Brennende Schuld
daraufhin zum Küstenschutz gegangen. Die Beamten kannten die Beriew BE-200. Cepero sei immer nachts geflogen und habe oft Wasser vor der Playa d’en Bossa aufgenommen. Auf seine Frage, wie er sich das vorzustellen habe, wurde ihm erklärt, dass die Wasseraufnahme während eines Gleitfluges mit einer Geschwindigkeit von 160 bis 190 km/h über der Wasseroberfläche innerhalb von vierzehn Sekunden durch entsprechende Aufnahmestutzen unterhalb des Rumpfes erfolge. Sehr schnell. Man müsse schon gut fliegen können.
Und genauso schnell kann man eine Ladung auch abwerfen, hatte Costa gedacht.
»Was ist eigentlich bei dem Brand passiert, wozu brauchen Sie seine Aussage?«, unterbrach sie seine Gedanken.
»Die Versicherungen verlangen von uns bestätigte Berichte«, log er. »Da brauchen wir zuverlässige Augenzeugen.«
Sie sann einen Moment darüber nach. »Zuverlässig ist er im Grunde.«
»Haben Sie vielleicht ein Foto von ihm?«
»Hier nicht. Im Krankenhaus. Aber warum? Wenn Sie morgen kommen, werden Sie ihn doch persönlich treffen.« Sie zeigte Costa die Schlagzeile in der Zeitung: »Die Ehrung der Piloten für ihren selbstlosen Einsatz findet am Mittwoch in der Ratshalle des Conseill Insular statt«.
Costa kannte den Artikel. Cepero und die beiden anderen Piloten waren namentlich erwähnt und würden ihre Auszeichnungen aus der Hand von Jaume Prats, dem Inselrat für Umwelt, empfangen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass es Jaume Prats war, der die Insel vor Schlimmerem bewahrt hatte, weil er im Inselrat die Anschaffung der Löschflugzeuge durchgesetzt hatte. Eines der Fotos zeigte den Inselrat beim Jungfernflug mit einer der Maschinen. Prats trug Uniform und winkte aus dem Cockpit.
»Erizo wird auf jeden Fall da sein. Das lässt er sich nicht entgehen.«
Costa zog das Amulett aus der Tasche, das in der Opferhöhle gefunden worden war. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass Keulemans das Original trug. »Könnte das Ihrem Freund gehören?«
Ana Luz Paez stand auf und beugte sich über seine Schulter, um genauer sehen zu können. Ihr Haar streifte Costas Wange, und der saubere Seifenduft von ›La Toja‹ stieg ihm in die Nase.
»Nein«, sagte sie. »Erizo trägt keinen Schmuck. Aber gesehen habe ich es schon einmal.«
»Können Sie sich erinnern, wo?«
»Der Ausländer, für den er fliegt, war hier. Letzten Montag. Er konnte Ruben nicht erreichen und sagte, er brauche ihn dringend. Mir fiel das Lederband mit diesem Vogel auf, das er um den Hals trug.«
Nachdenklich und langsam schritt Costa die Treppenstufen herab.
Keulemans hatte Cepero für die Flüge bezahlt. Das ging schon eine ganze Weile so. Irgendwann hatte Cepero, auch wenn er Mitglied der Sekte war, gemerkt, dass er weder den Belgier noch seine Helfer brauchte. Wahrscheinlich war er mittlerweile so weit in die Abläufe des Geschäftes eingeweiht, dass er es alleine durchziehen konnte. Er brachte die drei in der Höhle um, schnappte sich die letzte Lieferung und wartete dann auf eine Gelegenheit, Keulemans zu ermorden und es wie einen Unfall aussehen zu lassen.
So weit leuchtete Costa die Geschichte ein, doch was ihn frustrierte, war der Umstand, dass sie noch immer nicht wussten, um welche Schmuggelgeschäfte es gegangen war. Der Surfer beharrte wegen des Trockeneises immer noch auf der Herstellung von Ecstasy, während der Bischof auf Kokain tippte.
Was immer es war – mit Sicherheit hatte Cepero es längst verkauft und saß mit einem Banana-Daikiri irgendwo in der Karibik am Strand. Nur was zum Teufel hatten sie geschmuggelt? Und um wie viel Geld ging es?
Der passwortgeschützte Computer in der Firma fiel ihm ein.
Er rief im Präsidium an und erreichte den Bischof.
»Rafal, besorg mir sofort einen richterlichen Durchsuchungsbefehl für die Geschäftsräume von Keulemans. Und einen Informatiker. Ich bin in fünfzehn Minuten da.«
» Tranquilo, Toni. Ich habe eine Notiz von Santander vor mir liegen. Ein Anwalt aus Campañas Kanzlei hat bei ihm angerufen. Die Firma darf nur mit Zustimmung seines Klienten betreten werden.«
Costa glaubte sich verhört zu haben. »Was soll das heißen? Keulemans ist tot. Was für ein Klient?«, schnaubte er.
»Du wirst es nicht glauben«, der Bischof dehnte den Satz, um die Spannung zu erhöhen, »Keulemans war verheiratet! Da er sich längere Zeit nicht mehr bei seiner Frau in Belgien gemeldet hat, hat sie bei ihm hier auf Ibiza und in der Firma angerufen. Ohne Erfolg. Klar, das Haus steht
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