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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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entfaltet.
    Die Tochter notierte das in ihrem Tagebuch und versah die Beobachtung mit der Frage, ob ihre Mutter vielleicht zu oft in der Sonne gewesen sei. Oder ob wilde Lust solche Veränderungen bewirken würde. Das Gift des Bösen vielleicht, das Herz und Haut zerfrisst. Auf jeden Fall hat es viel länger gedauert, als ich gedacht habe.
    Immer wieder brütete sie darüber nach, ob das Gift des Bösen vielleicht sogar in die Knochen schießen könnte, um sie dazu zu bringen, dass sie sich streckten oder den Mensch beugten, bis er zur bösen Hexe würde.
    Die Totenmaske, die Onkel Jaume anfertigen ließ, wirkte auf mich bedrückend. Düster und bedrohlich. Noch bevor der Bildhauer kam, hat sie alles dämonisch aufgesaugt. Vermutlich hält sie es für Stärke, die sie braucht, wenn sie Papi wieder begegnet, diesen kurzen Moment, bevor sie endgültig in das Totenreich entschwindet. Zu Mot, mit dem sie ihr Schicksal teilen wird.

kapitel zweiundvierzig
    Elena hatte Recht, er würde es nicht schaffen, Karin aus seinen Gedanken zu verbannen. Gerade jetzt vor dem schwierigen Gespräch mit Laureana sollte er die Angelegenheit klären. Entschlossen griff er zum Mobiltelefon. Er fuhr auf der Schnellstraße nach Ibiza-Stadt, und während er wartete, dass sie abhob, blieb er auf der rechten Spur und überholte nicht. Es dauerte eine Weile, bis sie sich meldete. Es kam nur ein knappes »Hallo«. Sofort bereute er seine Spontaneität. Er hatte sich nette Varianten einer Begrüßung vorgestellt: freudige Überraschtheit (»Oh, wie schön, dass du dich überwunden hast!«) oder schnelles Verstehen (»Ich wusste es! Ich habe das Handy extra bei mir.«) oder liebevolle Offenheit (»Oh, wie schön, ich hätte dich auch gleich angerufen.«) oder ein entspanntes Willkommen (»Wie wär’s, wenn wir heute zusammen essen gehen?«). Nichts davon. Nun dieses scharfe »Hallo«, mehr nicht.
    »Wo bist du?«
    »Ich bin bei Laureana Sanchez, im Interview. Tut mir leid.« Es klickte, und das Gespräch war beendet.
    Das war die schlechteste aller Möglichkeiten. Er würde sie bei Laureana treffen. Das alles lief gegen seine Erwartungen. Für das Gespräch mit Laureana brauchte er seine ganze Konzentration. Er wollte sie alleine vor sich haben. Diese beruflichen Überkreuzungen waren fatal. Und wieder ärgerte er sich darüber. Er stierte durch die Windschutzscheibe. Warum musste Karin ausgerechnet Personen fotografieren und interviewen, die in seinen Mordfall verwickelt waren? Vor ihm bremste ein Wagen, und erst im letzten Moment reagierte er. Das fehlte gerade noch, jetzt ein Unfall. Costa, beruhige dich, hör auf, in deinem Ärger zu brüten. Du kannst es nicht ändern. Konzentration. War doch gut, dass er Karin angerufen hatte, so würde er nicht überrascht sein, sie bei Laureana anzutreffen.
    Und er konnte das Gespräch mit Laureana nicht verschieben. Elena und das Team warteten auf das Ergebnis, und Prats könnte seine Taktik wechseln, die Schutzhaft verlassen und seine nächsten Schachzüge ausführen. Das Spiel wäre verloren, denn gegen einen Politiker vom Format eines Jaume Prats würden sie nicht ankommen.
    Er musste handeln, er konnte auf seine privaten Probleme keine Rücksicht nehmen.
    Mit Elena war ausgemacht, dass er sie in einer Stunde anrufen würde. Wenn nicht, würde sie einen Kontrollanruf machen und, falls er sich nicht melden würde, das Museum mit einem Einsatzkommando stürmen.
     
    Der Verkehr während der Siesta war gering, und zwölf Minuten nach dem Anruf bei Karin erreichte Costa die Innenstadt. Das Schrankenhäuschen war besetzt, und er konnte durchfahren. Er parkte den Pajero auf der Plaça de la Universidad direkt vor dem archäologischen Museum, nahm die Waffe aus dem Handschuhfach, überprüfte sie und steckte sie in eine helle Stofftasche. Er trug nur eine Leinenhose und ein kurzärmeliges Jeanshemd, so konnte er die Waffe nicht am Körper unterbringen.
    Diesmal standen die hohen Flügel der Eingangstür offen, aber einladend wirkten sie nicht. Costa empfand die Stille im Innern des Museums wie den Sog eines Vakuums, ein schwarzes Loch, das den Lärm der Stadt absorbierte. Er liebte Stille, aber hier empfand er sie als Abwesenheit jeden Lebens. Auch die Architektur kam ihm wie gefrorene Musik vor. Eine steingewordene, schwermütige Sonate.
    Er nahm die geschwungene Treppe mit schnellen Schritten, während seine Hand dem kühlen Stein des Geländers folgte.
    Die große Halle lag im Halbschatten der

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