Brennende Schuld
nicht mehr, und die Firma ist geschlossen. Also wandte sie sich an die Polizei und erfuhr vom Tod ihres Mannes. Sie ist auf dem Weg. In einer Stunde wird sie landen. Sie will die Überreste ihres Mannes mitnehmen.«
Costa überlegte einen Moment, welches wohl die Haltung Señora Keulemans’ gegenüber den Ermittlungsbehörden sein würde. Wenn sie keine Ahnung hatte von den Geschäften ihres Mannes, wäre sie auf jeden Fall kooperativ. War sie jedoch eingeweiht, könnte das anders aussehen. Doch es war seine Erfahrung, dass die Frauen in das kriminelle Leben ihrer Männer meist nur mit Widerwillen hineingezogen wurden und sich durch deren Tod eher von ihren quälenden Verpflichtungen erlöst sahen – zumal, wenn sie helfen konnten, den Mord an ihrem Mann aufzuklären und einen Mörder zu überführen, der sie vielleicht auch noch bedrohte.
»Ich hole sie vom Flughafen ab und fahre dann mit ihr zur Firma. Sie wird schon kooperieren. Wir wollen ja nichts weiter als die Todesumstände ihres Mannes aufklären.«
»Der ermordet wurde, was sie bisher nicht weiß. Und vermutlich ein Verbrecher schwersten Kalibers war«, ergänzte der Bischof. »Viel Spaß. Sie muss schon am Telefon einen Riesenaufstand gemacht haben.«
»Hast du eine Personenbeschreibung?«
Der Bischof verneinte.
»Gut, schick mir den Surfer zum Flughafen, ich will einen Zeugen dabeihaben.«
Unterwegs hielt er an, um sich eine Zeitung zu kaufen. Die Berichte über den Brand hatten die Fußballergebnisse der Primera Division auf die letzte Seite verbannt. Auch für die Hotels war es ein schwerer Schlag, und die meisten Gäste waren abgereist. Viele hatten noch den Preis gemindert, weil ihre Sachen in den Zimmern von Ruß verschmutzt waren.
kapitel siebenundzwanzig
Im 5-Minuten-Takt ratterten die Anzeigetafeln des Flughafens, um die Starts und Landungen immer wieder neu zu verkünden. Die Pauschaltouristen mit schulpflichtigen Kindern würden die Insel bis zum Wochenende verlassen haben, und die Hausbesitzer und Insider würden zurückgekehrt sein, um einen warmen und ruhigen Herbst zu genießen. Flug 152 der LTU aus Düsseldorf war bereits gelandet, und Costa spähte durch die Scheiben der Büros der Autovermieter hin zu den Gepäckbändern. Sie liefen noch nicht, er war noch rechtzeitig.
Hinter der Absperrung des Zollbereichs winkte er einen der Beamten zu sich, um ihm zu sagen, dass sich jede Frau des Fluges aus Düsseldorf ausweisen müsse. Die Gesuchte heiße Marit Keulemans. Der Beamte ließ die Ausgänge bis auf einen sperren.
Während Costa wartete, beschäftigte ihn das Amulett. Spezialisten für Altersbestimmung an der Universität in Barcelona hatten mittels Spektrografie festgestellt, dass der Fund aus der Opferhöhle eine Imitation und ein halbes Jahr alt war. Keulemans hatte das Original um den Hals getragen. Er rief Laureana an und erzählte ihr, dass Keulemans bei dem Brand ums Leben gekommen sei. Sie hatte es schon in den Nachrichten gehört. Er erwähnte das Amulett, den Grund seines Anrufes.
»Der Benu. Ja, er ist einzigartig.«
»Ein absolutes Einzelstück, haben Sie gesagt.«
»Ja, richtig.«
»Keulemans trug das gleiche.«
»Ich müsste es sehen«, sagte sie.
»Wir haben das aus der Höhle nach Barcelona geschickt. Die stellten fest, dass es eine Imitation ist, nicht älter als ein halbes Jahr. Keulemans trug das echte.«
»Dann hat er die Imitation wohl anfertigen lassen und sie jemandem geschenkt. Oder?«
»Ich weiß es nicht. Welcher Glaube ist mit dem Amulett verbunden?«
»Es gewährt Schutz vor Feuer.« Sie machte eine kleine Pause und fügte ohne jeden Unterton von Ironie hinzu: »Natürlich nicht, wenn es eine Kopie war.«
Er konnte nicht widerstehen zu bemerken, dass das Original dem guten Keulemans auch keinen Schutz gewährt habe.
Sie überlegte einen Moment und erwiderte, wenn der Betreffende die Gebote einer höheren Gottheit gebrochen habe und er deswegen in der brennenden Schuld dieser Gottheit stehe, würde der Feuerschutz des Benu nicht wirken. »Die brennende Schuld war ein Bild der punischen Phönizier. Sie meinten damit, dass das Verbrechen gegen eine hohe Gottheit die Energie des Frevlers zerstört und er zu Asche wird. Heute würde man sagen, seine eigene negative Energie verbrennt ihn. Die Asiaten nennen es Karma; sein schlechtes Karma verbrennt ihn.«
»Welches Gebot könnte Keulemans verletzt haben, dass ihm dieser Fluch der brennenden Schuld zuteil wurde?«
»Keine Ahnung, ich kenne ihn
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