Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
Vom Netzwerk:
Eintreffen des Hale-Bopp-Kometen und dem dahinter versteckten Raumschiff auf ferne Planeten bringen sollte.
    Vorher hatten sie alles verkauft, die Männer hatten sich kastrieren lassen. Vor dem Selbstmord reinigten sich alle rituell mit Zitronensaft.
    »Aum Shinri Kyo, 1995«, fuhr Elena fort. »Zum ersten Mal eine nach außen gewandte Gewalt: 1994 begann die Gruppe mit der Massenproduktion von AK-74-Sturmgewehren und der Herstellung des Nervengases Sarin. Das Oberhaupt Shākā Asahara machte von diesem tödlichen Gas zweimal Gebrauch: Einmal starben sieben Menschen, beim Anschlag in der U-Bahn von Tokio gab es zwölf Tote und über fünftausend teilweise schwer Verletzte. Bei der Aum-Sekte ging es darum, dass man Erleuchtung nur im Kreis der Sekte erfahren konnte, die feindliche Welt musste gewaltsam bekämpft werden. Aber es ging auch um Macht und Geld. Die Aum gründeten eine politische Partei. Bei ihrer Zerschlagung fand man über zweihundert Millionen Dollar auf verschiedenen Konten.«
    »Terroristen«, schimpfte der Bischof.
    »Natürlich«, antwortete Elena. »Aber seit wann trennen unsere Kulturen Religion und Gesellschaftsform? Brandopfer sind eine uralte Form, um mit Göttern zu kommunizieren. Dem Brandopfer liegt die Vorstellung zugrunde, die wir Christen auch mit dem Fegefeuer verbinden: Es reinigt, und die reine Substanz geht in eine höhere Sphäre über. Und um einmal vor der eigenen Haustür zu bleiben: Wie viele Hexen hat die katholische Kirche von Spanien auf den Scheiterhaufen eines fanatischen Glaubens verbrannt?«
    Sie zog ein Foto aus ihrer Mappe und zeigte es in die Runde.
    »Das sind so genannte ›Edan-Ogboni‹, Medaillons, die Erkennungszeichen der Ogboni-Familie.«
    Costa sah hopfenförmige Schmuckstücke, zehn Zentimeter lang, grüne Patina auf einem verkniffenen kleinen Gesicht mit Fischmund und wulstigen Augenbrauen.
    »Sehen ganz niedlich aus, nicht wahr?«, sagte Elena. »Sind es aber nicht. Die Ogboni sind ein Geheimbund des Yoruba-Volkes, der in Nigeria weit verbreitet ist. Eine Sekte mit mafiösen Strukturen bis in Regierungskreise und mystischen, diabolischen Ritualen. Vor dem Zeitalter des Imperialismus waren sie die Herren über Leben und Tod, sie setzten Könige ab und befahlen ihnen ihren Selbstmord. Sie beherrschten den Sklavenhandel. Aus Dankbarkeit für Wohlstand und Macht opferten sie Menschen.«
    Costa betrachtete sie nachdenklich. Die Parallelen waren deutlich. Elena hatte wie immer schnell und exakt gearbeitet.
    »Lässt sich feststellen, ob die Opfer Farbige waren?«, fragte er.
    »Ich denke schon«, antwortete sie und wählte die Nummer des Gerichtsmediziners.
    Dr. Torres hatte bereits Proben nach Barcelona geschickt, wo spezielle DNA-Untersuchungen durchgeführt wurden. In diesem Fall, sagte er, müsse man dem Labor mitteilen, den Gencode für schwarze Hautfarbe zu überprüfen. Es war Costa neu, dass so etwas möglich war.
    Wann sie ums Leben gekommen waren, ließ sich nicht genau sagen. Irgendwann in den letzten zwei Wochen. Die Frage, ob einer der beiden oder der Seemann das Amulett getragen hatte, war nicht zu beantworten. Vielleicht war es dem Träger, den es beschützen sollte, abgerissen worden. Ungeklärt war auch die Frage, ob sie zum Zeitpunkt ihres Verbrennens noch gelebt hatten. Torres erwartete dazu ebenfalls die Ergebnisse einer Spezialuntersuchung in ein paar Tagen aus Barcelona.
    Inzwischen lagen ihnen alle Berichte der Suchtrupps vor, die die Opferhöhle nach den verschiedenen Gesichtspunkten durchkämmt hatten: Aufnahme der Spuren in der Gefrierkammer, Spuren am Opferstein, Spuren sonstiger Aktivitäten in der Höhe, Vermessung der Höhle und Suche nach einem möglichen Landzugang, Funktion des Brunnens, den Costa auf der Finca entdeckt hatte, und mögliche Verbindungen mit den Ausgrabungstätigkeiten an der Nekropolis.
    Es gab drei Möglichkeiten, um in die Höhle zu gelangen: durchs Wasser, so wie Elena und Costa die Höhle entdeckt hatten; durch den Brunnen der Finca, so wie die Täter, die über eine zehn Meter lange Aluminiumleiter dorthin gelangt waren und so auch all die für sie notwendigen Dinge nach unten transportiert hatten; oder durch einen langen, schmalen Spalt im Felsen, durch den die Fledermäuse von der steilen Meeresküste aus in die Höhle einflogen, unpassierbar für Menschen.
    Der sperrigste Gegenstand, den man an Seilen durch den Brunnen hinuntergelassen hatte, war die Stahltür, die den Kühlraum absperrte. Der

Weitere Kostenlose Bücher