Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Sehnsucht

Brennende Sehnsucht

Titel: Brennende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
darüber gesprochen, der Vikar war so erzürnt gewesen. Und jetzt, da sie es wahrscheinlich erzählen sollte – schließlich wollte sie vor Rafe keine Geheimnisse haben -, da schienen ihr die Worte zu fehlen.
    »Verdammte Scheiße!« Nein, das waren nicht die richtigen Worte, auch wenn die Vulgarität dazu führte, dass sie sich ein wenig besser fühlte. »Rafe... ich... ich bin keine...« Sie schaute ihn stumm an, konnte nicht weitersprechen.
    Rafe lächelte sie sanft an. »Phoebe, ich bin dir nicht böse. Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie viele der züchtigen jungen Damen der feinen Gesellschaft es... nicht sind. Der Mythos wird zum Besten einiger Gentlemen aufrechterhalten, aber ich versichere dir, dass ich selbst ein zu schwarzes Schaf bin, als dass ich einer von denen sein könnte.«
    Sie schaute ihn weiter an, liebte ihn mit jedem Augenblick mehr, war aber nicht in der Lage zu sagen, was gesagt werden musste.
    Er bückte sich, wobei er sich mit der einen Hand den armen,
pochenden Kopf hielt, hob sein Hemd auf und reichte es ihr. »Warum ziehst du das nicht noch mal kurz an? Du wirst dich besser fühlen, wenn du nicht nackt bist.«
    Sie schlüpfte hinein und war dankbar für das Verständnis in seinem Blick. Dann nahm er mit beiden Händen ihre Hand und legte sie auf seinen flachen Bauch.
    »Du bist keine Jungfrau«, sagte er für sie. »Es gab da einen Mann.«
    »Terrence«, stammelte sie.
    »Und Terrence war...«
    Sein Griff war leicht und beruhigend. Sie holte tief Luft. »Terrence war mein Tanzlehrer.«
    Sein Griff wurde nur für einen Moment fester. »Er war dein Lehrer.« Seine Stimme war bemüht ausdruckslos, aber etwas Dunkles loderte in seinem Blick, dann war es verschwunden, und nichts als Sorge blieb zurück.
    Phoebe nickte, inzwischen fiel ihr das Schlucken leichter. »Du kennst mich nicht besonders gut, Rafe.«
    Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Dann ist jetzt ein guter Moment, um dich besser kennenzulernen.«

Neununddreißigstes Kapitel
    P hoebe atmete tief ein und langsam wieder aus. »Das meiste ist gar nicht besonders aufregend. Ich habe mein ganzes Leben im Pfarrhaus von Thornhold verbracht, bis ich nach London kam. An meine Mutter erinnere ich mich nicht besonders gut, aber woran ich mich erinnere, ist, dass sie immer unterwegs zu sein schien. Sie hatte ihre Pflichten als Pfarrfrau, besuchte die Kranken und Schwachen, vermittelte bei Streitereien zwischen den Bauersfrauen, kümmerte sich um mich und meinen Vater, und außerdem verrichtete sie auch noch die Arbeit von mehreren Dienstboten, um Geld zu sparen. Sie ist gestorben, als ich erst fünf Jahre alt war – wahrscheinlich vor Erschöpfung.
    Ich war zu jung, als dass ich mir selbst überlassen bleiben konnte, aber der Vikar meinte, er hätte kein Geld für eine Kinderfrau oder Gouvernante, und ich könnte genauso gut alleine klarkommen.« Sie lächelte bei der Erinnerung daran. »In vielerlei Hinsicht hatte ich gegen diese Form der Vernachlässigung gar nichts einzuwenden. Meistens verbrachte ich die Zeit mit den weniger behüteten Kindern aus Thornton. Mit dem Metzgersjungen bin ich auf Bäume geklettert, und mit der Tochter des Wilderers habe ich meine Puppen geköpft. In meiner Unwissenheit glaubte ich, geliebt und behütet zu sein, denn ich kannte nichts anderes als die selten geäußerte und nachlässige Zuneigung des Vikars.«
    Rafe nickte und zog sie an sich. »Armes kleines Mädchen.«
    Sie kuschelte sich seufzend näher an ihn. »Das hätte mir
nicht schaden müssen, aber es dauerte zu lange an. Niemand schien zu bemerken, dass ich kein Kind mehr war, sondern eine junge Frau wurde, die nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit auf der Wiese liegen, die Sterne ansehen und dabei mit dem Hutmacherssohn Händchen halten sollte. Es war nicht meine Absicht, schamlos zu sein, aber ich wusste nicht viel darüber, was richtig und was falsch war. Der Vikar hat gesagt, ich hätte bei seinen Predigten besser aufpassen sollen, aber nachdem ich mein Leben lang immer wieder dieselben gehört hatte – er hat nur ungefähr ein Dutzend verschiedene -, fand ich in der Kirche andere Dinge, mit denen ich meinen Geist beschäftigte.«
    Rafe gluckste. Phoebe schloss die Augen, damit dieses Geräusch, das sie so sehr liebte, sie erfüllte. »Als ich fast fünfzehn war, kam eines Tages Lady Tessa mit Deirdre zu uns. Sie wies meinen Vater darauf hin, dass ich aus meinen Kinderkleidern herausgewachsen sei und dabei eine

Weitere Kostenlose Bücher