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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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es als bissige Reaktion auf seine Bemerkung über das Alter.
    »Lass den Scheiß, Kollegin. In Madrid lernt man so was auf der Polizeischule.«
    Der Chef erschien, wie immer unangekündigt und zum falschen Zeitpunkt. Costa hatte schon oft darüber nachgedacht, was er am wenigsten an ihm mochte. Jetzt wurde es ihm klar: Er rauchte.
    Er paffte an seiner Zigarre und sagte bedeutungsvoll: »Drogen? Habe ich mir gedacht. Gab es bereits Festnahmen?«
    Das Rauchen war durch einen königlichen Erlass aus dem Jahr 2004 in öffentlichen Räumen, Arbeitsstätten, Flughäfen und Krankenhäusern verboten. Dafür war Costa dem König persönlich dankbar. Gerade bei der Polizei hatte die Quote der Rauchenden fast hundert Prozent betragen. In seinem Team war der Letzte der Bischof. Der Dicke konnte von seinen Ducados nicht lassen, musste aber im Büro nun darauf verzichten. Santander hingegen paffte weiterhin überall in den Amtsräumen seine billigen Zigarren kanarischen Ursprungs, als würde ein spanischer König für ihn nicht existieren. »Selbst König«, hatte er einmal gesagt.
    Elena Navarro klappte ihren Notizblock auf und referierte knapp und logisch die Ergebnisse, ließ aber die Vermutung aus, sie könnten es mit einer Menschen mordenden Sekte zu tun haben. Costa warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    »Es gab noch mehr Tote?«, fragte Santander, und seine unangenehme Überraschung war echt. Er musste sich setzen und nahm den Platz des Bischofs ein. Da er keinen Aschenbecher entdeckte, schnippte er die Asche unter den Tisch. »Mehrere Tote. Und Sie haben keinen Verdächtigen?« Sein Bart vibrierte, als er die leeren Gesichter sah. »Ein bisschen mager, nicht wahr?«, sagte er ideenlos.
    »Dr. Torres ist mit der Rekonstruktion des Gesichts der Wasserleiche fast fertig«, versuchte Costa ein bisschen Hoffnung zu machen. »Der Tote war nicht in zahnärztlicher Behandlung, zumindest nicht in Ibiza-Stadt. Die Ergebnisse der DNA-Auswertung liegen noch nicht vor. Zwei Wochen brauchen sie in Barcelona manchmal dafür. Aber es besteht ja die Möglichkeit, dass jemand aus der Bevölkerung ihn erkennt. Wir sollten –«
    »Ich kann Ihnen sagen, was Sie sollten«, unterbrach Santander.
    »Auf keinen Fall eine Veröffentlichung in der Presse. Unterschätzen Sie den neuen Chefredakteur des Diario nicht. Ikér Boned wird diesen Fall derart aufbauschen, dass sich kein Mensch mehr vor die Tür traut und wir wie die Trottel dastehen. Arbeitet Ihre Freundin nicht auch für diesen selbst ernannten Joseph Pulitzer?« Santander lehnte sich zurück. »Wollen Sie ihr bei ihrer Karriere behilflich sein?« Costa wollte protestieren, aber Santander ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Sollen dies die Schlagzeilen werden? Sekte versetzt Urlaubsparadies in Angst und Schrecken! Lebendig verbrannt unter der Burg von Ibiza! Nein, nein.« Santander fegte mit der flachen Hand seine Asche vom Tisch. »Die Küstenwache kreuzt vor dem Eingang der Höhle. Fünf Mann sind mit den Zahnärzten beschäftigt.«
    Und vier observieren die Finca, dachte Costa, etliche verhören die Nachbarn, und das wird kaum reichen.
    »Es ist Hochsaison, teniente, und wir haben bei weitem nicht genug Beamte. Trotzdem bekommen Sie jede erdenkliche Unterstützung von mir. Aber das mit der Presse schlagen Sie sich aus dem Kopf.« Santander erhob sich. »Allseits noch einen schönen Tag.« Er zwinkerte Costa zu: »Grüßen Sie Ihren Onkel Joan Costa Mari von mir.«
    Der Gruß an seinen Onkel war für Costa stets der obligate Abschluss solcher Auftritte. Santander putzte ihn herunter, wollte sich aber gleichzeitig des Wohlwollens von El Cubano versichern, denn dieser konnte einer Karriere auf der Insel jederzeit hinderlich oder nützlich sein.
    »Was ist mit dir los?«, fragte Elena wieder. »Geht’s dir nicht gut? Entschuldige, aber du siehst ziemlich abwesend aus.«
    Sie hatte Recht. Aber was sollte er tun? Er wusste auch nicht, wie sie weiterkommen könnten. Er wusste nur, dass er Karins letzten Artikel lesen sollte, damit von seiner Seite jeder Anlass ausgeräumt wäre.
    Sein Mobiltelefon klingelte, und sie war dran.

kapitel achtzehn
    Dieser Sommer war zu heiß. Der glühende Wind, der schon seit Tagen aus Afrika herüberwehte, stieg in der Sahara auf und schien sich in größeren Höhen kaum abzukühlen. Den ganzen Tag über musste er trinken, und auf der Haut lag ein dauernder Schweißfilm, an dem alles kleben blieb.
    Er bemerkte ihr Parfüm, aber in der Wohnung war sie nicht. Auf

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