Brennende Schuld
in Afrika. Dieses Korps begleitete damals den Transport von Medikamenten, die die UNO in den Sudan schickte, insbesondere zur Eindämmung von Aids. Er war mit der gesamten Logistik von der Ankunft der Flugzeuge bis zur Lagerung in den Kühlhäusern vertraut. Er sagte mir, diese Medikamente kämen in großen Containern und er brauche außerhalb von Afrika einen sicheren Standort, um die Mengen in kleine brauchbare Einheiten abzupacken. Er erklärte mir, wie schwierig die Kontrolle über das sehr teure Medikament sei, wenn man es nicht in kleinen, sofort verwendbaren Einheiten über die verschiedenen Hilfs- und Impfstationen verteilte. Mir leuchtete das ein, ich war ihm behilflich, hier eine Firma zu gründen und Räume für diese Firma anzumieten, wo alles auf leicht benutzbare Mengen umgepackt wurde. Um die großen Mengen von einem der UNO-Schiffe irgendwo vor der Nordküste Afrikas herbeizuschaffen, stellte ich ihm eine unserer Brandschutzmaschinen zur Verfügung, sofern sie nicht für einen Einsatz gebraucht wurden. Soweit ich weiß, wurde dann das Esozon in den kleinen abgepackten Einheiten über eine Filiale der UNO in Andorra weiter in den Kongo befördert.«
Costa konnte sich nicht mehr zurückhalten und unterbrach ihn.
»Herr Inselrat, Ihnen ist nicht bekannt, dass Barrapharm, eben diese so genannte Firma der UNESCO eine Tarnfirma war, über die Keulemans die Medikamente nicht nach Afrika brachte, sondern auf den europäischen Märkten verkaufte?«
»Nein, davon hatte ich keine Ahnung.«
Campaña kam ihm zu Hilfe und betonte, dass Prats auch niemals in Andorra gewesen sei.
»Wussten Sie, dass die Sendungen von Barrapharm an die Firma Keulemans’ hier auf Ibiza nichts weiter als Kalktabletten enthielten?« Und er fügte zynisch hinzu: »Was dem Zoll sicherlich nicht entgangen ist.«
»Die Einfuhr von Kalkpräparaten berührt keine Zollvorschriften«, belehrte in Campaña.
»Als ich dann Keulemans in Marokko traf,« fuhr Prats fort, »nachdem die Totenstadt zum Weltkulturerbe erklärt worden war, sagte er mir, dass er die zuständigen Beamten bei der UNO nun dazu bringen konnte, die für Afrika bestimmten Medikamente doch in der richtigen Dosierung und Abpackung anzuliefern. Er wollte außerdem bei der UNO aufhören und demnächst die Insel verlassen. Ich verstand es als eine abschließende Aktion, dass er eine große Summe für die Ausgrabungsarbeiten in der Totenstadt spendete. Sie waren ja auch auf der Feier, Señor Costa. Zwei Tage später aber rief er mich an, war sehr aufgeregt und berichtete mir, zwei seiner Mitarbeiter seien verschwunden. Wenig später erfuhr ich, dass sie in einer Höhle unterhalb der Totenstadt ermordet worden waren. Verbrannt. Sie hatten bei ihm in der Villa gewohnt, und der Pilot Ruben Cepero, der sie normalerweise nach ihrer Arbeit nach Hause brachte, war ebenfalls verschwunden. Er war daraufhin zur Höhle gefahren, um selbst nachzuschauen, und sah dort zwei Leute, die in Taucheranzügen alles untersuchten. Auf der Museumsfeier erkannte er Sie, Señor Costa, als den Mann aus der Höhle wieder. Er wusste nicht, dass Sie bei der Guardia sind, Sie waren ihm bis dahin noch nicht vorgestellt worden, und er wollte herausfinden, ob Sie etwas mit dem Verschwinden seiner Leute zu tun hatten. Dann verabredeten Sie ein Gespräch mit mir, und ich glaube, dass Sie mein Entsetzen verstehen können, als ich sah, dass die Leiche, die Sie mir präsentierten, niemand anderes als Ruben Cepero war. Von diesem Moment an ging ich davon aus, dass irgendetwas an den Aktivitäten Keulemans’ nicht stimmte.
Durch Sie erfuhr ich dann, dass die beiden Afrikaner, die Keulemans beschäftigte und die bei ihm wohnten, auch umgebracht worden waren. Wenig später kam Keulemans selbst ums Leben. Heute erfahre ich von Ihnen, dass er ermordet wurde, mit Kerosin, wie Sie sagen. Von jemandem in einer Verkleidung, die mich belasten würde. Dazu hatte sich derjenige vorher in mein Haus geschlichen und mich betäubt. Man muss ja annehmen, dass er auch all die anderen umbrachte, und Sie werden verstehen, wie mir zumute ist, wenn ich daran denke, dass dieser Killer direkt neben mir stand, in meinem Haus, und es für ihn kein Problem war, mir ein Betäubungsmittel ins Essen zu schmuggeln. Da wurde mir klar, dass alle geopfert wurden, Cepero, Keulemans – vielleicht weil sie wussten, was Molk hieß. Und das letzte Opfer soll nun ich sein. Man kann keinen Zweifel daran haben, er könnte mich umbringen, wann immer er
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