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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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Schweiß auf die Stirn trieb.
    Aus der Hintertür des Museums trat er in ein abgesperrtes Areal. Er blieb stehen und blinzelte in die Sonne, als ihm die Direktorin schon entgegenkam.
    »Weg hier!«, befahl sie. »Wir sprengen gleich.«
    Er rührte sich nicht, bis sie vor ihm stand. Der schnelle Lauf hatte sie nicht aus der Puste gebracht, und ihre dunkelgrünen Augen taxierten ihn sekundenschnell. »Ach so, Costa. Schon halb zwölf? Dennoch – wir müssen hier verschwinden.«
    Sie ergriff seinen Arm und zog ihn hinter einen Erdwall.
    »Normalerweise sprengen wir unterirdisch, von Kammer zu Kammer. Aber ab und zu muss man eine von oben öffnen, so wie jetzt.« Sie drückte den elektronischen Zünder in ihrer Hand, und gleichzeitig gab es einen trommelfellerschütternden Knall, der von den Wänden der umstehenden Häuser als Salve zurückgeworfen wurde. Sie lief schon los. »Hoffentlich gab’s keine kaputten Fenster wie beim letzten Mal. Kommen Sie.«
    Um den Krater hatten sich bereits mehrere Menschen versammelt, alle mit Kitteln und Helmen. Dr. Sanchez warf einen kurzen Blick hinein: »Volltreffer. Aristokratengrab. Ein Statthalter vielleicht, oder ein reicher Gewürzhändler. Räumt das mal auf, in einer Stunde will ich es mir ansehen.«
    Die letzten Minuten waren rasant gewesen. Ihm gefiel die energievolle Variante dieser Frau besser. »Ich würde mir nun gerne Ihre Unterwelt ansehen.«
    Sie gab noch ein paar Anweisungen und wandte sich ihm zu.
    »Sehen Sie, die Unterwelt ist die Welt unseres Unwissens.« Sie lächelte. »Bewacht von einem monströsen wilden Hund mit drei Köpfen, Schlangenschweif und einer Mähne aus Schlangen.«
    »Cerberus?«, sagte er. »Ließ er nicht die Ankommenden ohne Warnung eintreten, dann aber niemanden heraus?« Er sah sie ernst an. »Das passt zu meinem Fall.«
     
    Der Modergeruch alter Topfpflanzen kam Costa entgegen, als er mit der Archäologin die Leitern tiefer und tiefer hinabstieg.
    »Wir sind jetzt zehn Meter unter der Oberfläche«, hörte er ihre Stimme unter sich. »Weiter sind wir noch nicht gekommen. Der Meeresspiegel ist hier fünfzehn Meter tiefer.«
    Costa hatte die letzte Sprosse erreicht und stand auf glatt getretenem, welligem Lehmboden. Die Umgebung war von Grubenlampen taghell erleuchtet, die Luft kühl und stickig. Die Leute, die hier arbeiteten, trugen auf ihren Helmen aufmontierte Lampen. Voller Respekt grüßten sie die Direktorin.
    Sie begann wieder einen ihrer Vorträge. »Vor zweitausend Jahren war die Stadt der Toten eins mit der Stadt der Lebenden. Die Menschen verstanden den Tod als einen Übergang, nicht als das Ende. Manche Grabkammern sind eingerichtet wie die oberirdischen Häuser der Verstorbenen. Es sollte ihnen in der anderen Welt nichts von ihrer gewohnten Umgebung fehlen. Sehen Sie hier«, Laureana wies auf eine Zeichnung an der Wand, »der purpurne Vogel. Er zieht in eine Stadt ein, die Karthago nachempfunden ist. Aber es ist die Stadt auf der anderen Seite. Der Vogel ist ein Symbol für die Seele, die hinüberfliegt in die Welt des Todes. Beide Welten spiegeln sich gegenseitig. Diese Vorstellung ging später in das Christentum ein.«
    Costa zog das Foto aus der Tasche. »Der Vogel sieht diesem hier ähnlich.«
    Sie hielt das Foto ins Licht und betrachtete es. Es war die Aufnahme des in der Opferhöhle gefundenen Amulettes, die der Surfer gemacht hatte.
    »Wo haben Sie das her?«
    »Das Amulett, das Sie da auf dem Foto sehen, lag auf dem Steinblock«
    »Wo ist das Amulett? Kann ich es sehen?«
    Er spürte ihre Aufregung. »Es wird zurzeit in unserem Labor auf Spuren untersucht.«
    Sie hatte plötzlich eine Lupe in der Hand und stellte den Strahl der Lampe an ihrem Helm auf das Bild ein. Durch das Vergrößerungsglas betrachtete sie jede Einzelheit. »Es ist eine Darstellung des Benu, des heiligen Vogels der Ägypter. Die Phönizier haben diesen Glauben übernommen, wie so vieles. Der Vogel auf dem Foto hier stammt aber nicht von hier, sondern aus dem Tibeti-Gebirge, einer Formation, die sich von Libyen durch den Tschad bis an die Grenze des Sudan zieht. Es ist ein Glücksbringer, Schutz vor dem Gott der Sonne und des Feuers. Bei den Ägyptern hieß er Ra, bei den Phöniziern Saps. Das Alter schätze ich auf zweitausend Jahre. Zu dieser Zeit war Karthago der mächtigste Staat des westlichen Mittelmeers, und sein Einfluss reichte bis in die Mitte Afrikas, also bis über das Tibeti-Gebirge hinaus.«
    »Wie kommt er von Nordafrika

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