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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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ordnungsgemäßen Frachtpapieren vor, als habe sie der Chef am Flughafen abgeholt. Costa hatte die Halle des Conseill Insular von Beamten in Zivil umstellen lassen. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Cepero dort auftauchen würde, aber wie sicher durfte man sich bei einem Verrückten sein?
    Obwohl Karin heute ein anderes Parfüm aufgelegt hatte, roch Costa permanent den Duft ihrer letzten Nacht. Vielleicht war es der Duft der Umarmung, den er noch an sich trug. Es ist der Duft unserer Versöhnung, dachte er, obgleich es wieder einmal dasselbe Muster gewesen war – erst der Krach und dann das süße Ende. Als er ihr gestern wütend den Computerausdruck mit dem Bild von dem Seemann gezeigt hatte, war sie kühl und sachlich geblieben. Ja, natürlich sei sie mit Keulemans im S’Esglesia zum Essen gewesen, warum auch nicht, schließlich bräuchten sie doch für ihre Ermittlungen unbedingt ein Foto von diesem Opfer. »Sie« waren er und sein Team. »Jetzt hast du eine fantastische Rekonstruktion von deinem Seemann und kommst hier an und machst mir Vorwürfe! Du solltest dich wirklich fragen, was du eigentlich willst!«
    Über diese Wendung war er überrascht. Er war nicht darauf vorbereitet, dass sie behaupten würde, Keulemans nur getroffen zu haben, um die Polizeiarbeit für ihn und sein Team zu erledigen. Er hatte sie auch nicht darum gebeten. Im Gegenteil – sie maßte sich eine Aufgabe an und benutzte sie auch noch zu ihrer Verteidigung.
    So hatte sie also Zeit gewonnen und beschrieb genüsslich, wie sie Keulemans’ Ehrgeiz angestachelt hatte, sein Bestes zu geben, um das demolierte Menschengesicht wiederherzustellen. Nach dem Essen sei sie sofort nach Hause gefahren, um die CD mit dem Foto zu holen und ihm zu übergeben.
    »Zu holen?«, fragte Costa. »Ist er nicht mit raufgegangen?«
    »Das hättest du wohl gerne. Anstatt hier den Eifersüchtigen zu spielen, solltest du lieber anerkennen, wie gut die Rekonstruktion geworden ist.«
    Er hätte am liebsten laut aufgelacht, denn der Wert dieser Arbeit hing ja wohl davon ab, ob das rekonstruierte Gesicht dem Seemann wirklich ähnlich war oder nicht. Aber weder sie noch er hatten den Mann je gesehen. Er war aber ernst geblieben, denn er wusste, dass es nur noch zwei Herzschläge waren, bis sie übereinander herfallen würden. »Du hast dann also Señor Keulemans die CD gegeben – und dann?«
    »Was dann?«
    »Was habt ihr dann gemacht?«
    Costa hatte deutlich gespürt, wie sich die Energie zwischen ihnen unter diesem verbalen Schlagabtausch veränderte. Als wäre sie gar nicht mehr bei der Sache, sagte sie: »Was soll dann gewesen sein?«
    »Was ihr dann gemacht habt«, hatte er geantwortet – jetzt schon ziemlich leise. Sie hatten nicht die Blicke voneinander gelassen, und mit einer rauen Stimme war ihr letzter Beitrag zu diesem Dialog gekommen, bei dem es um etwas ganz anderes gegangen war: »Er wollte … dann noch etwas … in einer Hafenbar trinken, ich wollte aber nicht … ich wollte ins Bett.«
    Das war das Stichwort gewesen.
    Nun saß sie neben ihm, überprüfte ihr Gesicht im Spiegel und sagte nebenbei, dass sie als Erstes die Piloten interviewen werde. Ihre Worte hatten etwas Entschiedenes. Gut, er würde ihr den Vortritt lassen.
     
    Der Parkplatz vor dem Glas- und Stahlpavillon des Conseill war bis auf den letzten Platz besetzt. Er kurvte durch die Reihen und stellte den Pajero dann direkt vor dem Eingang ab.
    »Praktisch, so ein Dienstwagen.« Im Spiegel der Sonnenblende zog sie ihre Lippen nach. Er legte seinen rechten Arm über Karins Lehne und schaute ihr ungeduldig zu. Sie ließ sieh dadurch nicht beirren und brachte ihre Wimpern mit einer Wimpernzange in Form. Sie würden zu spät kommen.
    Als er mit Sabine verheiratet war, war er jünger, ungeduldiger, unerfahrener, und vielleicht waren es diese Momente, in denen er sich falsch verhalten und mit denen er die Ehe zerstört hatte. Er war jung gewesen und hatte damals bei der Polizei einige spektakuläre Erfolge gehabt. Sabine war gerade achtzehn, fast noch ein Kind, als er sie kennen lernte. Und bevor sie ihr Leben beginnen konnte, war sie schwanger und saß gleich wieder im Kinderzimmer. Vielleicht war das Timing zwischen ihnen der einfache Grund für ihr Auseinanderleben gewesen.
    Er sah zu Karin. Die Liebe mit ihr war immer schon anders gewesen, erwachsen und sehr körperlich. Als sie merkten, dass sie nicht unter einem Dach leben wollten, waren sie so klug, sich jeder ein eigenes Reich

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