Brennende Sehnsucht
Nein, endlich verstehe ich es. Du willst mich nicht lieben.«
Sie sagte nichts, ließ ihr Schweigen für sich sprechen. Er schluckte, und der Schmerz in seiner Brust machte diese einfache Sache zur Qual.
Diese Festung ließ sich nicht einnehmen. Er konnte ihre
Bedenken nicht mit seinem Charme zerstreuen. Phoebe, so sanft und warm, so süß und liebreizend – sie war stärker, als es den Anschein hatte. Ihr eiserner Wille, ihn nicht zu lieben, aus welchem Grund auch immer – und er war der Erste, der zugab, dass sie viele dafür hatte -, war für sein Flehen nicht empfänglich.
Der Augenblick dehnte sich aus, und die Stille zwischen ihnen wuchs zu einer unüberwindlichen Mauer. Rafe spürte den eisigen Hauch, der von den kalten Steinen ihrer Entschlossenheit zu ihm herüberwehte.
Die Macht ihrer Ablehnung drängte ihn zu einem langsamen Rückzug gegen das Rückenpolster seiner Sitzbank. »Ich verstehe.«
Er versuchte gegen den Druck, der auf ihm lastete, einzuatmen. Seine Brust schmerzte. »Ich will Euch nicht länger bedrängen. Bitte verzeiht mir den Schmerz, den ich in meiner Unwissenheit verursacht habe.« War das seine Stimme? Er klang wie ein Mann, der unter einem riesigen Felsbrocken eingeklemmt war.
Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus, wollte aussteigen und die Diener holen, als ihre zitternde Hand sich leicht auf seinen Arm legte. Er schaute die kleine Hand an, die bebenden Finger, die kaum den Stoff seines Ärmels berührten. »Miss Millbury.«
»Rafe.« Ihre Stimme klang gequält. Wie seine. »Es tut mir leid.«
»Nein«, sagte er sanft, ohne den Blick von ihrer Hand zu heben, von dem weißen Lammleder auf schwarzem Wollstoff. »Mir tut es leid. Es tut mir leid, dass ich mein Leben damit verbracht habe, Ehrenhaftigkeit zu vermeiden, anstatt sie mir zu erwerben. Es tut mir leid, dass ich nicht früher versucht habe, ein Mann zu sein, der eine Frau wie dich verdient. Es tut mir leid, dass ich nicht an jenem ersten
Abend auf dem Ball um deine Hand angehalten habe. Es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin und dir nicht genug bieten kann.«
Ihre Hand strich an seinem Ärmel hinunter, und ihre Finger verschränkten sich mit seinen. »Nein. Vielleicht zu spät, aber niemals nicht genug. Wenn ich dir nur sagen könnte...«
Er stöhnte. »Was soll das, Phoebe? Warum weist du mich erst zurück und reizt mich dann, indem du mich berührst? Warum stößt du mich erst weg, um mich dann wieder an dich zu ziehen?«
Sie lachte. Es war ein erstickter, gebrochener Laut. »Es liegt nicht an mir – bald wirst du etwas über mich erfahren. Ich werde Calder heiraten, dann wird er Herzog, und du wirst etwas erfahren. Wenn dieser Tag kommt, bitte – bitte versteh dann, dass ich keine Wahl hatte. Du wirst dich daran erinnern, dass ich meinem Vater gehorcht habe und dass ich ein Feigling war. Aber du musst dich auch daran erinnern, dass ich dich von ganzem Herzen geliebt habe. Der Mann, der du bist, ist nicht der Grund, weshalb ich dich ablehne. Der Mann, der du bist, ist der Grund dafür, dass es mir so unendlich schwerfällt.«
»Du bist kein Feigling.« Er hob ihre Hand an seine Lippen. »Du bist eine Frau von Ehre, die das Versprechen, das sie einem guten Mann gegeben hat, nicht bricht. Ich könnte dich nicht so lieben, wenn es anders wäre. Calder ist ein guter Mann. Er wird dir nie absichtlich wehtun.« Anders als ich, der ich dir bereits so großen Schmerz mit meiner Hartnäckigkeit bereitet habe.
Sie konnte seine Gedanken nicht gehört haben, aber wie immer schien sie sie zu kennen. »Du bist auch ein guter Mann, Lord Raphael Marbrook. Du magst glauben, dass es nicht so ist, aber ich könnte dich nicht so sehr lieben, wenn
es nicht so wäre.« Ihre Stimme bebte, und er spürte das Zittern zurückgehaltener Tränen in ihren Fingern.
Er streckte die Arme nach ihr aus, zog sie an sich, legte das Kinn auf ihren Scheitel. »Es wird alles gut, süße Phoebe. Du wirst ein herrliches Leben haben, und eines Tages werde ich zu Besuch kommen und deinen Kindern ein guter missratener Onkel sein, werde ihnen Süßigkeiten schenken, von denen ihnen schlecht wird, und Spielsachen, die zu viel Lärm machen.«
Sie lachte an seiner Weste, aber zwischen zwei Atemzügen verwandelte sich ihr Glucksen in Schluchzen. Er hielt sie fest, während sie weinte, fühlte die Hitze ihrer Tränen durch Weste und Hemd, wie Brandzeichen auf seiner Brust. Sie würden Narben zurücklassen, auch wenn er der Einzige wäre, der
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