Brennende Sehnsucht
Reichweite – eine Stimme war hoch, die andere tief. Sie konnte sie deutlich sehen, aber ihre Masken hatten gehalten. Der kleinere Mann schien seine aus einem Hemdsärmel gemacht zu haben. Die Manschette flatterte bei jeder seiner Bewegungen hinter ihm in der Luft.
Blutige Anfänger!
Sie stellte sich breitbeinig über Rafes leblosen Körper und zückte grimmig ihre Waffe. »Macht, dass Ihr weggkommt, Ihr ziegenschändenden Bastarde!«
Der kleinere Mann japste nach Luft. »Contenance!«
Der größere Mann stieß seinen Gefährten zurück. »Klappe, St-Stone!«
»Was?« Der kleinere Mann rutschte im Matsch aus, dann fing er sich. »Oh. Gut... Fox.«
Der Hüne knurrte seinen Gefährten an, dann wandte er sich wieder an Phoebe. »Also, Miss, es gibt überhaupt keinen Grund für Euch, sich so aufzuregen. Wir haben geschäftlich mit dem Herrn hier zu tun, haben aber nicht die Absicht, Euch zu schaden.«
Phoebe bleckte die Zähne. »Das ist aber schade, denn ich habe sehr wohl vor, Euch zu schaden!«
Sie holte zu einem mächtigen Schlag aus und ließ den Ast in der Nachtluft knirschen. Beide Männer machten einen Satz zurück, stolperten im Morast, den sie bei ihrem Kampf mit Rafe aufgewühlt hatten. Sie hielt den Ast wieder bereit, umklammerte ihn wie einen Cricketschläger.
Der große Mann hob beschwichtigend beide Hände. Das Lächeln unter seiner Maske war weiß. »Dafür gibt es überhaupt keinen Anlass, Miss.« Seine tiefe Stimme war geschmeidig und schmeichlerisch. »Ihr seid viel zu hübsch, um so gewalttätig zu sein.«
Phoebe ließ zögernd den Ast ein wenig sinken. »Bin ich das?«
Ermutigt machte der Kerl einen weiteren Schritt auf sie zu. »Gewiss doch. Ihr seid ein Bild von einer Frau, wenn ich so sagen darf. Wirklich, der Kerl ist doch gar nicht Manns genug für eine wie Euch.«
Phoebe schaute auf Rafe herab, der mit dem Gesicht im Dreck lag. »Ist er nicht?« Sie ließ den Ast auf ihrer Schulter ruhen, während sie darüber nachdachte. Dann schaute sie wieder zu dem Mann in Schwarz auf. »Und Ihr?«
Er lachte glucksend und machte noch einen Schritt auf
sie zu. Mehr hatte sie nicht gebraucht. Sie schwang den Ast mit aller Kraft, riss ihn hoch und zog ihm den Mann über den Kiefer. Sie hörte seine Zähne fest aufeinanderschlagen und einen tiefen Schmerzenslaut, während der Aufprall den Ast in ihren Händen zittern ließ. Der große Mann schwankte eine Weile rückwärts, bevor er hart auf dem Boden aufschlug, wo sein Körper im Matsch versank.
»Wo-Fox!« Der kleinere Mann rannte zu seinem Kameraden und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. »Fox! Kannst du mich hören?«
Der große Mann stöhnte. »Dich kann man noch im verdammten Paris hören, St-Stone!« Er schubste den anderen Mann beiseite und stand auf, während er sich mit einer Hand vorsichtig das Kinn befühlte.
In seiner anderen Hand hielt er die Pistole, die direkt auf ihr Herz gerichtet war.
Oh, verdammt. Die hatte sie ja ganz vergessen!
Der kleinere Mann keuchte auf. »Was hast du vor? Du kannst doch keine Dame erschießen!«
Der Hüne knurrte. »Oh, doch. Und ob ich das kann. Sie hat mich geschlagen!«
Stone wich einen Schritt zurück. »Du wirst nichts dergleichen tun.« Seine Stimme klang anders, autoritär und streng. »Vergesst nicht, wer Ihr seid, Sir.«
Fox schien Schwierigkeiten zu haben, sich daran zu erinnern, wer auch immer er sein mochte. Phoebe wartete, ihr Atem ging rasch und oberflächlich, ihre Hände zitterten, ihre Wut verrauchte unter dem Ansturm ihres Entsetzens. Dann ließ der große Mann die Pistole sinken.
»Dann eben ein andermal«, sagte er bitter. Er zog die Pistole vor ihr wie einen Hut. »Miss.«
Schließlich hob der Wegelagerer die Pistole und feuerte über die Köpfe der Brookhaven’schen Kutschenpferde. Die
Tiere scheuten und jagten in die Nacht davon. Ihre kräftigen Hinterteile verschwanden in der Dunkelheit und mit ihnen die Kutsche und jegliche Hoffnung Phoebes auf eine schnelle Rettung.
»Oje«, seufzte Stone sanft.
Fox lächelte gemein. »Einen schönen Spaziergang, meine Liebe. Ich hoffe sehr, dass Seine Lordschaft nicht allzu schwer ist.«
Dann verschwanden auch die beiden in der Dunkelheit. Sie hörte es krachen und ihr lautes Fluchen, bevor ihre Stimmen sich im Nichts verloren.
Erst dann wagte sie es, ihre Waffe von sich zu werfen und neben Rafe niederzuknien. Sie drehte ihn auf den Rücken und wischte ihm den Dreck vom Gesicht, betrachtete ihn so genau, wie das Mondlicht
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