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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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wurde ihm schlecht.
    » … con-un-pi-no-jo … «
    Ich bin nur halb wach, dachte er. Ich kann wieder einschlafen. Einschlafen. Don Federico hat ein Auge verloren, um einen Floh zu heiraten.
    Costa öffnete ein Auge. Durch die Höhlung des Kissens sah er ein Bein, ein Frauenbein in einer schwarzen Hose. Karin. Bruchstücke von Erinnerungen tauchten in ihm auf. Das Foto Karins mit Keulemans. Die Taufe. Das Haus von Cayetano Herrera. Prats, wie er sich am Tisch festhält.
    Die Kinder im Hof hatten aufgehört zu spielen. Es war still im Zimmer.
    »Meinst du, ein Kaffee würde helfen? Oder soll ich lieber einen Eimer holen?« Nicht Karins, sondern Elenas Stimme.
    Er schob das Kissen auf seinem Gesicht zur Seite und richtete sich auf. Elena saß auf einem Küchenstuhl und schaute ihn erwartungsvoll an. Für einen Moment hatte er die Vision, er sei im Büro ohnmächtig geworden, aber als er vorsichtig mit den Händen herumtastete, war es klar: Er lag zu Hause im Bett. Hoffentlich hatte er sich nicht daneben benommen. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war: Viva Toni, die Kartenspieler und die vielen Absinthgläser vor ihm. Er hatte im Sa Calima gesoffen, gut, aber wie war Elena hierher gekommen? Eine Frau bei ihm im Zimmer nach einer durchzechten Nacht. Was war zwischen ihnen passiert?
    »Wie spät?«, fragte er und wollte sich aufrichten, aber der Kopfschmerz traf ihn wie ein Schlag auf den Schädel.
    Elena sah auf die Uhr. »Halb elf.«
    Er überlegte, ob er Aspirin im Hause hätte. »Ich habe keine Ahnung, wie ich nach Hause gekommen bin.« Er sagte diesen Satz als kleinen Versuchsballon. Würde sie nun gleich protestieren? – Tu doch nicht so, Toni! Waren sie etwa zusammen im Bett gewesen? Wollte sie nun gerade ins Büro gehen, wo die anderen warteten?
    »Weißt du denn, dass du den Fall gelöst hast?«
    Er sah sie misstrauisch an. Hohn würde er jetzt nicht ertragen.
    »Was meinst du?« Es konnte die Absicht hinter der Bemerkung nicht erkennen. Ihr Ausdruck war ernst, aber freundlich, doch ihre Ernsthaftigkeit wie auch ihre Freundlichkeit waren neutral. Man konnte nichts daraus schließen. Selbst wenn er Ironie oder Hohn vermutete, war es ein Irrtum; in Wahrheit spiegelten sich in ihren Augen und auf ihrem gleichmäßig geschnittenen Mund nur seine eigenen Vermutungen. Er hatte einen zynischen Gedanken, und wie ein kurzer Lichtstrahl, wenn die Wolken sich verschieben, glitt er über ihr ebenmäßiges Gesicht.
    »Du hast allein am Tisch gesessen, fünf leere Gläser vor dir. Mit denen hast du dich dauernd über den Fall unterhalten.« Sie lächelte milde und schien nur freundliche Gefühle für jemanden zu haben, der sich mit leeren Gläsern unterhielt.
    »Über das Höhlenunglück, von dem uns Prats erzählt hatte?«, fragte er und spürte schmerzlich die Vibrationen in seinem Kopf.
    »Das auch. Alles. Aus allen Fakten hast eine Gerichtsverhandlung gemacht.«
    »Ehrlich?« Er hatte keine Ahnung, wie sie in seine Stammkneipe gekommen war. Und warum?
    »Du warst der Staatsanwalt.«
    »Wovon, um Gottes willen, sprichst du?«
    »Sie hatte einen Plan, hast du immer wieder gesagt.«
    Karin? War er betrunken der Meinung gewesen, dass Karin von Anfang an ihr Verhältnis mit Keulemans geplant hatte? War sie gleich so in den schönen Belgier verliebt gewesen, dass sie nichts dem Zufall hatte überlassen wollen? Eine Gerichtspsychologin hatte einmal nach einem Prozess zu ihm gesagt: Männer planen ihren Beruf, Frauen ihre Beziehungen. Bei diesen heftigen Kopfschmerzen hatte er kein Problem damit, ihr das zu verzeihen. Das Pornofoto mit Keulemans war ein derartiger Schock für ihn gewesen – das musste einen Mann, der eine Frau liebte, in den Zustand der Unzurechnungsfähigkeit versetzen.
    »Der Plan einer Wahnsinnigen, hast du immer wieder gesagt.«
    Sie sah ihm sein Unverständnis an und fügte hinzu: »Diese Worte – oder der Gedanke dahinter – haben dich total fasziniert. Nicht Prats will, dass sich jemand aufhängt, hast du gesagt, sondern sie will, dass Prats sich aufhängt.«
    »Wer zum Teufel hat einen Plan? Und wer ist s-i-e?«, brummte er und bereute sein Besäufnis.
    »Laureana Sanchez! Du musst ja eine Alkoholvergiftung haben, wenn du nichts mehr weißt.«
    Also nicht Karin. Karin hatte keinen Plan gehabt, sondern Laureana. Er starrte an die Decke. Laureana hatte einen Plan oder hat einen Plan, gut. Na und? Zu den Stichworten Laureana und Plan fiel ihm nichts weiter ein; ihm fielen nur die Wirkungen von Absinth

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