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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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jederzeit rufen, und er beantwortete ihre Fragen. Sein Geist gibt meinem Leben Licht. Für mich geht es einzig darum, die Energien von Papis geistigem Himmel zu bündeln und auf das Ziel seiner Befreiung zu lenken.
    Kurz darauf zogen sie in Jaume Prats’ große alte Villa um, und sie nahm nichts mit als die Spiegel. Natürlich gab das einiges Theater, niemand wusste, warum sie so darauf beharrte, aber schließlich setzte sie sich durch. Nur der große Standspiegel blieb zurück.

kapitel vierzehn
    Laureana Sanchez trocknete ihr Gesicht mit einem Handtuch. Sogar unter Wasser hatte sich der Haarknoten nicht gelöst. Die Höhle war nicht wiederzuerkennen. Als sie auftauchten, glaubte sich Costa in einem Bergwerk: Alles war taghell bis in die letzte Spinnwebe mit Akku-Scheinwerfern ausgeleuchtet. Die Fledermäuse waren verschwunden. Beamte der Guardia wuselten herum, pinselten Staub weg, tüteten vermeintliche Spuren ein, zogen Linien und malten Zahlen auf den Boden.
    Fast hätte er sie nicht erkannt, als er sie heute Morgen getroffen hatte. Sie war schon längst bei der Arbeit gewesen, trug einen blauen Kittel, Jeans und Schutzhelm. Ihre Bewegungen waren kraftvoll und schnell, und sie wirkte viel jünger. »Also gehen wir schwimmen«, hatte sie statt einer Begrüßung gesagt.
    Sie trat näher an das steinerne Becken heran und betrachtete es eingehend. »Das ist fantastisch«, sagte sie. Als sie sich aufrichtete, stand ihr die Verwunderung ins Gesicht geschrieben. »Aber ich frage mich …« Sie beugte sich wieder herunter und kratzte an dem Opferstein herum, betastete ihn und nahm ihn von allen Seiten in Augenschein.
    »Sie meinen, der Stein hier war nicht in der Höhle?«
    »Doch, doch. Ich meine diese Entdeckung ist fantastisch. Dieser Fund.« Sie richtete sich wieder auf. »Ich würde Sie inständig bitten, alles hier unten möglichst sorgsam zu behandeln. Wir müssen erst genauere Untersuchungen anstellen, aber dieser Fund ist von unschätzbarem Wert.«
    »Könnte er denn aus der Totenstadt sein?«
    »Nein, in den Grabstätten dort haben wir Sarkophage, Tonkrüge und andere Dinge, die den Toten mitgegeben wurden, aber keine Feuerbegräbnisstätten. Denn das hier ist kein Tophet, also kein Opferstein, sondern eine Feuerbegräbnisstätte.« Sie betrachtete ihn noch mal. »Ich wäre glücklich, wir hätten in der Nekropolis so etwas gefunden.«
    »Also wurden hier Feuerbestattungen durchgeführt?«
    »Ganz sicher.«
    »Wie ging denn so eine Feuerbestattung vor sich?«
    »Der Verstorbene wurde mit den Beigaben und in Anwesenheit seiner Familie verbrannt. Mit abgewandtem Blick entzündete das Familienoberhaupt den Scheiterhaufen. Vorher wurde dem Toten eines seiner Gliedmaßen, oftmals ein Finger, abgeschnitten und in der Nähe vergraben, um den Ort zu heiligen.«
    »Ein Finger. Könnte es auch eine Hand gewesen sein?«
    »Könnte auch. Wieso fragen Sie?«
    »Einem unserer Opfer wurde die Hand abgetrennt.«
    »Interessant. Und ist sie in der Nähe vergraben worden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Der Tote wurde durch den Sturm neulich aus der Höhle gespült und an den Strand geschwemmt. Auch die Hand fanden wir dort.«
    Er merkte, wie ihr Interesse sank. Er konnte den Energieabfall physisch spüren. Sie waren sich jetzt sehr nahe. Sie holte hörbar Luft. Alles, was nicht unmittelbar mit ihrer Tätigkeit zu tun hatte, schien ihr lediglich die Zeit zu stehlen.
    »Noch etwas.« Costa deutete auf den Altar. »Was bedeuten diese Zeichen?«
    Sie beugte sich herunter und studierte eingehend die um den Stein herumlaufende Blutinschrift. »Ist das Blut?«, fragte sie.
    Costa nickte.
    »Es sind punische Zeichen«, sagte sie. »Dies hier ist ein m, dieses ein l und diese hier ein o und ein k. Hier wiederholt es sich.«
    Sie richtete sich auf. »Es bedeutet Molk. Oder phönizisch Moloch. Moloch war eine Gottheit der Kanaanäer, ursprünglich die sengende Glut der Sonne im Hochsommer, überhaupt die verzehrende, aber auch reinigende Kraft des Feuers. Moloch war auch der finstere Gott des harten, vernichtenden Krieges. Er wurde in Stiergestalt oder mit dem Stierkopf so wie Minotaurus dargestellt. Ihm wurden in der höchsten Not nicht nur Gefangene geopfert, sondern auch Menschen aus dem eigenen Volk, besonders Kinder und Jünglinge, um seine Gunst zu gewinnen oder seinen Zorn zu beschwichtigen. In Zeiten besonderer Gefahr war es der älteste Sohn des Königs. Die Opfer wurden der ehernen hohlen Bildsäule in die Hände gelegt und

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