »Estra.«
    »... und Estra euch nicht länger verbergen. Du kannst mit mir nach ...«
    »Nein.« Die Ablehnung klang hart, unwiderruflich. »Erst will ich wissen, was in Ulldarts Süden gespielt wird. Der Großmeister muss über die Ereignisse in Kenntnis gesetzt werden. Danach werde ich sehen, wie sich die Dinge in Ammtara entwickeln, bevor ich mit dir reisen kann.« Tokaros Rechte legte sich an den Schwertgriff. »Außerdem wird kein Schiff im Winter von Ulldart nach Kalisstron fahren. Die Routen sind zu unsicher, die Stürme zu gefährlich. Mir ist es zu gefährlich.« Er warf sich den Pelzmantel über seine Rüstung und ging zur rechten Tür, öffnete sie und rief nach Estra. »Wir kehren auf die Burg zurück«, sagte er zu Lorin. »Die Kensustrianer haben Wichtigeres zu tun, als sich um uns zu
    kümmern.«
    Lorin erhob sich und zwang sich, die Ruhe zu bewahren.
    »Wie lange willst du meine Heimat warten lassen?«
    »So lange, wie es mir notwendig erscheint.« Tokaro bedachte ihn mit einem herablassenden Blick.
    »Lorin, ich habe Verständnis für deine Sorge. Aber keine Zeit.« Eine junge Frau in dicker Winterkleidung und mit nackenlangen schwarzen Haaren erschien; ihre karamellfarbenen Augen musterten Lorin, dann schaute sie zu Tokaro. »Je schneller sich die Dinge auf Ulldart geklärt haben, desto eher können wir nach Bardhasdronda aufbrechen.« In kurzen Sätzen fasste er für die Frau zusammen, was er erfahren hatte.
    Lorin stieß die Luft aus. Er ärgerte sich über seinen Halbbruder und über sich selbst, weil er mit seinen Neuigkeiten für weitere Verzögerungen gesorgt hatte. Die mitleidigen Blicke, die ihm Estra gelegentlich zuwarf, schürten die Hoffnung, dass sie mehr Verständnis für die Dringlichkeit seines Anliegens aufbrachte. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, auf Tokaro einzuwirken.
    »Wir gehen«, sagte der Ritter und zeigte auf den Ausgang. »Angoraja wartet auf uns.« Er ließ Estra den Vortritt, danach winkte er Lorin zu und löschte die Kerzen. Schließlich verließ er als Letzter das Versteck, das aus den vergangenen Tagen stammte, in denen der Orden verboten und gesucht war. Wie es mit den Hohen Schwertern in den kommenden Jahren aussähe, würde sich bald

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