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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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hörten eine Zimmertür im Innern der Wohnung klappen und hielten den Atem an. Schritte näherten sich.
    »Post!«, rief Costa.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, die Tür ging auf, und eine junge verschlafene Frau im geblümten Morgenrock blinzelte Costa erstaunt an. »Wieso Post? Ich denke, Sie sind bei der Guardia? Wie geht es Ihrer Schulter?« Während sie die Frage aussprach, bemerkte sie die Mündungen, die auf ihren Kopf gerichtet waren. Erschrocken hielt sie inne.
    Costa gab den Männern ein Zeichen, ihre Waffen zu senken.
    »Sie sind allein?«
    Señora Paez nickte furchtsam.
    »Und woher kennen wir uns?«
    Ihr Gesichtsausdruck war fast beleidigt: »Ich habe Sie gepflegt. Can Misses – erinnern Sie sich nicht? Ich bin die Krankenschwester.«
    Während das mobile Einsatzkommando im Auto wartete – oder, wie Costa vermutete, in der nächsten Bar carajillos trank –, kochte Ana Luz Paez für sie beide Kaffee. Er hatte ihr gesagt, dass sie dringend Ruben Cepero darüber befragen müssten, was er während seiner Löscheinsätze beobachtet hatte.
    Er lehnte sich gegen den Rahmen der Küchentür und beobachtete ihre Handbewegungen. »Entschuldigen Sie bitte nochmals den Überfall«, sagte er und sah sie noch einmal vor sich – eingehüllt in die seidenen Blumen ihres Morgenrocks und auf der Treppe die maskierten Kämpfer mit den Waffen. Er musste lächeln, als er daran dachte, dass jedem Hippie auf der Insel dieses Bild eine klassische Erinnerung gewesen wäre – Blumen gegen Waffen.
    Sie reichte ihm seine Tasse. »Gut, dass Sie nicht abgedrückt haben. Ich wäre im Schlaf erschossen worden«, sagte sie lächelnd. Sie nahm die Kanne aus der Kaffeemaschine. »Ganz wach bin ich noch immer nicht. Ich hatte gestern Nachtschicht.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich auf ihre Couchgarnitur, deren Design er von Plakatwänden her kannte. Kaufe jetzt, zahle in drei Jahren. Sie schlug die Beine unter dem kurzen Morgenrock übereinander.
    Schöne Beine, hatte Costa schon im Krankenhaus bemerkt. Was könnte sie mit Phönix gemeinsam haben? Ist sie fasziniert vom Tod und Leiden anderer? Oder sucht ein wahnsinniger Killer gerade bei ihr die Normalität, nach der seine kranke Seele sich sehnt, während sie gar nicht weiß, wessen Hand sie hält?
    »Seit wann kennen Sie Ruben Cepero?«
    »Erizo? Seit einem Jahr. Er brachte einen verwundeten Kollegen in die Notaufnahme.«
    »Wissen Sie, woher er stammt?«, setzte er seine Befragung fort, die für sie wahrscheinlich schmerzlich enden würde.
    »Er ist in Ceuta geboren.«
    Alles an diesem Fall deutete nach Afrika. Ceuta war nicht gerade der Ort, wo Costa seine Kinder gerne hätte aufwachsen lassen. Die spanische Enklave in Marokko war bekannt für Menschenschmuggel und Drogenhandel.
    »Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu ihm beschreiben?«
    Sie zögerte einen Moment und drehte einen Ring an ihrer linken Hand. »Wir sind verlobt.«
    »Und wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Freitag vor zwei Wochen. Wir waren zusammen im Kino.«
    »Ist es ungewöhnlich, dass er sich längere Zeit nicht meldet?«
    Ana Luz Paez war die Verlegenheit anzumerken. »Wenn er einen erfolgreichen Einsatz geflogen hat, zieht er manchmal tagelang um die Häuser.« Sie sah Costa eindringlich an, als wolle sie ihn bitten, das Verhalten ihres Freundes zu verstehen. »Der Job ist sehr gefährlich. Vielleicht sind diese Abstürze so eine Art Bedürfnis, sich zu beweisen, dass er überlebt hat.«
    »Vielleicht die Freude darüber, dass er nicht abgestürzt ist«, nahm Costa den doppeldeutigen Begriff auf.
    Sie nickte, blickte ratlos auf ihre Hände und drehte den kleinen Brillantring an ihrer rechten Hand.
    »Die Flüge sind gefährlich und schlecht bezahlt. Der Ring ist sehr schön«, fügte er hinzu.
    Sie nickte. »Die Löscheinsätze schon. Aber in letzter Zeit hat er auch private Flüge gemacht, für einen reichen Ausländer, zu völlig verrückten Zeiten. Manchmal mitten in der Nacht nach Barcelona oder Valencia.«
    Barcelona. Im Logbuch der Maschine waren seit April zwanzig Übungsflüge eingetragen, mit dem extrem weiten Radius von 162 Seemeilen. Die Zielflughäfen waren nicht vermerkt. Costa hatte einen Zirkel und eine Karte genommen. In diesem Bereich lagen Barcelona, Valencia, Murcia, Alicante, Mallorca und Algier. Seine Nachfrage beim Tower hatte jedoch nichts ergeben. Bei Übungsflügen zur Wasseraufnahme, so hatte man ihm gesagt, würde kein Ziel eingetragen.
    Costa war

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