Brennende Sehnsucht
diskretes Räuspern. »Ihr seid natürlich noch nicht hier untergebracht, Miss Millbury«, sagte Fortescue, der hochgewachsene und außerordentlich korrekte Butler von Brook House, voller Anerkennung, als er bemerkte, wie sie schüchtern den Anblick jener vermaledeiten
Tür mied. »Aber ich nahm an, Ihr würdet vielleicht gerne schon einmal sehen, wo Ihre Ladyschaft nach der Hochzeit wohnen.«
Ihre Ladyschaft. Er sprach von ihr, Phoebe Millbury, der Tochter des Vikars, der zukünftigen Herzogin von Brookmoor.
Der schöne Raum schien sich um sie zusammenzuziehen. Die flackernden Feuer, die wahrscheinlich nur für diese Besichtung angemacht worden waren, schienen die ganze im Raum befindliche Luft zu verbrauchen. Phoebe schloss die Augen vor einer Welle der Verzweiflung und presste eine Hand an ihre zugeschnürte Kehle.
Fortescue mochte ihr Verhalten für jungfräuliche Ängste vor dem Brautbett halten, schließlich thronte das Ding wie eine goldene Barke inmitten eines Sees aus weizenfarbenem Teppich, aber Phoebe war egal, was er dachte. Es war nicht die Hochzeitsnacht, die sie ängstigte.
Es war die Hochzeit an sich.
Der Vikar, Tessa, Deirdre und Sophie – sie alle waren inzwischen in ihren Zimmern, hatten sich eingerichtet, um bis zur Hochzeit zu bleiben.
Und nach der Hochzeit? Bliebe sie hier.
Für immer.
Sie würde Brook House niemals verlassen, außer um zu einem anderen der Häuser ihres Mannes zu reisen. Nach der Hochzeit würde sie sich von ihren Cousinen und ihrer Tante und ihrem Vater verabschieden, sie würden gehen, und sie würde bleiben... für immer.
Dieses Wort spukte ihr im Kopf herum wie ein angerissener Nagel, der ständig im Stoff hängen bleibt. Diese ganze Hochzeitsangelegenheit... sie war so permanent. Wenn sie Brookhaven nun doch nicht mochte? Wenn sie irgendwann anfing, ihn zu hassen?
Für immer.
Sie kehrte dem reizenden Raum den Rücken zu und öffnete die Augen. Sie zwang sich zu einem leeren Lächeln und atmete tief ein. »Es ist sehr hübsch. Würdet Ihr mich jetzt zu meinem Zimmer bringen?«
Fortescue führte sie den Flur hinunter, an zahlreichen Türen vorbei bis zu einer, die offenbar weit genug von der zu den Gemächern Seiner Lordschaft entfernt war, um ihre jungfräulichen Befürchtungen zu beruhigen.
Phoebe seufzte erleichtert, als sie das hübsche, aber unprätentiöse Zimmer betrachtete. Es war geräumig, und die Möbel waren erlesen, aber es war eindeutig ein Gästezimmer und keines, das einer Königin genügen würde.
Das Bett war groß und der großzügige Baldachin aus blassgrünem Samt bescheidener als in den Gemächern der Marquise. Die Wände schmückte eine weiße Tapete mit zierlichen grünen Ranken, die vom Boden bis zur Decke reichten. Der gemusterte Teppich war von einem dunkleren Grün, und die Möbel bestanden aus elegantem Rosenholz und waren größtenteils bar jeder Verzierung.
Wenn das andere Zimmer ein goldener Käfig war, dann war dieses hier ein Gartenpavillon. Man genoss aus seinen Fenstern sogar einen Blick auf den formal angelegten Garten hinter Brook House.
Ein freundliches Feuer knisterte in einem winzigen Kamin und begrüßte Phoebe in einem Zimmer, in dem sie sich vorstellen konnte, bis an ihr Lebensende zu wohnen. »Wie reizend! Ich danke Euch, Fortescue.«
»Ihr werdet feststellen, dass Eure Sachen bereits eingeräumt wurden«, erklärte Fortescue. »Ich habe Euch einstweilen ein Mädchen zugeteilt. Ich nehme an, Ihr wollt Euch bald Eure eigene Zofe aussuchen, aber Ihr werdet in der Zwischenzeit Patricia als intelligent und lernfähig kennenlernen.«
Ihre eigene Zofe. Von der Bettlerin zur Prinzessin innerhalb weniger Stunden. Hatte sie nicht erst an diesem Morgen Brookhavens Antrag angenommen?
Nein, du hast Marbrooks Antrag angenommen. Brookhaven klebte nur zufälligerweise stattdessen daran.
»Wenn Ihr einverstanden seid, Miss Millbury, würde ich Euch gerne das gesamte Personal vorstellen – nachdem Ihr ein wenig geruht habt, selbstverständlich.«
Mist. Man erwartete von ihr, die zweifellos lange Reihe der Dienerschaft abzuschreiten und sich deren Namen und Funktionen einzuprägen.
»Oh, nein!«, entfuhr es Phoebe. Dann setzte sie wieder ihr leeres Lächeln auf. »Ich denke, ich ziehe es vor, damit zu warten, bis ich offiziell die Herrin des Hauses bin. Bis dahin bin ich nur ein Gast wie jeder andere.«
»Wie Ihr wünscht, Miss Millbury.« Fortescue zuckte nicht einmal mit der Wimper, aber Missbilligung strömte aus allen
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