Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
losgehen.
Unterwegs hatte Olof immer wieder über das nachgedacht, was er hier eigentlich gerade tat. War es die richtige Entscheidung? Oder lief er dabei nur in sein Verderben? Je länger er unterwegs war, desto größer wurden die Zweifel, die an ihm nagten. ‚Wenn doch endlich die Stadt am Horizont auftauchen würde! Dann hätte das Grübeln ein Ende.‘ Er warf einen Blick in seine Karte. Eigentlich müsste er Tramor bald erreicht haben. Also spähte er beharrlich in Richtung Süden. Immer auf der Suche nach den ersten Türmen oder anderen Vorboten. Dann schließlich war es soweit. Gerade als er einen der zahllosen Hügel mit seinem Pferd erklommen hatte, zeichnete sich am Horizont die Silhouette der Stadt ab. Türme und Mauern ohne Ende. Dazu die Kuppeln gewaltiger Paläste. Tramor schien riesig zu sein. Weitaus größer als jede andere Stadt, die Olof Sigvaldsson jemals zuvor gesehen hatte. Noch konnte er nicht allzu viel erkennen. Doch allein schon die Ausmaße hinterließen einen anständigen Eindruck bei ihm. Augenblicklich ging ein Ruck durch den Nordmann. Jegliche Müdigkeit und jeder Zweifel fielen von ihm ab. Olof sprühte nur so vor Energie und Tatendrang. Er war schließlich angekommen, hatte sein Ziel erreicht. Mit einem freudigen „Jahaa!!“ gab er seinem Pferd die Sporen. ‚Tramor, ich komme!‘
Noch während er den Hügel hinunter ritt, registrierte er plötzlich ein merkwürdiges Flimmern in der Luft. Ein bläulicher Schimmer bewegte sich schnell auf ihn zu. Irritiert blickte er sich um und warf sich instinktiv im Sattel zur Seite. Im gleichen Moment sauste auch schon etwas an ihm vorbei. Er konnte den Luftzug deutlich im Gesicht spüren. Und für einen kurzen Moment sah er eine menschengroße geflügelte Gestalt mit bläulicher Haut und langen spitzen Krallen. ‚Wie überlange Nadeln .‘, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn dieses Viech ihn damit erwischt hätte… Er schob den Gedanken schnell beiseite. Denn im nächsten Augenblick sauste eine zweite Gestalt auf ihn zu. Diesmal konnte er das Wesen besser erkennen, obwohl das nicht unbedingt von Vorteil war; denn dieser Anblick war ganz gewiss kein angenehmer. Aus insgesamt sechs Augen starrte es ihn an. Geistesgegenwärtig riss er an den Zügeln und ritt ein Ausweichmanöver. Gleichzeitig zückte er das Schwert und hieb damit vom Sattel aus nach der geflügelten Bestie. Doch die war schon längst wieder außer Reichweite. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der erste Angreifer wendete und zu einem erneuten Sturzflug ansetzte. Mit äußerster Kraft trieb er sein Pferd an. Er musste die Stadt erreichen. Dort fand er vielleicht Sicherheit.
Sein Pferd machte einen großen Satz und verfiel in einen stattlichen Galopp. Aber so sehr es sich auch bemühte und rannte, die geflügelten Angreifer ließen sich einfach nicht abhängen. Vielmehr stießen sie ein ums andere Mal auf Olof nieder und schlugen mit den gefährlichen Klauen nach ihm. Tapfer versuchte er sich mit Schwert und Schild zu verteidigen oder zumindest zu schützen. Doch zwei Klauenhiebe waren bereits durch seine Deckung hindurchgekommen. Blutende Wunden an der Schulter und am Oberschenkel zeugten davon, dass das alles kein Spaß war. Im Gegenteil: Die Lage war wirklich ernst. Todernst! Und sie wurde noch ernster. Denn nun erwischte eine der Bestien Olofs Pferd an der Seite. Die Klauen drangen tief in das Fleisch des Tieres ein. Es wieherte verzweifelt und wollte sich aufbäumen. Mit aller Macht riss Olof an den Zügeln. Doch das machte es nur noch schlimmer. Der rechte Vorderlauf des Pferds knickte ein. Es stürzte. Geistesgegenwärtig rollte der Nordmann sich ab und gelangte mit abenteuerlichen Verrenkungen auch wieder in den Stand. Hastig sondierte er die Lage. Sein Pferd lag am Boden und zuckte panisch mit den Gliedern. Die Angreifer stürzten nun beiden synchron, aber aus verschiedenen Richtungen auf ihn herab. Sie nahmen ihn in die Zange. Einer würde ihn dabei schon erwischen. „So endet es also.“, sagte der Nordmann zu sich selbst und griff trotzig nach seiner Axt.
Da zuckten zwei weiße Blitze durch die Luft. Im wahrsten Sinne des Wortes wie aus heiterem Himmel. Denn Wolken waren da oben weit und breit nicht zu entdecken. Die Blitze schlugen direkt in die beiden Angreifer ein und ließen sie förmlich in der Luft explodieren. Es gab einen lauten Knall. Dann roch es streng. Reflexartig legte Olof die Arme vor sein Gesicht, um dem grellen Licht der Explosion zu entgehen.
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