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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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ein, vor denen immer gewarnt wurde: Gedächtnisverlust, Ich-Ausgrenzung und Halluzinationen.
    »Deine fünf Schnapsgläser waren unsere fünf Opfer, die in deiner alkoholsichtigen Version planvoll von der Museumsdirektorin umgebracht wurden. Wir mussten dich immer wieder davon abhalten, dich nicht gleich auf den Weg zu Prats zu machen, damit er sich nicht aufhängt.« Ein Lächeln huschte über ihre Züge. »Dein Wunsch, dass Prats sich aufhängt, war so stark, dass du einen Gegenimpuls aktivieren musstest, um ihn in Schach zu halten.«
    Costa musterte sie, es fiel ihm schwer, sich nicht auf den Arm genommen zu fühlen. »Würde dir auch noch ’ne andere Erklärung einfallen?«
    Sie lächelte amüsiert und sagte ohne Zögern: »Ja. Deine Wut auf Karin war so groß, dass dir nur der Angriff auf eine Frau Erleichterung verschaffen konnte. Also Laureana statt Prats.«
    Er war verblüfft. Das, was andere Intuition nannten, löste sich bei ihr in psychologischer Beliebigkeit auf. Anything goes. »Und? Ist das schon alles?« Er wehrte sich mit Sarkasmus.
    »Nein. Hier die beste Variante: Deine Aggressionsblockade Frauen gegenüber hinderte dich, Laureana frühzeitig als Täterin zu erkennen. Aber das von Karin begangene Sakrileg gestern löste die Blockade, und nun konntest du das Böse an Laureana erkennen und benennen.«
    »Aha. Und wieso habe ich eine Aggressionsblockade Frauen gegenüber?«
    Mit einem strahlenden Lächeln sagte sie: »Eine Variation des Sextabus gegenüber der Mutter.«
    Schweiß lief ihm über Stirn und Nacken. »Jetzt muss ich doch mal fragen: Verarschst du mich hier die ganze Zeit?«
    Er ließ sich zurück in die Kissen sinken und versuchte, seine Anspannungen zu lösen. Er musste sich einfach einlassen auf die Fakten, die sie ihm da präsentierte. Er hatte offensichtlich in der Kneipe gestanden und dargelegt, dass Dr. Laureana Sanchez, unser Star, der die Insel gerade als Hort antiker Heiligtümer weltberühmt gemacht hatte, einem Plan folgend, kaltblütig fünf Menschen auf grausamste Art ermordet hatte.
    »Ich habe also Laureana Sanchez beschuldigt, Phönix zu sein?«, fragte er in der Hoffnung, sich verhört zu haben. Er würde sich seiner Kollegin ungern als Absinthopfer mit Geistesstörungen präsentieren. Und in diesem Fall kam noch einiges hinzu. Erstens war es sicherlich keine charakterliche Empfehlung, dass seine Kollegen seine Lebensgefährtin in pornografischen Verstrickungen mit einem der Opfer entdeckt hatten, und zweitens, dass er sich gleich anschließend im Dienstwagen zu dieser sexuell aktiven Lebensgefährtin fahren ließ, um drittens kurz darauf vorzeitig den Dienst zu beenden und sich stattdessen in seiner Stammkneipe zu besaufen und dort dann viertens mit Berufsgeheimnissen herumzuprahlen. Der Gipfel aber wäre, eine hoch geachtete Wissenschaftlerin ohne jeden Beweis abscheulicher Taten zu beschuldigen.
    Er hatte sich in diesen unangenehmen Gedanken verloren und musste Elena fragen, wovon sie als Letztes gesprochen hatten.
    »Du wolltest wissen, ob du Laureana Sanchez beschuldigt hast, Phönix zu sein«, sagte sie.
    »Und deine Antwort?«
    »Du hast es sehr überzeugend vorgetragen. Soll ich es dir noch einmal vormachen?«
    Er wollte abwehrend die Hände heben, wurde aber von dem stechenden Schmerz im Kopf bei jeder kleinsten Bewegung abgelenkt. »Nein, nein, bitte nicht«, sagte er und presste die Finger an die Schläfen. »Glaubst du das denn?« Er sagte es nur als rhetorische Frage, damit sie weitersprach und er beim Zuhören vor sich hindämmern konnte.
    »Ich denke nicht, dass ich das glauben sollte. Für mich hängt es eher mit deiner Vorliebe für das Unglück in Es Culleram zusammen. Es ist die ideale Verknüpfung beider Fälle, von der du ja gestern schon so fasziniert warst.«
    Costa bedeckte seine Stirn mit dem Kopfkissen und schützte so die Augen vor hellem Licht. »Wie würde sich denn meine Version von gestern anhören? Nüchtern vorgetragen, meine ich.«
    »Etwa so: Laureana liebt ihren Vater schon als kleines Mädchen abgöttisch. Von ihm hat sie Charakter und Talent geerbt. Ihrer Mutter gegenüber ist sie Konkurrentin im Freud’schen Sinne: Sie wünscht sich ihren Tod, damit sie den Vater ganz für sich hat. Die Mutter aber begeht das unvorstellbare Verbrechen, den Göttergatten mit dem scheußlichen Politiker Jaume Prats zu betrügen. Doch damit nicht genug – Prats nutzt die gefährlichen Sprengungsarbeiten in Es Culleram, um seinen Nebenbuhler auf

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