Brennende Schuld
Zug und hielt Pep das leere Glas hin.
»Und jetzt ist sie Direktorin des Museums an der Nekropolis. Aber Zöpfe hat sie keine mehr.«
Pep, Cayetano und Laureana waren in einer Schulklasse gewesen. Cayetano hatte Laureana angebetet. Cayetano Herrera hatte nicht auf die Rothaarige gewartet, sondern auf die Frau, nach der er sich schon immer verzehrt hatte – Laureana. Für sie wollte er die Welt in Brand setzen, als wäre sie ein Ziegenstall. Sie war seine verbotene Göttin mit dem Flammenschwert.
Pep setzte sich auf die Kühltruhe hinter der Theke und goss nach. »Da siehst du, wie es ist. Man kann nie sagen, was aus den Kindern wird. Mein Jüngster schmeißt gerade die Schule, weil er unbedingt eine Bar aufmachen will, gleich hier um die Ecke. Für junge Leute, mit Sushi und Karaoke. Da kann ich predigen, was ich will, sechzehn Stunden Arbeit am Tag, der viele Alkohol, die schlechte Luft. Ich sage: Sieh mich an, mach nicht den gleichen Fehler, mach deine Ausbildung zu Ende. Aber nein.« Pep füllte wieder die Gläser. »Na ja, immer noch besser, als wenn er die halbe Insel in Brand steckt.«
»Es hängt alles von den Eltern ab«, sagte Costa, während er sich seinen Sohn Alexander dabei vorstellte, wie er einem albanischen Mafioso die Pistole an den Kopf hielt. Das Sprechen fiel ihm schwerer, seine Lippen sträubten sich, seine Gedanken dem Rest der Welt mitzuteilen. »Hast du eigentlich Zigarren?«, fragte er.
»Du rauchst doch gar nicht«, antwortete Pep.
Nun mühte er sich gegen die Lähmung seiner Gedanken. Cayetano könnte auch neulich den Brand für Laureana gelegt haben. Aus Liebe? Um sie zu beeindrucken?
Oder auf ihren Befehl hin?
Costa griff nach seinem Glas. Es war leer.
Sie hat das Flugzeug geflogen. Wie in großer Leuchtschrift stand es ihm vor Augen. Sie hat den Piloten umgebracht, Keulemans, die beiden Jungen und Cayetano, der sie liebte.
Sie hat einen Plan! Nicht Prats will, dass sich jemand aufhängt, sondern sie will, dass Prats sich aufhängt. Dann ist das Bild vollkommen. Er hängte sich auf. Ihr Vater wurde dazu getrieben, und jetzt treibt sie Prats dazu.
»Mit wem sprichst du?« Pep stand vor ihm und füllte die Gläser.
»Mit der grünen Fee.« Costa grinste Pep an und hielt den grünen Likör ins Licht.
»Wann hat ihr Wahnsinn begonnen? Mit dem Tod ihres Vaters, den sie so sehr geliebt hat, dass alle dafür büßen sollen, die ihm Unrecht taten? Mit ihrem Stiefvater? Ihr Gefühl für ihn war ebenso stark, aber es war nicht Liebe, sondern Hass.«
Ein bleierner Schwindel kroch ihm aus dem Magen empor.
Man kann sich auch nüchtern trinken, hauchte die grüne Fee ihm ins Gehirn. Ich werde dir dabei helfen. Costa wankte hinter die Bar und griff sich eine Flasche, ohne auf Pep oder Elena Navarro zu achten, die seit einer Stunde an der Theke saß und ihn nicht aus den Augen ließ.
»Wie lange hatte Señora Sanchez diesen Plan schon?« Er schwankte und hielt sich an der Bar fest. »Der Plan hat sie am Leben gehalten, seit sie ein Kind war.«
»Toni, sollten wir nicht nach Hause gehen?«, fragte Elena freundlich.
»Ja, die Figuren«, antwortete er. »Die hässlichen Figuren.«
»Vielleicht machen Sie mal die Rechnung klar«, sagte Elena.
»Ist schon erledigt«, antwortete Pep.
Costa starrte auf die leeren Gläser. »Ich baue sie vor mir auf, und ich weiß, dass Trasilio mir zusieht, sagt die eine Figur. Die andere Figur lächelt: Wenn er tot ist, wird alles gut. Jaume Prats muss hängen, damit er weiß, was er mir angetan hat. Er hat meine Arbeit unterbrochen, aber du hast sie fortgesetzt. Dir können sie nichts tun, meine geliebte Tochter. Du bist unberührbar – deinetwegen muss ich mir keine Sorgen machen.« Costa wechselte den Ton. »Das könnte ein Irrtum sein«, sagte er hart und zynisch.
Ein Glas fiel von der Theke.
Pep kehrte die Glasscherben zusammen.
»Erst eins, dann zwei«, lallte Costa und warf wieder ein Glas auf den Boden. »Am Schluss sind es fünf.«
»Jeder amüsiert sich auf seine Weise«, sagte Elena und nahm Pep den Handfeger ab.
kapitel vierzig
» Don-Fede-ri-co perdi-un-ojo para-casar-se-con-un-pi-ojo … «
Nicht die Augen öffnen. Nicht den Kopf heben.
Er wälzte sich auf die andere Seite und stöhnte. Vielleicht kann ich weiterschlafen. » Don-Fede-ri-co … «Bis das Bett aufhört zu schwanken. »… para-casar-se … «Ein Sonnenstrahl brannte sich in seine geschlossenen Lider. Er vergrub den Kopf unter dem Kissen. Als er seinen Atem roch,
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