Brennende Schuld
zu schaffen. Ihrer Beziehung hatte es nicht geschadet. Alles war gut gegangen, jedenfalls bis zu der Begegnung mit Laureana Sanchez.
»Ich bin so weit«, sagte Karin. »Von mir aus können wir.«
Sie stiegen aus.
Die Versammlungshalle des Conseill war voll besetzt.
Costa bugsierte Karin zu einem der seitlichen Plätze, um die Bühne und die Tür gleichermaßen im Auge behalten zu können. In der ersten Reihe sah er Amador, den jungen Piloten, und mehrere Männer in Uniform mit ihren Familien. Er entdeckte Marit Keulemans und winkte ihr zu. Sie hob kurz die Hand, aber eine andere Frau winkte ebenfalls, Ana Luz Paez. An einem Tisch auf dem Podium saß Jaume Prats, rechts von ihm der Bürgermeister von Ibiza-Stadt, dann der Einsatzleiter der Feuerwehr und auf der linken Seite die Regierungsbeauftragte für Innere Sicherheit aus Palma sowie der Bürgermeister des Brandgebietes Sant Josep, Ferran Ferrer.
Costa versuchte sich vorzustellen, wer von den Anwesenden Cepero sein könnte. Der Mann war 1949 in der autonomen Provinz Ceuta geboren, der spanischen Enklave in Marokko. Ceuta hieß für die spanische Polizei immer noch Menschenhandel, illegale Einwanderung, Glücksspiel, Drogen und Prostitution. Nach Ibiza war er erst vor zwei Jahren gekommen und hatte sich seitdem als Feuerflieger bewährt – eine schlaue Tarnung. War er an Keulemans herangetreten oder Keulemans an ihn? Wann hatte die Zusammenarbeit begonnen? Costa schaute noch einmal zu den Piloten hinüber. Fünfundfünfzig war Cepero. Neben Diego Amador saß der bei dem Einsatz verletzte Lobo Barbadillo und daneben ein weiterer Mann, der eine Uniform trug, aber er konnte nur den Rücken sehen. Der Ersatzpilot Francisco Noguera? Oder vielleicht doch Ruben Cepero? Sollte er Ibizas Polizei für völlig inkompetent halten?
Costa suchte einen besseren Blickwinkel und drängte sich durch die Sitzreihen. In diesem Moment begann Prats feierlich seine Rede, und Costa musste sich an die Seite stellen, um nicht weiter angezischt zu werden.
Langsam suchte er mit den Augen die Reihen ab, konnte aber niemanden sehen, auf den die Beschreibung gepasst hätte, die seine Kollegen ihm gegeben hatten. Mittlerweile war Prats in seiner feierlichen Rede bei seinen eigenen Verdiensten angekommen: der Anschaffung der Löschflugzeuge. Die einzig effiziente Waffe gegen Waldbrände sei das Flugzeug, die gleichen Worte habe er bereits vor fünf Jahren gesprochen, und mittlerweile dürfte jedem Esel klar sein, dass er Recht hatte.
Der Saal applaudierte.
Er wies auf die erste Reihe – und zögerte. Costa schien es, als wäre er durch irgendetwas abgelenkt oder irritiert. Dann ging es weiter.
»Diese erfahrenen Piloten haben ihre bis zu zwölf Tonnen schwere Fracht gezielt an den Brandrändern abgeworfen. Bevor die Feuerwehrleute an direktes Löschen denken konnten, galt es, noch nicht entflammte Regionen zu schützen. Pinien- und Olivenbäume sind hervorragende Brandbeschleuniger. Durch die hohen Lufttemperaturen von über 40 Grad und die Rauchgastemperaturen von 600 bis 800 Grad ist der Druck der brennbaren Gase aus den verdampfenden Ölen stark erhöht. Eine solche Feuerwalze lässt sich nur mit einem Kometen vergleichen.« Eine theatralische Pause folgte. »Hauptsächlich dem Einsatz dieser drei Piloten«, er hob die Hände zum Himmel, »und der Hilfe unserer Regengöttin Tanit«, der Saal lachte, »ist es zu verdanken, dass wir weiterhin in unseren Wäldern Wachteln, Rebhühner und Kaninchen jagen können und kein noch größerer Schaden entstanden ist. Ich möchte unsere drei Helden nun auf die Bühne bitten. Applaus für Ruben Cepero, Diego Amador und Lobo Barbadillo!«
Während Els Segadors, die Hymne Kataloniens, erklang, sah Costa, wie Karin die Sitzreihen entlangeilte.
Ana Luz Paez sah sich suchend im Saal um.
Zwei Männer stiegen feierlich die Stufen zum Podium hinauf.
Der erste war Diego Amador, der andere Lobo Barbadillo an Krücken.
Die Irritation im Saal war greifbar: Köpfe drehten sich, das aufkommende Getuschel übertönte die Musik. Auch auf der Bühne herrschte Verwunderung. Jaume Prats hielt die Hand über das Mikrofon und beriet sich mit dem Brandmeister. Schließlich erhob er sich und ging zu den beiden Piloten, die etwas steif am Rand der Bühne warteten. Das Szenario war ihm eindeutig entglitten.
Costa verschränkte die Arme. Er hatte bereits damit gerechnet, dass Cepero nicht kommen würde.
Prats räusperte sich und beugte sich zum Mikrofon: »
Weitere Kostenlose Bücher