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Brennende Sehnsucht

Brennende Sehnsucht

Titel: Brennende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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hübsche Figur abgebe. In seiner Überraschung hat er wahrscheinlich überreagiert. Er hat mich in mein Zimmer gesperrt, während er landauf und landab nach Leuten suchte, die wussten, wie man einer jungen Dame beibrachte, was sie wissen musste. Damals hatte ich das Gefühl, nach einem Leben voller Freiheit plötzlich eingekerkert worden zu sein, und zwar aus keinem mir ersichtlichen Grund.«
    Diese Tage schienen jetzt so weit entfernt, sie war dermaßen verwirrt gewesen, so unfähig zu verstehen, was sie falsch gemacht haben könnte. Rafes Arme drückten sie. »Erzähl weiter«, murmelte er.
    »Nun, nach einer Weile stellte der Vikar eine Gouvernante, eine Zofe, die weniger übers Frisieren wusste als ich, und einen Tanzlehrer ein, einen verarmten jungen Gentleman namens Terrence LaPomme. Die Gouvernante blieb keine Woche, bevor sie verzweifelt die Arme in die Luft
warf und mich als hoffnungslos bezeichnete. Dem Himmel sei Dank, dass Thornhold eine anständige, wenn auch von Mäusen zerfressene Bibliothek besaß, so konnte ich mir selbst einiges beibringen.
    Meine neue Zofe entdeckte recht bald den Metzgerssohn, meinen ehemaligen Spielgefährten, wenn du dich erinnerst, der sich zu einem ziemlich gut aussehenden jungen Mann entwickelt hatte. Danach verbrachte sie die Nächte damit, an der Regenrinne, die an meinem Schlafzimmerfenster entlangführte, hinabzuklettern und mich mir selbst zu überlassen.
    Die einzige Person, der etwas daran lag, dass ich lernte, eine Dame zu sein, schien Terrence. Ich war gewillt, alles zu lernen, was er mir beibringen wollte, denn ich war ziemlich beeindruckt. Er kam mir so vornehm vor, so elegant und attraktiv auf eine ›wenn die Welt nur nicht so gemein zu mir gewesen wäre‹-Art. Rückblickend ist mir klar, dass er leichtlebig war, aber damals sah ich nur die romantische Tragödie eines selbst ernannten verkannten Genies.«
    Neben ihr war Rafe sehr ruhig geworden, aber sie konnte spüren, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Er war natürlich wütend auf Terrence, so wie sie es lange Zeit gewesen war. Sie streichelte über seinen Brustkorb, dankte ihm wortlos dafür, dass er ihr zuhörte, statt aufzuspringen, um nach Terrence zu suchen und ihn windelweich zu schlagen.
    »Terrence brachte mir bei zu tanzen, das will ich ihm lassen. Außerdem überzeugte er mich davon, dass er mich liebte und dass wir gegen alle Widrigkeiten vom Schicksal zusammengeführt worden seien, weil wir füreinander bestimmt seien. Damals machte das enormen Eindruck auf mich. Er hatte mir absolut den Kopf verdreht. Ich war einverstanden, mit ihm davonzulaufen.
    Ich war ein dummes Kind, deshalb folgte ich also meiner Zofe eines Nachts die Regenrinne hinunter, mein ganzer Besitz
in meinem Schultertuch, und machte mich mit Terrence LaPomme, nutzlosem Tunichtgut und Verführer von Jungfrauen, in die Dunkelheit davon.«
    Sie seufzte schwer. Sie hatte dieses Geheimnis so lange bewahrt... dennoch stürzte die Welt nicht ein, als sie es endlich beichtete.
    »Was ist passiert?« Rafe küsste ihren Scheitel. »Was wurde aus Terrence?«
    »Nach der einen gemeinsamen Nacht ist er am nächsten Morgen verschwunden. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hat der Vikar mich ein paar Stunden später gefunden. Es gab nur eine Straße von Thornton in Richtung Schottland, und ich hatte eine Nachricht hinterlassen, dass wir nach Gretna Green fliehen wollten, obwohl Terrence mir davon abgeraten hatte. Aber es war zu spät. Ich hatte die Nacht in einem Bett mit Terrence verbracht und war durch und durch ruiniert.«
    Er legte die Wange auf ihren Kopf. »Nicht für mich.«
    Sie atmete ihn ein, fühlte sich so leicht, als könnte sie fliegen. Seine Hitze umhüllte sie, schützte sie – in seinen Armen war sie so sicher, wie sie es noch nie in ihrem Leben gewesen war.
    »Tja, Terrence glaubte es offenbar schon, denn an jenem Morgen bin ich allein aufgewacht. Ich schaute aus dem Fenster und sah ihn davonreiten, als hinge sein Leben davon ab. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Dann kam der Vikar und nahm mich mit nach Hause.«
    »War er dir sehr böse?«
    »Er war kalt.« Phoebe erschauderte. »Von diesem Tag an war er mir gegenüber so kalt. Er deckte meine Abwesenheit mit einer Lüge, und dann sperrte er mich in mein Zimmer ein, damit ich darüber nachdenken sollte, was ich getan hatte. Für ganze drei Monate.«

    »Was?«
    Sie drückte ihn wieder zurück, zähmte seine Wut. »Ein anderer Vater hätte mich vielleicht halb

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