Brennende Schuld
Villa herumgespukt hat, um den Inselrat vor dem Fernseher einzuschläfern. Oder? Sollten wir tatsächlich eine Schlaftablette finden, die zu einer Sorte gehört, die Prats nicht im Haus hat?«
»Wenn er die Spuren so plump platziert, nimmt ihm das keiner ab. Ein bisschen raffinierter müsste es schon sein.«
Elena grinste. »Also ist es gerade umgekehrt? Wenn wir gar keine Spuren bei ihm finden, dann glauben wir ihm die Geschichte?«
Costa liebte diesen schnellen Gedankenwechsel mit ihr. Er hätte dieses logische Scharmützel vorausgedachter Möglichkeiten mit ihr auch weitergetrieben, wenn sie nicht unterbrochen worden wären. Ein Beamter teilte ihm mit, dass Rechtsanwalt Campaña eingetroffen sei, sich mit seinem Mandanten Prats schon besprochen habe und zusammen mit ihm eine Erklärung abgeben möchte.
Costa und Elena sahen sich kurz an. »Wo ist er jetzt?«
»Die beiden Herren wollten in den Verhörraum geführt werden. Sie warten da jetzt.«
»Mit den Mächtigen ist es nicht einfach«, sagte Elena mit einem sarkastischem Lächeln, als sie den Flur zum Verhörraum entlanggingen. »Sie wollen alles selber machen. Sich selbst verhaften, selber die Haft verlängern, sich selbst einschließen und natürlich sich selbst wieder rauslassen, sich selbst in den Verhörraum führen und am besten noch sich selbst verhören.«
»Und selbst ein Geständnis ablegen?«, fragte Costa.
»Das vielleicht nicht«, lachte sie.
» Hola, Toni, das ist ja ein schöner Schlamassel, den wir hier haben, und ausgerechnet an Montses schöner Feier.« Campaña war aufgesprungen, um Costa freudig zu begrüßen, so als hätten sie sich eine Ewigkeit nicht gesehen. »Nun, Ramón muss mich halt vertreten. Tut mir leid, dass ich nicht früher gekommen bin, aber Josefa wollte nach Hause, und ich hatte ihr versprochen, sie zu fahren. Eine so alte Dame«, er warf Prats einen Blick zu, der natürlich einsah, dass man der Piratin gegenüber sein Wort nicht brechen konnte. Auch wenn der Inselrat dafür ein wenig länger in der Zelle saß.
»Gar kein Problem, Antoni, wir sind bisher ganz gut ohne dich zurechtgekommen, nicht wahr, Señor Costa?«
Costa nickte und fragte, ob irgendetwas dagegen spreche, wenn seine Kollegin die Erklärung auf Tonband aufnehme, die der Inselrat ja nun in Gegenwart seines Anwalts abgeben wolle.
Es war kein Problem. Elena nahm wieder ihren Platz ein, und Costa fragte, worum es genau gehe.
»Jaume hat mich ins Bild gesetzt und mir erklärt, dass hier ein ziemliches Missverständnis vorliegt.«
Costa sah Elena an. Der Tanz geht los, dachte er. Vamos a bailar.
»Wenn es um eine Korrektur seiner Aussage geht, sind wir zu jeder Kooperation bereit«, sagte Costa gleichgültig und dachte: aber zu keinem Kuhhandel. Prats’ Wunsch, in Schutzhaft zu bleiben, hatte zwar den ersten Druck von Costa genommen, aber für ihn ging es nicht bloß darum, seine Arbeit zu tun und den Täter einem hoffentlich gerechten Richter zu übergeben, sondern auch darum, die zusätzliche Belastung loszuwerden, dass alle darauf warteten, ob er einen Fehler gemacht hatte.
»Genau, genau darum geht es, um eine Korrektur, der Genauigkeit wegen. Ihr von der Polizei würdet es vielleicht Wahrheit nennen.«
Costa war dies Drumherumgerede leid, und er entschied sich, Campaña etwas härter anzufassen. »Wir gehen fest davon aus, dass Inselrat Prats eines der Löschflugzeuge geflogen hat, in der Absicht, einen unliebsamen Geschäftspartner zu töten. Darüber würden wir gerne mehr erfahren.«
»Um Gottes willen, um Gottes willen, Jaume hat an dem Sonntagabend keine Maschine geflogen! Es geht um sein Verhältnis zu diesem Belgier Gilles Keulemans, das er in diesem Zusammenhang für unwichtig hielt und nicht völlig akkurat beschrieben hat. Jaume, vielleicht kannst du das selbst kurz darstellen.«
Damit übergab er Prats das Wort.
Prats setzte eine konzentrierte Miene auf und begann dann eine Rede, die er im Ton eines Berichterstatters vor einem Sonderausschuss abgab. »Vor anderthalb Jahren erhielt ich einen Anruf von einem Señor Keulemans«, begann er, »in dem er mich um eine geschäftliche Unterredung bat. Er stellte sich als Mitarbeiter der UNESCO vor und sagte, es gehe um ein medizinisches Hilfswerk, in dem er meine Unterstützung als Politiker brauche. Anlässlich einer Geschäftsreise, die mich nach Barcelona führte, trafen wir uns dort im Hotel Reina Sofia, und er erzählte mir von seiner Tätigkeit bei einem Friedenskorps der UNO
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