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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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einfachen Schreiner.
    Er schielte zu den Mandelbäumen hinüber, wo das Essen vorbereitet wurde. Auf den Schwenkgrills brieten Spanferkel und frisches Gemüse, an großen Stangen drehten sich Zicklein und Milchlämmer. Die Holztische waren mit den Blüten von Hibiskus, Lavendel und wilden Rosen dekoriert.
    Costas Vater deutete auf Karin und forderte ihn auf, sich um sie zu kümmern. Costa kam nun endlich dazu, sie zu begrüßen. Sie erwiderte seinen Kuss, sah aber zu irgendetwas hinter ihm. Er wandte sich um. Drei schwarze Limousinen hielten am Rand des Feldes. Inselrat Jaume Prats war gekommen. Mit dem strahlenden Lächeln, das jeder von den Wahlplakaten der Partido Popular kannte, und mit ausgebreiteten Armen eilte er zu Montserrat und drückte sie an sich. Dann begrüßte er ihren Mann, als Nächstes Campaña und dessen neuen Geschäftspartner Suñer. Costa studierte genau die feinen Graduierungen: Vor Josefa verneigte er sich, ohne sie zu berühren; Cubano schüttelte er kräftig die Hand, beide schlugen sich auf die Schultern; Soledad Valderama gebührte ein perfekt ausgeführter Handkuss; den anderen winkte er zu. Als er vor seiner Stieftochter stand, waren die eingeübten Gesten für einen Moment wie ausgelöscht: Laureana und er sprachen ein paar Worte und schlossen sich lange in die Arme.
    Dann traf sein Blick den Costas. Seine Miene war schwer zu deuten, und Costa war gespannt, was nun kommen würde. Die Suche nach Phönix hatte ihn wieder eingeholt. Er versuchte, den Bischof irgendwo zu entdecken, doch vergebens.
    Prats wandte sich Karin zu. »Es ist mir immer wieder ein Vergnügen, Sie zu sehen, Señora Schäfer.« Er sprach das für Spanier unmögliche S-C-H-Ä akzentfrei aus. »Und das meine ich wörtlich. Sie sehen bezaubernd aus.«
    Dann reichte er Costa die Hand. » Teniente, wenn Sie da sind, fühle ich mich in sicheren Händen.«
    Costa drückte die Hand kurz und hart. »Das denke ich auch. Ihre Leibwächter können Sie getrost nach Hause schicken. Sie werden sich auf einem so intimen Familienfest ohnehin deplatziert fühlen.«
    Bevor Prats die Möglichkeit einer Erwiderung hatte, unterbrach Campaña das Gespräch. »Jaume, wenn du so weit bist, können wir anfangen und mit deiner Rede die Tafel eröffnen.«
    Prats nickte und wandte sich noch einmal kurz an Costa: »Sie sind noch eine Weile hier, nehme ich an. Wir werden diese interessante Unterhaltung später fortsetzen.«
    Costa grinste zustimmend und dachte: Worauf du dich verlassen kannst. Er setzte sich mit Karin und lauschte, wie alle anderen, Prats’ Worten, der von der kleinsten Einheit eines funktionierenden Staatswesens sprach. Er meinte die Familie. Dann sprach er von der Verantwortung des Einzelnen für die Allgemeinheit, der Schönheit Ibizas und den schweren Zeiten, die sich wieder in rosige wandeln würden, wenn nur alle an einem Strang zögen.
    Costa klaubte eine Olive aus dem Schälchen vor ihm, tunkte Weißbrot in die Knoblauchmayonnaise und überlegte, wie er vorgehen würde, wenn die Befragung der Leibwächter nichts erbracht hatte.
    Prats hatte sich von seinem eigentlichen Thema, der Taufe von Montses und Ramóns Kind, weit entfernt. Nicht umsonst seien die Balearen eine der reichsten Regionen Spaniens, erklärte er; die Innovationsfreudigkeit Ibizas liege jedoch weit vor der der großen Schwesterinsel, und was die Familie March für Mallorca geleistet habe, werde die Familie Costa hier bald überbieten.
    Über die Mandelbaumfelder lief ein Mann. Als er näher kam, erkannte Costa den Bischof. Ohne Karin zu beachten oder jemanden zu begrüßen, setzte er sich atemlos neben Costa, ein großes Taschentuch in der Hand, mit dem er sich immer wieder über die Stirn wischte. Noch nie hatte Costa seinen Vetter, der sonst immer die Ruhe selbst war, so aufgelöst gesehen. Natürlich fiel sein Auftritt aus dem Rahmen, alle hatten es mitbekommen, aber niemand nahm länger Notiz davon, denn es war bekannt, dass beide bei der Polizei waren, und man nahm an, dass der Bischof ein eben begangenes Verbrechen meldete. Dazu passte es auch, dass er tuschelte.
    »Ich warte schon die ganze Zeit auf dich«, sagte Costa ungeduldig. »Hast du etwas aus den Leibwächtern herausquetschen können?«
    »Ja, ich denke, wir haben Phönix. «
    »Wer ist es?«, fragte Costa leise und eindringlich.
    »Jaume Prats«, raunte ihm der Bischof zu.
    Costa spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Er sah zum Inselrat hinüber, der soeben seine Rede unter lautem

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