Brennende Sehnsucht
seinen Poren. Er passte einfach unglaublich gut zu Lord Brookhaven.
Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte sich Phoebe von dem eleganten Butler vielleicht einschüchtern lassen. Doch jetzt waren Fortescue und seine Meinung das Letzte, worüber sie sich Sorgen machte.
Sie atmete aus und ging zu dem Kosmetiktischchen hinüber, um ihr Retikül abzulegen. Dort stand ein flaches, in Satin eingeschlagenes, mit einem Band umwickeltes Kästchen, etwa so groß wie ein kleines Silbertablett. »Was ist das?«
Fortescue blinzelte. »Ich muss gestehen, dass ich es nicht weiß, Miss Millbury.« Diese Tatsache beunruhigte ihn, das war deutlich zu sehen. »Vielleicht ein Geschenk von Seiner Lordschaft?«
»Oh!« Dieses tonlose Geräusch ließ Fortescue zu besorgt
wirken, sodass Phoebe dieses verdammte Lächeln wieder aufsetzte und das Kästchen öffnete.
»Oh!«
Von einer Seite bis zur anderen war es in zwei Lagen mit mehr Pralinen gefüllt, als Phoebe emals außerhalb der Konfiserie heute Nachmittag gesehen hatte. Beim Anblick der großzügigen Menge blieb ihr der Mund offen stehen.
»Das muss...« Ein Vermögen gekostet haben. Eine dumme Bemerkung in einem derart herrschaftlichen Haus. Unfähig, ihre Überraschung und Freude zu verbergen, wandte sich Phoebe mit atemloser Begeisterung an Fortescue. »Woher weiß er das? Ich habe geglaubt, niemand auf der Welt wüsste, wie sehr ich Schokolade liebe!«
Fortescue starrte das Kästchen mit eisiger Konsterniertheit an. »Ah... Seine Lordschaft kann äußerst scharfsinnig sein.«
Phoebe berührte nachdenklich den mit Satin überzogenen Deckel. Wenn Brookhaven schon jetzt etwas derart Persönliches über sie herausgefunden hatte...
Den ganzen Tag über hatte sie den Eindruck gewonnen, dass ihr Verlobter nicht wirklich an ihr interessiert war. Vielleicht täuschte sie sich. Vielleicht fiel es ihm nur schwer, seine Gefühle zu zeigen.
Nun, wer zu einer so reizenden Geste fähig war, verdiente eine bessere Chance, als sie ihm bisher gegeben hatte. Er war nicht sein Bruder – na und? Marbrook war ein attraktiver Windhund, der Abend für Abend wahrscheinlich mit den Gefühlen von einem Dutzend Frauen spielte. Je mehr sich Brookhaven von Marbrook unterschied, desto besser!
Fortescue räusperte sich. »Der Schneider hat uns wissen lassen, dass in Kürze mit Eurem Kleid zu rechnen sei. Patricia erwartet es bereits unten. Soll ich nach ihr klingeln, damit sie Euch hilft, Euch ein wenig frisch zu machen?«
Das Kleid, ja die gesamte Brautausstattung, waren ein weiterer Beweis für Brookhavens Großzügigkeit. Und sie hatte nicht mehr für ihn als eine lächerliche goldene Krawattennadel.
Dann schenke ihm deine Loyalität und deine Achtung, und hör auf, dich aufzuführen, als hättest du dein Lieblingskätzchen verloren.
»Danke, Fortescue«, sagte sie abwesend. »Würde es Euch etwas ausmachen, mir zu zeigen, wo meine Cousine Miss Blake untergebracht ist?«
»Miss Blake hat um ein Zimmer am anderen Ende des Flurs von Lady Tessa gebeten.« Fortescues Stimme war anzumerken, dass er gegen diese Entscheidung nichts einzuwenden hatte.
Sophie war tatsächlich am anderen Ende des großen Hauses. »Gütiger Himmel, Sophie!«« Phoebe lächelte ihre Cousine an. »War es denn so schlimm, sich ein Zimmer mit mir zu teilen?«
Sophie schaute zu ihr auf. Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden und ging einen Stapel Papiere durch. »Hallo, Phoebe. Hast du gewusst, dass Brook House über eine absolut erstaunliche Bibliothek verfügt? Dein Vater hat sich bereits darin vergraben. Ich bezweifle, dass wir ihn in den nächsten Tagen viel zu Gesicht bekommen.«
Phoebe wollte nicht illoyal sein, aber allein der Gedanke war abstoßend. »Und wirst du auch verschwinden?« Ihre Stimme war ein wenig wehmütiger, als sie vorgehabt hatte, denn sie durchdrang selbst Sophies Geistesabwesenheit.
Ihre Cousine blickte auf und blinzelte hinter ihren Brillengläsern. »Ist alles in Ordnung, Phoebe? Ich dachte, du wolltest diese Verbindung.«
»Ja. Gewiss. Das will ich auch.« Oder zumindest war sie
sich sicher, dass sie sie wollte, wenn sie sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt hatte. »Es ist nur, dass alles so schnell geht.«
Sophie nickte. »Brookhaven ist ein sehr effizienter Mensch, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass ich jemals jemandem begegnet bin, der so viel vor der Teestunde zuwege bringt.«
»Stimmt.« Phoebe warf sich bäuchlings auf Sophies Bett. »Kleider. Pralinen.« Sie
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