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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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nicht. Sie sagen, er hatte mit den Morden in der Höhle zu tun?«
    »Vermutlich. Er brachte mich sogar selbst darauf, als er auf Ihrer Veranstaltung von den karthagischen Opferriten erzählte und sehr blutrünstige Bilder gebrauchte. Er benutzte nicht direkt den Terminus der Blutinschrift, aber er sprach von Moloch. «
    »Oh, damit hat er mich auch genervt. Das war alles nur eine lächerliche Pose. Er hatte keine Ahnung. Es war absurd – die Texte sagte er auswendig gelernt auf. Die Leute erzählten es mir. Auch Ihre Freundin.« Sie verfiel in den Tonfall Keulemans’, als sie ihn zitierte. » Zwischen den Bergen des heißen Wassers und dem Kap der Weintrauben lag einst Karthago! Nicht wahr? Keulemans’ Karthago war das Karthago Gustave Flauberts von 1862. Alles, was unser Freund zum Besten gab, war die Vorstellung dieses Dichters der Spätromantik. Wahrscheinlich hat ihm seine Französischlehrerin das mal als Lektüre aufgegeben. Aber den Moloch dieser Flaubert’schen Musicalinszenierung hat es nie gegeben. Der Tophet mit seinen Tausenden von kleinen Urnen war in erster Linie ein Kinderfriedhof, denn die Sterblichkeitsrate war während der ersten fünf Lebensjahre damals extrem hoch. Die geopferten Neugeborenen machten einen verschwindend geringen Teil aus – und das auch nur in der Endzeit Karthagos, kurz bevor es von den Römern dem Erdboden gleichgemacht wurde.«
    Je mehr er darüber nachdachte, desto stärker wurde sein Gefühl, dass es gar keine Sekte gab. Stattdessen eiskalt geplante Geschäfte und Morde an Mitwissern. Alles andere, das ganze Brimborium mit Talismanen und Menschenopfern, sollte ihn auf eine falsche Fährte locken, ablenken von etwas zu Offensichtlichem. Doch was war es?
    Die ersten Passagiere, die die Halle betraten, waren Engländer, um die zwanzig, kurz geschoren, tätowiert, gepierct: die typischen Raver, die jedes Jahr zu den Closing Partys der großen Clubs kamen.
    Costa fragte sich, wann Karin der Sanchez von Keulemans’ Karthago-Beschreibungen erzählt haben könnte. Vielleicht hatte sie es nun doch geschafft, ein Interview mit ihr zu machen. Oder sollte Keulemans das vermittelt haben? Bei dem verächtlichen Ton, in dem die Wissenschaftlerin von ihm sprach, eigentlich unwahrscheinlich.
    Gleichzeitig mit der Maschine aus Birmingham war der Linienflug aus Barcelona gelandet, der eine Truppe dunkelblau gekleideter Geschäftsmänner ausspie, die sich mit entschieden geschwenkten Aktentaschen ihren Weg durch die lärmenden Touristen bahnten. Während er unter den Ankommenden Frau Keulemans zu entdecken suchte, hatte er die Sanchez weiter am Telefon.
    »Angst trieb Flauberts Karthager in die Arme des Moloch. Sie tranken Bilsensaft und fielen übereinander her. In ihrem Delirium glaubten sie, wilde Tiere zu sein, und zerfleischten Nachbarn und Familie. Señor Keulemans sollte dichterische Freiheit von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen unterscheiden lernen, wenn er sich für Karthago oder punische Geschichte interessiert. Schon möglich, dass er sich in Afrika auskennt, aber von Puniern hat er keinen Schimmer. Aber bitte, jedem sein persönliches Karthago – Spenden sind uns immer willkommen.«
    Verwundert stellte Costa fest, dass Keulemans für Laureana Sanchez wieder vollkommen lebendig geworden war und sie vermutlich nur kurz genickt hätte, wenn er in diesem Moment in ihrem Büro erschienen wäre, um ihr einen weiteren Scheck zu überreichen. Irgendwie amüsierte es ihn, wenngleich er das Telefonat jetzt beenden musste. Der Surfer stürmte gerade durch die Glastüren der Zollkontrolle. Sein Hemd hing über der kurzen Hose, und seine Haare waren nass. Er könnte sich, ohne im Geringsten aufzufallen, unter die britischen Raver mischen, dachte Costa.
    Er bedankte sich bei Laureana und beendete das Gespräch.
    Der Surfer entschuldigte sich, er sei noch bei der Kfz-Zulassungsstelle gewesen. »Der reine Schnarchverein«, sagte er atemlos. »Aber jetzt haben wir den Letzten der vierzehn Leute identifiziert, die bei der Brandkatastrophe ums Leben gekommen sind. Es war der, der in der Nähe seines Motorrads gefunden wurde. Der Tank war explodiert, das Nummernschild aber lesbar. Cayetano Herrera heißt der Knabe. Arbeitslos, wohnte bei seiner Mutter. Derselbe, den wir schon mal überprüft haben, weil er immer vor dem Museum herumgelungert ist.«
    »Wissen wir inzwischen, ob der auch den Anschlag auf mich verübt hat?«
    »Nein. Du wolltest ja nicht, dass wir ihn uns noch mal

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