Brennende Schuld
Applaus beendet hatte, und fragte: »Was hast du herausgefunden?«
»Die Leibwächter haben mir erzählt, dass der Inselrat am Sonntagabend gegen halb neun im Mercedes die Garage seiner Villa verließ und die lange Allee blinkend und dreimal hupend heruntergefahren kam, um schon von weitem zu signalisieren, dass sie das Tor öffnen sollen. Einer ist dann geblieben, zwei sind dem Inselrat in ihrem Auto gefolgt. Das ist Routine, das läuft immer so ab.«
»Du meinst, immer wenn Prats ausfährt, blinkt er und hupt, damit die das Tor aufmachen, und immer folgt ihm dann ein Wagen mit Bodyguards?«
Der Bischof nickte. »Das ist so vereinbart, wenn er mit Personenschutz ausfahren will. Zwei Angestellte folgen dann in einem zweiten Auto.«
»Und wo fuhr Prats hin?«
»Zum Flughafen. Dort ist er ausgestiegen und gab den Angestellten ein Zeichen, auf ihn zu warten. Das taten sie auch. Sie warteten etwa eine Stunde. Ich hab mir das zeigen lassen, sie führen Buch über ihre Arbeitszeiten. In der Zwischenzeit haben sie dann aus dem Radio von dem Waldbrand erfahren, aber sie konnten den Rauch des Feuers auch vom Flughafen aus sehen. Ungefähr um halb zehn kam Prats zurück und fuhr wieder nach Hause. Sie sind ihm dahin gefolgt.«
»Das beweist ja noch nicht, dass er die Maschine geflogen hat«, wandte Costa mit letztem Zweifel – oder war es mit letzter Hoffnung? – ein.
Der Bischof machte ein bedenkliches Gesicht. »Ich habe sie gefragt, was er anhatte. Er trug die Uniform Ceperos, Kappe und eine Sonnenbrille – genau wie das Flughafenpersonal ihn gesehen hatte. Er hat sich als Cepero verkleidet.«
Costa nickte. »Fahr zu Richter Montaña und besorg dir einen Haftbefehl.«
Der Bischof zog ein Papier aus der Tasche. »Schon geschehen. Deswegen hat es ja so lange gedauert. Elena wartet mit unseren Beamten hinter der Kirche.« Er weitete seinen Kragen mit einem Finger. »Wir sollten das so unauffällig wie möglich hinter uns bringen.«
Costa stimmte ihm zu.
In diesem Augenblick kam Prats geradewegs auf sie zu.
»Rafal Gonzales«, zischte der Inselrat, als er vor dem Bischof stand, »was fällt dir ein, meine Leibwächter zu verhören?« Dann schrie er jenseits aller Selbstbeherrschung: »Wenn du Fettkloß dir einbildest, ich wäre irgend so ein hergelaufener Eierdieb, dann wirst du jetzt deine Lektion bekommen!«
Sämtliche Gespräche verstummten, alle Köpfe drehten sich dem Bischof und Costa zu.
»Was also wirst du jetzt tun?«, brüllte er den Bischof an.
»Sie verhaften«, antwortete Costa an dessen Stelle. »Wegen fünffachen Mordes.«
»Ihr habt es alle gehört.« Prats breitete theatralisch die Arme aus. »Ein Mann, der sich niemals etwas zuschulden kommen ließ, wird auf einer Taufe von einem Mitglied seiner eigenen Familie verhaftet.«
Empört riefen alle durcheinander.
»Machen Sie keinen Aufstand«, sagte Costa, »es wird Ihnen nichts nützen. Ich würde Sie ungern mit Gewalt abführen lassen.« Er suchte mit den Augen nach Karin, die mit El Cubano zusammenstand. Der Vorwurf in ihrem Gesicht galt ihm, Costa, nicht dem Verbrecher. Der gleiche Vorwurf, den er auch bei allen anderen sah. Nur Josefa nickte ihm zu.
El Cubano trat heran und sagte ganz ruhig, doch mit einem kleinen amüsierten Lächeln: »Toni, wenn du dich irrst, bist du fertig.«
Costa empfand plötzlich eine große Entspannung. Die Dinge kommen zu uns, dachte er, und sie gehen von uns. Dennoch hoffte er, dass sie keinen Fehler begangen hatten.
Als sie zusammen die Feier verließen, der Bischof, Prats in der Mitte und Costa, begegnete er Laureanas Blick, und ein Gefühl der Trauer überkam ihn. Lieber hätte er die Feier ohne jeden Zwischenfall wieder mit ihr verlassen.
kapitel fünfunddreißig
Costas Gegenüber wirkte wie ein Manager. Das Wort eloquent war für Menschen wie ihn erfunden worden. Der Mann war Ende dreißig, kein Muskelpaket, sondern ein Ausdauersportler. Er trug einen tadellos sitzenden schwarzen Anzug, hatte perfekt manikürte Finger und schwitzte nicht.
Costa begann: »Ich danke Ihnen, dass Sie meiner Bitte um ein Gespräch gleich gefolgt sind.«
»Kein Problem.« Die Antwort kam militärisch knapp.
»Meine Kollegin, Leutnant Navarro, führt zwar Protokoll, aber vielleicht erlauben Sie, dass wir auch das Tonband laufen lassen.«
Kurzes Nicken. »Bitte.«
»Danke. Sie wollen ja möglicherweise auch nicht falsch interpretiert werden.«
»Sicher nicht.«
»Ihr Name ist Cristobal Silva, geboren am 20.3.1968 in
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