Brennende Sehnsucht
sich nicht daran erinnerte – in einer Nacht voller Mondenschein und Fantasierosen.
»Entschuldige mich, Liebling«, sagte sie zu Rafe, als sie von seinem Bett aufstand. »Es ist Zeit, dass ich offiziell mit deinem Bruder Schluss mache.«
Calder wäre enttäuscht und wahrscheinlich wütend, aber sie glaubte nicht, dass er wirklich getroffen wäre. Eines Tages würde Calder sein Herz einer Frau schenken, aber diese glückliche Frau war nicht sie. Komisch, jetzt, da sie daran dachte, ihn zu verlassen, konnte sie Calder zum ersten Mal deutlich als Mann sehen und nicht als Hindernis.
Calder war ein würdevoller, ehrenhafter Mann, und er verdiente mehr von ihr, als einfach im Stich gelassen zu werden. Er verdiente eine Erklärung.
Endlich war ihr Herz zur Ruhe gekommen, da sie sich über ihre Zukunft klar geworden war. Sie klingelte nach einem Diener und wartete an der Tür, wo sie auf Schritte lauschte. Bevor jemand anklopfen und somit Rafe stören konnte, öffnete sie die Tür und bat um Papier und Tinte. Als ihr beides gebracht wurde, setzte sie sich an den kleinen Tisch, um sich dem Mann zu offenbaren, den sie niemals heiraten konnte.
Verehrter Lord Brookhaven,
ich hätte es Euch gleich sagen sollen, bevor wir mit dieser
Verlobung ernst gemacht haben, aber ich habe einen fürchterlichen Fehler begangen...
Als der Brief geschrieben war – und es fiel ihr sehr viel leichter, ihn zu schreiben, als sie vermutet hatte -, versiegelte sie ihn mit ein wenig Kerzenwachs. Sie zog ihren noch feuchten Umhang über das geliehene Nachthemd und stieg rasch die Treppe hinauf, wo der Kutscher und der Lakai ein Zimmer erhalten hatten.
Der Lakai öffnete die Tür und riss überrascht die Augen auf. »Ja, Myla- Miss?«
»Wie geht es dem Kutscher?«
»Ganz gut, Miss. Hat nur eins über den Schädel bekommen. Morgen isser wieder fit.«
Phoebe musterte den Mann eine Weile. Aber sie hatte schließlich keine Wahl. »Seid Ihr Brookhavens Mann oder Marbrooks?«
Der Mann kratzte sich am Ohr. »Äh... ich glaube, beides, Miss.«
Phoebe runzelte die Stirn. »Oje. Das ist keine beneidenswerte Situation.«
Etwas Ähnliches wie Respekt flackerte im Blick des Dieners auf. »Nein, Miss. Ich nehme an, Ihr versteht das noch am ehesten, wenn ich das so sagen darf.«
Bei seinem mitfühlenden Tonfall lächelte Phoebe. »Könntet Ihr Euch vorstellen, für mich zu arbeiten, nur dieses eine Mal? Ich muss sichergehen, dass Lord Brookhaven unverzüglich diesen Brief hier bekommt. Wisst Ihr, wo Seine Lordschaft sich aufhält?«
Der Mann blinzelte. »Ja, Miss. Ich war schon früher mal mit ihm bei der Porzellanmanufaktur.«
Phoebe gab ihm ein paar Münzen aus Rafes Geldbeutel. »Lasst Euch vom Wirt ein gutes Pferd geben und reitet schnell. Ich möchte, dass Brookhaven das hier so schnell wie möglich liest.« Sie lächelte wieder. »Es sieht so aus, als würde ich statt seiner Lord Marbrook heiraten.«
Bei diesen Worten wurde der Diener blass. »Äh... soll ich auf eine Antwort warten?«
Phoebe zog die Nase kraus. »Um Gottes willen, nein! Übergebt ihm den Brief und rennt um Euer Leben!«
Der Lakai nahm den Brief und nickte. »Ja, Miss. Am besten besorg ich mir ein sehr gutes Pferd.«
Phoebe wartete am Fenster ihres Gastzimmers, bis sie den Diener in hohem Tempo davonreiten sah. Seine Brookhaven-Uniform war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Ein enttäuschter Mann. Ihrem Vater musste sie es persönlich sagen. Trotz all seiner Fehler war sie ihm das schuldig.
Dann drehte sie sich um und blickte Rafe an, dessen Blutergüsse noch immer erschreckend aussahen, aber wenigstens war sein Schlaf jetzt unbeschwert und natürlich.
Ihr Mann... für immer.
Sie spürte, wie der Konflikt der letzten Tage wie ein schweres Gewicht von ihren Schultern fiel, und sie lächelte, während sie ihr Nachthemd aufknöpfte und von den Schultern gleiten ließ. Nackt ging sie auf die andere Seite des groϐen Bettes und schlüpfte unter die Decke.
Benommen wurde Rafe sich zweier Dinge bewusst. Erstens tat ihm der Kopf weh. Und zweitens tat ihm der Kopf wirklich entsetzlich weh.
Er setzte sich auf, versuchte dem Schmerz zu entgehen. Doch der wurde grausam stärker und drückte ihn hilflos auf sein Lager zurück. Er landete auf etwas Weichem.
»Mm-mm.«
Der süße, weibliche Seufzer ließ ihn schlagartig wach werden. Warme Haut, weiches Fleisch – er wusste, was das war. Eine splitterfasernackte Frau lag mit ihm im Bett.
»Äh... hallo?« Hoffentlich war
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