Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
Vom Netzwerk:
Santiago de Chile?«
    Silva quittierte die Frage wiederum mit einem knappen Nicken, fügte aber wegen des Tonbands ein »Ja« hinzu.
    Costa fuhr fort: »Seit wann sind Sie bei Inselrat Prats beschäftigt?«
    »Seit einem halben Jahr.«
    »Das ist noch nicht lange. Gab es einen besonderen Grund für die Einstellung?«
    »Mir wurde keiner genannt.«
    »Wissen Sie, seit wann Ihre Kollegen«, Costa warf einen Blick in seine Unterlagen, »Angulo und Santacruz bei Herrn Inselrat Prats arbeiten?«
    »Wir sind alle zugleich engagiert worden.«
    »Hatte er vorher keinen Personenschutz?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Señor Silva, haben Sie eine besondere Ausbildung, die Sie zu dieser Tätigkeit befähigt?«
    »Ich bin Security Manager. Ich bezeichne meine Arbeit gerne als ›Hausmeister im Sicherheitsgebäude‹. Planung und Strategie sind meine Aufgabe. Ein Personenschützer, der zuschlägt oder von der Waffe Gebrauch machen muss, hat schon versagt.«
    Costa hielt ihm ein Foto von Cayetano Herrera hin: »Den schon mal gesehen? War er mal im Haus des Inselrats?«
    Silva sah sich das Foto genau an und schüttelte den Kopf.
    »Hässlicher Vogel. Wäre mir aufgefallen.«
    Die Tür flog auf, und Santander kam herein.
    »Teniente Costa, ich würde Sie gerne einen kurzen Moment sprechen.«
    Costa überraschte das nicht. Er hatte Santander von der Verhaftung des Inselrats nicht verständigt, weil er das Einverständnis Santanders dazu niemals erhalten hätte. Er hatte damit gerechnet, dass Santander ihn wutschnaubend zusammenstauchen, aber nicht an dem Verhör Prats’ hindern würde. Es war nun mal geschehen, Prats saß in der Arrestzelle und wartete darauf, zum Verhör geholt zu werden, und er wusste, dass Campaña jeden Moment hier erscheinen würde, nachdem er Costa die Chance gegeben hatte, diesen unverzeihlichen Übergriff zu begehen. Das gab ihm die Chance, Costa abzusägen und nach Formentera zu versetzen, was Prats ihm auf dem Weg hierher bereits geschworen hatte. Allen war es also nicht sonderlich eilig, denn alle brauchten einen gravierenden Fehler Costas, um ihn loszuwerden. Bis auf sein Team und den Richter Montaña gab es niemanden, der eine Versetzung Costas ins Nirgendwo bedauert hätte. Aber ein gravierender Fehler braucht eine gewisse zeitliche Ausdehnung. Sonst könnte man einfach sagen, sorry, tut mir leid, hier ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen, ich entschuldige mich, lasst uns die Lappalie vergessen. Campaña war ein kluger Taktiker, und einen Inselrat auf einer Privatveranstaltung zu verhaften und eine Stunde auf dem Präsidium festzuhalten oder gar in eine Zelle zu sperren war ein gravierender Fehler. Ganz so würde Santander nicht denken; er würde Costa laut und aufgebracht verwarnen, wie er es jetzt gerade vorhatte, ihn dann aber das Verhör für den Fall durchführen lassen, dass an der Anschuldigung doch etwas dran war. Bei einem Fehlschlag Costas würde er den Gegnern ihren Wunsch erfüllen und Costa nach Formentera versetzen. Damit würde er sich die Loyalität von Prats, Campaña und Genossen sichern. El Cubano wiederum hoffte darauf, dass seine Polizeikarriere endlich zu Ende wäre, damit er in das Familienunternehmen einträte und dort der Piratin und ihm nützlich wäre. Das war ja auch Karins Wunsch, und er hätte die Reihe seiner guten Bekannten weiter durchgehen können – alle gaben ihm diese eine Stunde, die dem »gravierenden Fehler« sein rechtes zeitliches Ausmaß gäbe.
    Santander war einige Schritte auf dem Flur vorausgegangen, blieb nun stehen und fauchte ihn an, was ihm eingefallen sei, Inselrat Prats zu verhaften. Costa begründete seine Maßnahme so knapp wie möglich, durchstand das Geplänkel, bestätigte, dass er die Verantwortung ganz auf sich nehme, und bedankte sich für die Chance, die ihm Santander – aus Ehrerbietung vor seinem Onkel El Cubano – ausdrücklich einräumte und die darin bestand, Prats’ Befragung durchzuführen.
    Costa wollte seine eben unterbrochene Arbeit fortsetzen, als Santander ihn noch einmal aufhielt und die Genehmigung zeitlich beschränkte. »Eine Stunde gebe ich Ihnen, Costa. Dann werden Sie Ihre Befragung beenden und mir unmittelbar Bericht erstatten.«
    Costa nickte und wollte los, als Santander noch etwas einfiel.
    »Nur ein Geständnis des Inselrats kann Ihre Haut retten, Costa, das ist Ihnen doch klar, oder?«
    Costa nickte und sagte, ein Geständnis oder eine lückenlose Indizienkette.
    »Lückenlos? Na ja«, sagte Santander

Weitere Kostenlose Bücher