Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
kannte der Jubel der Nordmänner keine Grenzen. Die fünf Gefährten wurden gefeiert wie Helden. Insbesondere Olof und seiner Axt galt ihre Aufmerksamkeit. Immer wieder wurde er mit Einar verglichen. Ein Barde schrieb sogar eine Ode über ihn und seine Heldentaten. Und der Nordmann fühlte sich geschmeichelt. Ja, es gefiel ihm gut, so verehrt zu werden.
Gustav XII. hatte Boten in die anderen Teile Frigias ausgesandt, um die Nachricht vom Sieg über die Dämonen überall verbreiten zu lassen. Alle Herrscher sollten Truppen ausschicken, um die letzten marodierenden Dämonen zur Strecke zu bringen und diese Bedrohung endgültig zu beseitigen. Schließlich lauerten in den eisigen Landen genügend andere Gefahren. Auf diese konnten sie also gut verzichten.
Am nächsten Morgen wollten die Schattensammler Frigia verlassen. Noch einmal saßen sie gemütlich mit dem Jarl und seinen Leuten beisammen. Auf Bardinius Schulter räkelte sich Orbin und schmiegte sich an die Wange des Magiers. Der Drache sah noch ziemlich mitgenommen aus. Doch der Schlaf hatte ihm geholfen. Bald schon würde er wieder ganz der alte sein. Unvermittelt stand Olof auf und bat mit einer ausholenden Bewegung seines Arms um Ruhe. „Liebe Freunde!“, sagte er mit betont fester Stimme und schaute langsam in die Runde, „Ich habe eine wichtige Entscheidung getroffen.“ Dann wandte er sich direkt an die Schattensammler. „Es ist noch nicht lange her, da waren wir Fremde füreinander. Ihr habt mich unterstützt. Gemeinsam haben wir viel erlebt. Unbeschreibliche Dinge, über die man eigentlich ein Buch schreiben müsste. Heute bin ich sehr stolz darauf, euch meine Freunde nennen zu dürfen.“ Er stockte einen Moment. „Dennoch kann ich nicht mit euch nach Mondoria zurückkehren. Mein Herz sagt mir, dass ich hier bleiben muss. Die Axt, die ich trage und die ein Teil von mir geworden ist, gehört hierher. Und deshalb gehöre auch ich hierher nach Frigia. Das Schicksal hat meinen Weg in diese Welt geführt und mir gezeigt, dass ich hier gebraucht werde. Ich danke euch für die gemeinsame Zeit und werde sie niemals vergessen.“ Der Rest seiner Worte ging in einem gewaltigen Jubelsturm unter. Die Nordmänner sprangen auf und liefen auf Olof zu. Immer wieder klopften sie ihm auf die Schulter. Sie durften ihren Helden behalten. Ein schöneres Geschenk konnten sie sich kaum vorstellen.
Am nächsten Tag machten sich die Schattensammler auf den Heimweg. Olof begleitete sie bis zum Burgtor und drückte Snip ein Schreiben und ein Beutel mit Münzen in der Hand. „Gib das bitte meiner Frau und sagt ihr, dass ich verstorben bin. Auch wenn ich sie nicht wirklich vermissen werde, so ist sie mir doch die ganzen Jahre treu gewesen. Wenn sie davon ausgeht, dass ich tot bin, findet sie vielleicht einen anderen Mann.“ Snip versprach es ihm und alle umarmten sich noch ein letztes Mal, bevor sie aufbrachen. Eine Eskorte des Jarls begleitete sie. So würden sie zügig vorankommen. Gemeinsam hatten sie entschieden, die Tunnel, die ihre beiden Welten miteinander verbanden, zu sprengen. Das schien ihnen das Beste zu sein. Noch einmal umarmten sie den neuen Helden von Frigia. Dann stiegen sie auf ihre Pferde und ritten los. Es ging nach Hause.
Epilog
Kalt. So kalt. Und finster. Der Verstand fast eingefroren. Die Kälte zehrte an den letzten Reserven. Die Lebensfunktionen auf das Nötigste eingeschränkt. Gerade genug zum Dahinvegetieren.
Regungslos. Eingeklemmt. Eingeschlossen. Ein Gefängnis aus Eis. Kein Ausweg. Keine Hoffnung. Keine Chance. Brutal. Nur ein kleiner Funke glühte noch. Tief in seinem Inneren verborgen, hielt er das Feuer am Glimmen. Die Wut fachte es an, nährte es. Diese unbändige Wut. Größer und stärker als je zuvor. Sie schrie nach Rache, wollte Genugtuung.
Mit ungeheurer Anstrengung öffnete er ein Auge. Rot leuchtete es in der Finsternis. Ein böses, unheilverheißendes Leuchten. Als wollte es sagen: Es ist noch nicht vorbei…
Weitere Bücher der Autoren
Die Chroniken von Mondoria
Wie alles begann Band 1: Das Artefakt
Claudia und Urs Muther
Erschienen 2012
Kurzbeschreibung:
„Lebt er noch?“ Bei der Frage hob Nogg die Axt etwas höher. „Ja. Aber vielleicht hätte ich ihn nicht am Leben lassen sollen.“ Snip spielte für einen kurzen Moment mit dem Gedanken umzukehren und genau das nachzuholen. „Ich laufe gern zurück“, bot Nogg sich an. „Nein, dafür ist jetzt keine Zeit. Wir bleiben zusammen.“ Ein lautes
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