Brennende Schuld
Namen Diego Amador. »Ich fliege oft mit ihm. Er hat aber die Macke, immer die Limits auszureizen. Deswegen bin ich der Einzige, der bei ihm mit einsteigt. Er fliegt unter Brücken durch, wenn du es willst, kein Problem, aber zusammen einen trinken – das würde er nicht.«
Costa fragte, ob er sonst Freunde habe, aber davon wussten auch die beiden anderen nichts. Pilot Nummer zwei, Francisco Noguera, war an diesem Tag nicht geflogen, hatte aber dennoch Bereitschaftsdienst. Er erinnerte sich, dass Cepero einmal mit einer Freundin angab und zur Glaubhaftmachung sogar von ihr schwärmte, was ihm dennoch niemand abnahm. Ana Luz Paez – so in der Art, die alles im Bett mache, was er sich wünsche. Er erinnere sich deshalb, weil es ein so komischer Name sei – Ana Luz Paez klinge wie das andalusische Land, was, nebenbei bemerkt, nicht schlecht zu ihm passe, meinte er. Aber eine Frau, nein, das konnte sich niemand vorstellen. Ruben Cepero sei mehr der Typ, der nicht lange mit Frauen quatschen wolle. Lieber bezahle er sie.
Auch an diesem Sonntag hatte er mit niemandem gesprochen, war in seine Maschine geklettert und hatte seinen Job erledigt.
Der dritte Pilot, Lobo Barbadillo, hatte sich beim Einsatz verletzt und war noch in Behandlung.
Costa hatte erfahren, dass die Ehrung für die drei Piloten am folgenden Tag sein würde, und da die Verleihung der Medaille mit einem hübschen Bonus verbunden war, werde Ruben Cepero auf jeden Fall dort sein, sagten sie übereinstimmend.
Er hatte Elena gleich nach diesem Gespräch angerufen. Sie brauchte nicht lange, um den Namen Paez im Melderegister zu finden. Bevor er dort hinfuhr, kümmerte er sich um seinen Schutz. Die Hypothese im Team war, dass Phönix, wie sie den Todesflieger in der eilig einberufenen Sitzung genannt hatten, der Drahtzieher war, und aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie ihn nicht in einer Vorortwohnung hinter der Küchentür dieser Dame finden. Dennoch wollte er kein Risiko eingehen, und so saßen nun drei schwer bewaffnete Spezialisten des mobilen Einsatzkommandos mit ihm im Wagen.
Er bog von der Umgehungsstraße in das Neubauviertel zwischen dem Multiplexkino und dem Fußballstadion ein. Die Fassade des Großraumkinos schmückte ein schwarz-weißes Plakat.
Costa betrachtete es im Vorbeifahren. Es zeigte ein Auge, das von einer Rasierklinge durchschnitten wurde. › Der andalusische Hund, eine Retrospektive des Werkes von Luis Buñuel‹. Er hatte Karin versprochen, die Filme mit ihr anzusehen. Tatsächlich war es sogar sein Vorschlag gewesen. Sie hatte die Retrospektive nur erwähnt. Das würde nun wohl nichts werden. Schon gar nicht in dem Dienstwagen, den er im Moment fuhr. Passanten schauten sich nach ihm um, ob das Verbrechen, zu dem die Guardia unterwegs war, vielleicht in Sichtweite begangen sein könnte. Als er langsam an der Kreuzung einbog, rannten Kinder dem grün-weißen Pajero nach und schrien die üblichen Schimpfworte.
Costa parkte vor der Adresse, die ihm von Elena genannt worden war. Der Flieger hatte Recht gehabt, es gab den Namen nur einmal in Ibiza-Stadt. Und aus Andalusien stammte sie auch.
Die Straße war menschenleer. Es war an einem Wochentag kurz vor Mittag, und die Menschen, die in diesem Viertel wohnten, waren bei der Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit war also gering, Señora Paez zu Hause anzutreffen.
Er stieg aus und entsicherte seine Waffe, die er wegen der Schulterprellung immer noch im Hosenbund trug. Er hatte sie gestern noch ein paar Mal abgefeuert, um sicher zu sein, dass sie das Poolbad unbeschadet überstanden hatte.
»Schieß dir nicht die Eier weg, teniente « , lachte einer der Begleiter und zog sich, wie die anderen, die Maske übers Gesicht.
»Das Spielzeug da wirst du mit uns garantiert nicht brauchen.«
Sie überprüften ihre Schnellfeuergewehre, modifizierte Heckler & Koch G3s mit der Bezeichnung CETME, mit den unter Franco entwickelten Spezialpatronen, die von der NATO längst verboten waren. Die Wände des erdnussbraunen fünfstöckigen Neubaus, vor dem sie standen, würden nicht einem einzigen Magazin dieser Waffen standhalten.
Die Haustür stand offen.
Die Männer sicherten das Treppenhaus und gaben Costa ein Zeichen. Als er an die Wohnungstür klopfte, warteten drei todbringende Mündungen auf die Person, die in der Tür erscheinen würde.
Costa klopfte ein zweites Mal, fester als vorher.
»Eintreten?«, flüsterte einer der Schwarzmaskierten.
»Wir warten noch«, befahl Costa.
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